Reality TV erreicht größenwahnsinnige Dimensionen

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Murillo
die graue Eminenz
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Reality TV erreicht größenwahnsinnige Dimensionen

Beitrag von Murillo »

NEUE "BIG BROTHER"-STAFFEL

Parallelwelt in Köln-Ossendorf

"Big Brother" wird zur "Truman Show": Für die neue Staffel der Reality-Serie hat der Fernsehsender RTL 2 ein ganzes Dorf errichtet. Die Bewohner der Siedlung werden in "Arme", "Normale" und "Reiche" unterteilt. Beunruhigend: Eine zeitliche Begrenzung gibt es für das am 1. März startende Format nicht.


Der Briefkasten am Haus mit der Nummer 3 ist alt und verbeult. Drinnen sieht es nicht viel besser aus: Rohre und Leitungen verlaufen sichtbar an den kargen grauen Wänden, in den kleinen Raum sind sechs schmale einfache Betten, der Esstisch und der einfache Holzofen gezwängt. So werden die "Armen" unter den Kandidaten der neuen "Big Brother"-Staffel leben.

"Das Dorf" heißt die Reality-Soap von RTL 2, in der ab 1. März wechselnde Bewohner in einer eigens errichteten kleinen Siedlung bei Köln-Ossendorf miteinander leben werden. Laufen soll die Serie nach dem Willen von RTL-2-Unterhaltungschefin Katja Hofem-Best "endlos": zumindest so lange, wie die Zuschauer mitmachen. Das Leben der Bewohner komme dem Leben in der echten Welt immer näher, sagte Produzent Rainer Laux am Mittwoch in Köln: "'Big Brother' wird immer mehr ein Abbild der Gesellschaft."

Und so wie im echten Leben sind auch hier nicht alle gleich, sondern in "Arme", "Normale" und "Reiche" eingeteilt. Die einen arbeiten in der dorfeigenen Autowerkstatt, dem eigenen Mode-Label und auf dem Bauernhof als Chefs, die anderen als Assistenten oder gar als Hilfsarbeiter. Die "Armen" müssen zusätzlich auch die Müllbeseitigung und im Winter das Schneeschippen übernehmen. Und während sie sich anschließend in ihrem kleinen Ein-Raum-Haus drängeln, machen es sich die "Reichen" in einer noblen 200-Quadratmeter-Wohnung mit schicken Möbeln, großem Flachbild-Fernseher, Luxus-Badezimmer und Terrasse mit Pool gemütlich.

Die "Normalen" leben auf 60 Quadratmetern im Haus dazwischen. Der entscheidende Unterschied zur Realität draußen sei, dass es hier auf Wunsch umsonst psychologische Betreuung gebe, so Laux: "Und sie zahlen keine zehn Euro Praxisgebühr."

Die ersten 15 Kandidaten für das "Dorf" sind zwischen 19 und 43 Jahren alt und verkörpern ganz unterschiedliche Typen; Näheres war über sie vor dem Start nicht zu erfahren. "Big Brother" lebe davon, dass "unterschiedliche Charaktere aus unterschiedlichen Lebenswelten" zusammenkommen, sagte Laux: Und von den Geschichten, die dort passierten. Die Kandidaten seien nun einmal echte Menschen, die authentisch leben und die auch regelmäßig das machen, was sie wollen.

"Wir machen die modernste Daily-Soap der Welt"

Im Dorf bleiben können die Bewohner theoretisch so lange, wie sie möchten - es sei denn, sie werden irgendwann von den Zuschauern herausgewählt oder sie tauschen freiwillig das Big-Brother-Dorf wieder gegen das Leben ohne Kameras ein. "Wir machen die modernste Daily-Soap der Welt", sagte Endemol-Deutschland-Chef Borris Brandt über die Sendung.

Schon die derzeit noch andauernde, über ein Jahr laufende fünfte Staffel von "Big Brother" sei in Deutschland ein Erfolg gewesen, mit dem international kaum jemand gerechnet habe, sagt Brandt. Das Dorf stelle nun "die konsequente Weiterentwicklung aus fünf Jahren 'Big Brother' in Deutschland" dar: "Wir haben Reality in eine neue Dimension verholfen."

Laut Rainer Laux liebäugelt man inzwischen auch in anderen Ländern mit der über ein Jahr laufenden Big-Brother-Sendung: "Die ersten Interessenten haben es sich angesehen." Speziell aus Russland sei Interesse vorhanden.

Das Moderatoren-Trio für die neue Staffel besteht aus Ruth Moschner (sie wird nach bisherigen Ankündigungen im Mai abgelöst), Außenreporter Oli P. sowie Kommentator Jochen Bendel, die das Geschehen beobachten und für die Zuschauer kommentieren werden. 100 Kameras und 60 Mikrofone zeichnen das Leben im "Big Brother"-Dorf 24 Stunden am Tag auf. Zu sehen gibt es die täglichen Arbeiten der Dorfbewohner, die Begegnungen in der von den "Normalen" betriebenen Kneipe, aber auch Wettkämpfe und Spiele in der eigens dafür eingerichteten Arena.

Die Bewohner kämpfen dabei um ihre Position innerhalb der Dorfgemeinschaft, aber auch um verschiedene Belohnungen und Preise. Innerhalb eines Jahres winken im "Big Brother"-Dorf rund eine Million Euro Preisgeld; diesmal wird die Summe nicht als Ganzes ausgespielt, sondern in Form von Geld- und Sachpreisen für verschiedene Wettbewerbe.

Zu sehen ist die Sendung auf RTL 2 montags bis samstags um 19.00 Uhr, sonntags um 20.15 Uhr. Jeden Montag steht zusätzlich um 20.15 Uhr "Big Brother - Die Entscheidung" auf dem Programm. In dieser Sendung müssen die von den Zuschauern alle zwei Wochen per Telefon aus dem Dorf gewählten Bewohner die Siedlung verlassen und neue Kandidaten ziehen ein. Wem das immer noch nicht reicht, der kann beim Pay-TV-Sender-Premiere täglich 24 Stunden live das Leben im "Big Brother"-Dorf beobachten.

Nicola Lange, AP (www.spiegel)
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Voland
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Beitrag von Voland »

Ich war schon seit Anbeginn der Reality Shows gegen diesen ganzen Kram. Finde es abartig, wie sich manche zur Schau stellen. Wenn, dann sollen sie das als Sex-Show aufziehen, dann ergibt das wenigstens Sinn. Aber diese Andeutungen hintenrum mag ich nicht. Dieses ekelhaften Voyeurshows kann sich doch keiner mehr angucken. Vor allem tragen dort alle ihre Dummheit so stolz vor sich her, dass man sich fragen muss, ob die Schüler bei der PISA-Studie nicht sogar Hilfe von den Lehrern hatten. Oder ist das wie ein Magnet für Abschaum?

Hat mich aber schon immer fasziniert, dass auch bei den Talkshows Leute so ziemlich alles für Geld machen. Gut, wenn ich beinahe Penner bin und kein Geld habe, dann würde ich sicher auch viel tun. Aber so demütigen? Haben die Leute denn keine Ehre?

Talkshows, Reality-Shit und diese ganzen Sachen wie Gerichtssendungen - alles gequirlte Kacke. Das Traurige an der Sache sind die Einschaltquoten. Manchmal sagt sowas sehr viel über den Charakter eines Landes. Da will wohl manch einer den Amis nacheifern. Sehr schade alles...


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