Bobby

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Bobby

Beitrag von Detlef P. »

Bild

USA, 2006
Regie: Emilio Estevez
Darsteller: William H. Macy, Freddy Rodriguez, Shia LaBeouf, Nick Cannon, Elijah Wood, Lindsay Lohan, Laurence Fishburne, Christian Slater, Brian Geraghty, Sharon Stone, Demi Moore, Martin Sheen, Helen Hunt, Heather Graham, Joy Bryant, Joshua Jackson, Svetlana Metkina, Anthony Hopkins, Harry Belafonte, Emilio Estevez, Jacob Vargas, Ashton Kutcher, David Krumholtz, Mary Elizabeth Winstead

"Das berühmte Ambassador-Hotel von Los Angeles am 4. Juni 1968. Ein Tag wie jeder andere - so scheint es zumindest. Hotelgäste checken ein und aus, an der Bar herrscht Hochbetrieb, in der Lobby flanieren die Reichen und Schönen. 22 fiktive Personen werden an diesem Tag im Hotel in kleinere und größere Alltagsepisoden verwickelt, die mal tragisch, mal heiter sind. Doch der wichtigste Gast trifft erst am Abend ein: Robert F. Kennedy, der Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Noch ahnt niemand, dass er nicht mehr lange zu leben hat ... "Bobby", die jüngste Regiearbeit des Schauspielers Emilio Estevez, ist eine Mischung aus "Menschen im Hotel"-Glamour und Polit-Metapher. Der Film beginnt mit Dokumentaraufnahmen über das unruhige Zeitklima des Jahres 1968: Kriegsbilder aus Vietnam, Massendemonstrationen, Aufmärsche der revolutionären Black Panther, die Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King. Doch sehr schnell blendet der Film über in die luxuriöse Beschaulichkeit des Hotels Ambassador. Das hektisch pulsierende Leben der späten 60er Jahre scheint hier ausgesperrt. Gemütlich spielt der ehemalige Türsteher mit einem Stammgast eine Runde Schach, während andernorts die Vorbereitungen einer Hochzeit voranschreiten und die divenhafte Nachtclubsängerin des Ambassador wieder einmal zu tief ins Glas schaut. Insgesamt marschieren fast zwei Dutzend verschiedene Figuren auf, die zusammengenommen einen Mikrokosmos der amerikanischen Gesellschaft bilden. Die Palette reicht vom idealistischen Anti-Kriegsaktivisten über den bekifften Hippie bis hin zum rassistischen Küchenchef oder zum liberalen Hotelmanager, der ausländerfeindliche Pöbeleien in seinem Haus nicht duldet. Bevölkert wird dieses Hotel Amerika von einer wahren Armada von Hollywood-Stars. Es spielen unter anderem Anthony Hopkins, Sharon Stone, Demi Moore, Christian Slater, Elijah Wood und Lindsay Lohan, um nur einige zu nennen. Regisseur Estevez und sein Vater Martin Sheen zählen zu den Vorzeigefamilien des liberalen Hollywood, und offenbar war es in Beverly-Hills-Kreisen eine Ehrensache, an einem politisch ambitionierten Werk wie "Bobby" mitzuwirken. Die einzelnen Erzählstränge sind von unterschiedlicher Qualität, einige wären gar völlig verzichtbar, andere sind bizarr und hochdramatisch. In allen von ihnen geht es um Vertrauen, Toleranz, den Glauben an eine besser Zukunft, häufig auch um das Scheitern selbst auferlegter Ansprüche. Das hat "Bobby" in Amerika den Vorwurf des Gutmenschen-Kinos eingebracht, und tatsächlich ist dieser nicht ganz von der Hand zu weisen. Dennoch muss man schon ein arger Zyniker sein, um das Ende des Filme ohne feuchte Augen zu überstehen. Die Ermordung von Robert F. Kennedy wird von Estevez wie ein chaotischer Albtraum inszeniert. In diesen Szenen spiegelt sich nicht nur der schmerzhafte Verlust, den nicht nur der leidgeprüfte Kennedy-Clan an diesem Tag erlitten hat, sondern auch das abgrundtiefe Entsetzen einer Nation im Angesicht einer unbegreiflichen Tat. Übrigens: Bevor Bobby das Bewusstsein verlor, lauteten seine letzten Worte: "Sind alle okay?" " (http://www.cinema.de)

Ein klasse Film!
Leider gibt es mittlerweile sehr viele Ensemblefilme, die ziemlich mies sind und bei denen man das Gefühl hat, dass extra so viele bekannte Leute engagiert wurden, damit der Film - trotz seiner Scheißigkeit - ein Erfolg wird.
Hier ist es völlig anders. Man hat nicht das Gefühl, dass nicht die Stars im Mittelpunkt stehen, sondern die Stimmung der damaligen Zeit.
Auch wenn das jetzt komisch klingt, aber es ist so. Anhand der Geschichten im Film wird ein unglaublich genaues und sehr sehr scharfes Bild der Angst und Verunsicherung im Amerika gegen Ende der 60er Jahre gezeichnet.
Die Darsteller unterstreichen diesen Sachverhalt lediglich kongenial.
Hier geht es in den einzelnen Geschichten um latenten und offenen Rassismus und um die Angst vor Vietnam, aber auch um Verbundenheit unter den Menschen und vor allem um Hoffnung.
Hoffnung, die den Menschen leider wieder einmal - wie schon so oft zuvor - genommen wurde.

Wunderschönes, atmosphärisches, politisch und gesellschaftlich interessantes Ensemblekino mit viel Zeitkolorit durch perfekte Kamerabilder Ausstattung, Kostüme und Soundtrack. Episodenhaft erzählt, wodurch der Film einen wirklich guten Rundumblick darstellt.
Wahnsinn, dass sich Emilio Estevez allein für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet.
Hut ab, mein Lieber! Eine Reife Leistung - im wahrsten Sinne.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten