Die Anfänge des Films als Kunstobjekt

Hier könnt ihr diskutieren, was das Zeug hält, jedoch nur über alles, was das Thema Film betrifft.

Moderator: Detlef P.

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Voland
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Die Anfänge des Films als Kunstobjekt

Beitrag von Voland »

Auf Grund einer interessanten Diskussion in einem anderen Thread entschloss ich mich, hier eine ordentliche Diskussionsgrundlage zu schaffen.

Dass die Grenzen fließend übergehen, lässt sich leider nicht vermeiden. Doch man kann in etwa eine Linie ziehen bzw. nach Regionen unterscheiden. Wann genau war also der Beginn des Kunstfilms?

Ich habe meine Bücher zu Raten gezogen und kam auf folgende Theorie:
Eine sehr einfache Lösung wäre, die Gründung des ersten Kunstfilm-Vereines als Datum für den Beginn zu nehmen. Das wäre dann der 17. Februar 1908. Abgespielt hat sich das in Frankreich, wobei einige Monate später der erste offizielle Kunstfilm entstand: Die Ermordung des Herzogs von Guise.

Selbst wenn man das jetzt nicht so einfach hin nimmt, lässt die damalige Situation des Kinos einen beinahe vollständigen Überblick zu. Frankreich und Amerika, das waren die großen Filmnationen (mit ihren beiden unterschiedlichen Systemen).

Dass der eigentliche Beginn als reine Unterhaltung gedacht war, lässt sich nicht verschweigen - will man ja auch gar nicht. Doch schon bald entwickelte sich, vor allem in Europa (Frankreich), der Film, der nicht mehr bloß irgendwelche Dokumentationen zur Unterhaltung zeigte. Es begann die Ära des Georges Melies, der ja mit seinen ersten Filmen schon mehr wollte als nur zu unterhalten. Er versuchte durch seine Filme zu sprechen, nicht nur zu unterhalten.

Andererseits war Amerika auf dem Unterhaltungstrip. So sah man dort zum Beispiel "Der große Eisenbahnüberfall".

Daher würde ich sagen, dass man die Anfänge des Kunstfilms schon mit der zweiten Generation an Regisseuren, spätestens aber mit der Verbreitung des Films in andere Länder datieren kann. Die Entstehung des ersten Kunstfilmvereines ist hier bloß ein symbolischer Fakt, der praktisch als Resultat vorangegangener Überlegungen angesehen werden kann.

Wie seht Ihr das? Wo würdet Ihr den Beginn setzen, welche Informationen habt Ihr einzubringen?


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Ich habe mir ehrlich gesagt nie Gedanken darüber gemacht, da ich den Film im allgemeinen als Kunstobjekt betrachte und da ich dachte, dass er während seiner Anfänge genau diesen Ruf hatte und der Unterhaltungsaspekt erst sehr viel später einfloss.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Voland
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Beitrag von Voland »

Damien hat mich in einem anderen Thread vollkommen korrekt verbessert. Der Film war ein Jahrmarktsvergnügen. Es hatte die ersten Jahre überhaupt nichts mit Nachrichtenverbreitung oder Kunst zu tun.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Interessant, habe ich nicht gewusst!


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Beitrag von Voland »

Das erinnert mich jetzt an den niesenden Mann (oder Frau). Habe mal eine Bilderfolge gesehen. Seltsam, womit die Leute damals unterhalten wurden *g*


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Meine Meinung ist halt das die wahre Filmkunst erst mit "Der Golem" oder " Metropolis" angefangen hat. Oder der Caligari Film!
Das andere war ein ausloten von Kameras und Schnitten und ein "an die Grenzen" gehen" welches man meiner Meinung nach nicht als Kunst sondern vielmehr als "Forschung" einstufen kann.


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
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Voland
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Re: Die Anfänge des Films als Kunstobjekt

Beitrag von Voland »

Hm, an sich ist die Forschung ein wichtiger Teil der Filmkunst. Neues ausprobieren. Das hat doch schon seit Anbeginn des Kunstfilmes die Wege gezeichnet. Nouvelle Vague, Neorealismus, Surrealismus, Russische Avantgarde, der deutsche Expressionismus. Die Kunst besteht darin, neue Wege zu erkunden. Jetzt aber nicht Wege, wie man am besten eine Actionszene choreographiert. Denn diese Sachen sind meist nur aufgewärmt und ein wenig abgewandelt um einen gewissen Effekt des Neuen zu erzielen.

Ich denke, dass das Ausprobieren vor Beginn des Films statt fand. Denn es gab doch schon bewegte Bilder vor 1895. Bloß war es eben immer nur für eine oder sehr wenige Personen zugänglich. Und das Experimentieren fand schon in jenen Tagen statt bzw. als man versuchte an Hand der Fotografie bewegte Bilder zu erlangen.


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