Die besten Kinofilme 2017

Hier könnt ihr diskutieren, was das Zeug hält, jedoch nur über alles, was das Thema Film betrifft.

Moderator: Detlef P.

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Detlef P.
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Die besten Kinofilme 2017

Beitrag von Detlef P. »

Und hier ist sie!
Meine Liste mit den besten Filmen des Jahres 2017:

1. Manchester by the Sea

Was für ein intensiver Film!
Was für ein schweres Thema hier erzählt wird, welches dennoch mit einer gewissen Form der, beinahe schon, Leichtigkeit erzählt wird.
Manche Szenen sind sogar, durch ihren herrlich-sarkastischen Humor, richtig komisch geraten und machen wirklich Spaß.
Es ist wirklich eine große Kunst, in so einen Film so gekonnt humorvolle Momente einfließen zu lassen, obwohl es genug tieftraurige oder wirklich dramatische Szenen gibt.
Der ganze Film strahlt dadurch eine regelrechte Erhabenheit aus, all diese Dinge so gekonnt unter einen Hut zu bringen.
Casey Affleck zeigt hier eine Glanzvorstellung als tragisch gebrochene und dadurch abgeklärt zynische Figur und wurde dafür auch zu Recht ausgezeichnet.
Sein Spielpartner Lucas Hedges ist ein absolut ebenbürtiges Äquivalent und auch eine Michelle Williams ist hervorragend wie immer.
Alle profitieren von dem herausragenden Drehbuch und der gekonnten Regie.
Und niemand wird diesen Film beenden, ohne die Intensität dieser filmischen Erzählung gefühlt zu haben.

2. Thor - Tag der Entscheidung

Mit so einem Film hätte ich nicht gerechnet. O.k., nach dem Trailer eigentlich schon. Aber davor bestimmt nicht.
Dass der gut werden würde, dachte ich mir schon. Aber halt nicht sooo gut.
Hier wird mal, ganz locker, einer der allerallerbesten MCU-Filme überhaupt präsentiert, mit Darstellern in absoluter Hochform, die ein perfektes Timing und Gespür für einige der witzigsten Szenen und One Liner zeigen, die man im MCU je hatte.
Gleichzeitig wird eine tolle, ja, Familiengeschichte um Schuld, Sühne und Rache erzählt.
Mit absolut unvergleichlichen Szenen und echten Schauwerten, in denen manche Szenen so schön gestaltet sind, dass man sie sich eingerahmt als Gemälde an die Wand hängen könnte.
Spitzenmäßig umgesetzt von Taika Waititi, der mich kurz zuvor mit "5 Zimmer Küche Sarg" schon begeisterte und hier zusätzlich noch einen der geilsten Sidekicks der jüngeren Filmgeschichte spielen darf.
Rundum gelungenes Blockbusterkino!

3. The Wailing

Ein erstklassiges Stück intelligent gemachtes Horrorkino aus Südkorea.
Der absolut unbekannte Geheimtipp zeigt, warum dieses Land gerade so auf dem Vormarsch ist, die Welt mit ihrer Popkultur zu erobern.
Weil sie frische, unverbrauchte Ideen haben und diese auch gekonnt umsetzen können.
Der Horror brodelt hier wirklich unter der Oberfläche vor sich hin und wird so subtil und langsam entfaltet, wie man es seit den guten, alten 70er Jahren im New Hollywood-Kino nicht mehr gesehen hat.
Die kunstvoll aufgebaute Atmosphäre und die spirituellen Themen lassen einen in den allerbesten Momenten gar an "Der Exorzist" oder "Shining" denken und die hervorragenden Schauspieler tun ein übriges um den Zuschauer in diese fremde, unheimliche Welt abzuholen.
Bis die Geschichte im Finale mit einem echten Paukenschlag endet.
Nicht umsonst wurde der Film in seinem Heimatland mit mehreren Filmpreisen ausgezeichnet.

4. Hacksaw Ridge

Man kann über Mel Gibson denken, was man will. Aber was er wirklich kann, ist Geschichten mitreißend zu erzählen.
In seinen Filmen ist immer so eine gesunde, aggressive Energie zu spüren, bei der man gar nicht anders kann, als mitzufiebern.
So auch hier in diesem Anti-Kriegsdrama, welches so unglaublich schonungslos und direkt daherkommt, wie ich es seit Filmen wie "Der Soldat James Ryan" oder dem südkoreanischen Meisterwerk "Brotherhood" nicht mehr gesehen habe.
Noch imposanter fand ich allerdings den Stimmungswechsel den Mad Mel hier teilweise so locker aus dem Ärmel schüttelt, als würde er an einem Samstagmorgen in seiner Lieblingsbäckerei Brötchen kaufen gehen.
Es gibt hier wirklich lustig-romantische Szenen zwischen den wahnsinnig tollen Hauptdarstellern Andrew Garfield und Teresa Palmer, die besser sind, als echte Romantic Comedies der letzten Jahre.
Den absoluten Vogel schießt dann noch Vince Vaughn als Gunnery Sergeant ab, der mit Sprüchen aufwartet, wie ich sie seit "Full Metal Jacket" nicht mehr gehört habe.
Ein absoluter Volltreffer!

5. Körper und Seele

Ein großartiger, ungarischer(!) Film, der in diesem Jahr mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.
Meiner Ansicht nach völlig zu Recht und ich finde es immer noch schade, dass er nicht auch noch den Auslands-Oscar geholt hat.
Aber, naja, welcher Preis ist wohl wichtiger? :winkie:
Überragende Darsteller in einer so unglaublich intensiven, andersartigen und wortwörtlich fantastischen Liebesgeschichte, dass man nicht mal ansatzweise die Schönheit und Poesie dieses Arthaus-Meisterwerks in Worte fassen kann, sondern sie einfach selbst erleben muss.
Viele, atemberaubende Momente haben sich bei mir so ins Gedächtnis gebrannt, dass ich sie nie wieder vergessen werde.
Ein schöneres Plädoyer gegen die Einsamkeit habe ich wohl ewig nicht mehr gesehen.
Und ein perfektes Beispiel dafür, dass man eigentlich altbekannte Geschichten immer noch mit kreativen Ideen wunderschön umsetzen kann.

6. Get Out

Eigentlich ist es fast ein Wunder, dass dieser Film so gut werden und gleichzeitig so ein künstlerischer, wie auch tatsächlich kommerzieller Erfolg werden konnte.
Wenn man den Film auf die pure Grundidee herunterbricht, klingt es nämlich eher nach einem bescheuerten B-Movie der 70er oder 80er.
Aber was daraus gemacht wird, geht umso tiefer. Denn es handelt sich im Kern selbstverständlich um eine hervorragende Rassismus-Parabel, die intensiv umgesetzt und großartig gespielt wird.
Der Spannungsaufbau geht sehr atmosphärisch und wie aus dem Lehrbuch vonstatten und mündet in einem rasanten und überraschenden Finale.
Das Drehbuch vom ehemaligen Comedian und Schauspieler und heutigen Autorenfilmer Jordan Peele, sollte gar mit einem Oscar ausgezeichnet werden. Wer hätte mit so etwas im Vorfeld gerechnet?

7. Baby Driver

Was für ein witziger, rasanter und irgendwo sogar origineller Film.
Die vielen irren Autostunts, die mit einem echten Killersoundtrack garniert wurden, haben es wirklich in sich.
Dazu noch diese ganzen großartigen Schauspieler, allen voran Kevin Spacey, die dem Film die nötige Authentizität verleihen, um ihn trotzdem ernst genug zu nehmen.
Aus einer total verrückten Grundidee schustert Edgar Wright hier einen der unterhaltsamsten und kurzweiligsten Filme des Jahres zusammen.
Und die Chemie zwischen den unverbrauchten Gesichtern Ansel Elgort und Lily James stimmt einfach zu 100%.
Rundum gelungener Eskapismus!

8. Coco

Pixar melden sich mit einem ihrer, sowohl optisch, als auch inhaltlich, schönsten Filme der letzten Jahre zurück.
Selten wurde wohl das Thema Tod so unglaublich eindrucksvoll in einem Film - der ja immer noch in erster Linie ein Kinderfilm sein soll - umgesetzt.
Zudem werden dadurch, dass der Film tief in die mexikanische Kultur eintaucht, zusätzlich auch noch unterschiedliche Arten des kulturellen Umgangs mit diesem schwierigen Thema herausgestellt.
Trotzdem ist der Film ansprechend, witzig, spannend, wendungsreich und visuell so wunderschön gemacht, dass man Ende mit einem wirklich guten Gefühl das Kino wieder verlassen kann.
Und wer könnte das bei so einem Thema wohl hinbekommen, außer die genialen Köpfe von Pixar?

9. Elle

Yeah Baby, Paul Verhoeven ist back!
Hier dreht er, wie in den letzten Jahren bei ihm üblich, nicht einen großen Hollywood-Gewaltexzess mit intelligentem Hintersinn, sondern einen extrem gewagten, aber durchaus gelungenen Thriller mit doppeltem Boden.
Und wie man hier sieht, braucht Verhoeven keine Gewaltexzesse wie bei "Total Recall" oder "Starship Troopers", um zu provozieren, denn der Film, der als Vergewaltigungsdrama beginnt und sich dann zu einem teilweise wirklich überraschend witzigen und böse scharfzüngigen Panoptikum der gesellschaftlichen Normen entwickelt, war so heiß, dass den kein amerikanisches Studio produzieren wollte und Verhoeven nach Frankreich ausgewichen ist.
Was gut war, den Isabelle Huppert in der Titelrolle stiehlt allen die Show, wobei der Film trotzdem bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt ist.
Insgesamt eine große Verbeugung vor dem Master of Suspense, Alfred Hitchcock.

10. Moonlight

Selten in meinem ganzen Leben, sah ich einen Film, der mich so unglaublich deprimiert hat.
Die ruhig gehaltene Regie lässt einen den Film dann noch viel intensiver erleben, als es bei den schwermütigen Vorkommnissen sowieso der Fall gewesen wäre.
Trotzdem kann man bei dieser Fülle von aktuellen Thematiken zu keiner Sekunde die Augen verschließen.
Hier werden Rasse, Drogen, Homosexualität und Erwachsenwerden mit nur einer einzigen Figur thematisiert, was einen in manchen Momenten regelrecht erschlagen kann.
Wer sich jedoch darauf einsetzt, sieht herausragende darstellerische Leistungen die einen die pure Essenz des Lebens spüren lassen.
Und trotz der deprimierenden Momente wird man in der allerletzten Minute dann doch noch mit einem winzigen Hoffnungsschimmer aus dem Film entlassen.
Wirklich großes Kino!

Ebenfalls gut waren:

Spider-Man: Homecoming
Es
David Lynch: The Art Life
Guardians of the Galaxy Vol. 2
The Square

Größte Enttäuschung des Jahres:

Auch wenn mich "Trainspotting 2", nach der großen Ankündigung, der Film werde (fast) genauso gut wie sein Vorgänger werden - technisch gesehen - eigentlich mehr enttäuscht hat, geht diese "Auszeichnung" in diesem Jahr ganz klar an "Justice League".
Auch wenn ich schon damit gerechnet hatte, einen verhunzten Film zu sehen, so vereint der Film letztendlich leider doch tatsächlich so wunderbar vergeigt alle Elemente des sogenannten DCEU, dem Gegenstück zu Marvels MCU, dass man gar nicht weiß, ob man sich darüber überhaupt noch ärgern soll, weil man ja sowieso mit so einer Enttäuschung gerechnet hat.
Man merkt, dass gefühlt 5000 Leute bei dieser Katastrophe mitreden wollten, wodurch alles völlig unausgegoren und vor allem unspektakulär wirkt.
Man hat in manchen Momenten regelrecht das Gefühl, sowohl von der Handlung, als auch von den Bildern her, ein billig gemachtes Fernsehspecial zu sehen.
Irgendwo da drin steckt eventuell wirklich ein guter Film und vielleicht werden wir ihn tatsächlich mit der Version von Zack Snyder, die bald erscheinen wird, zu sehen bekommen.
Für dem Moment hält sich meinen Enthusiasmus diesbezüglich aber im Zaum.

Größte Überraschung des Jahres:

Das Comeback von M. Night Shyamalan, der erstens mit "Split" einen wirklich guten, mit Horrorelementen gespickten, Psychothriller mit einem absolut umwerfenden James McAvoy und einer ebenfalls grandiosen Leistung von Anya Taylor-Joy präsentierte, und zweitens, wie sich in der Schlussszene herausstellte, ein indirektes Sequel zu "Unbreakable" sein sollte :surpr1:
Gleich zwei Dinge, mit denen wohl niemand gerechnet hätte.
Wie das Ganze später noch weiterging, sehen wir natürlich in einem der nächsten Kinojahresrückblicke.

Also, Fortsetzung folgt...


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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Damien3
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Re: Die besten Kinofilme 2017

Beitrag von Damien3 »

Da ist Baby Driver mein absoluter Favorit.
Hab ich seit dem auch in der Sammlung.
So eine perfekte Symbiose aus Musik, Schnitt und Film...Wahnsinnig stylish gemacht.

Get Out war absolut ok.

Und Hacksaw wundert mich SEHR!!! Ich habe auch ihn gekauft!
Ich liebe diesen Film!

Ich denke über Justice verliere ich kein Wort bevor ich nicht die richtige Version gesehen habe.


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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