Die Delegation

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dr. gnir sinep
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Die Delegation

Beitrag von dr. gnir sinep »

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(Hab mal ein Plakat dafür rausgesucht/ Murillo)
ich bin letztens irgendwann nachts auf arté gelandet, wo mir eine anscheinende dokumentation über den schirm flackerte... es ging um einen reporter oder besser gesagt zeigte dessen aufnahmen von seiner reportage über außerirdische, bevor er bei einem autounfall ums leben kam...
der film war derartig authentisch und zugleich unglaublich, dass ich am ende darin den beweis für außerirdische existenzen gesehen habe... erst als ich eine review davon gelesen habe, habe ich erfahren, dass der film rein fiktional ist...
wenn jemand den film zufällig kennt oder sogar weiss, wo ich herbekommen könnte, soll er sich doch bitte mal melden... für alle, die ihn nicht kennen, haltet unbedingt (!) ausschau nach dem streifen... wirklich einer der genialsten filme, die ich seit langem gesehen habe...
am besten ihr lest euch die story usw hier unten einmal kurz durch...:

"DIE DELEGATION" VON RAINER ERLER

Der Film "Die Delegation" von Rainer Erler, seit Jahren nicht mehr im Programm, wird am 20 März 2005 um 23.35 von Arte gesendet. Ganz überraschend. Vielleicht ein allerletzte Mal. (ARTE-Themenabend: "Besuch aus dem All") Entstanden ist er 1969/70 mit Walter Kohut in der Hauptrolle. "Die Delegation" wurde mit der Goldenen Kamera 1971 und dem Prädikat "Kultfilm" ausgezeichnet.


Ein Fernsehreporter wird in der Nähe von Los Angeles tot in seinem Wagen aufgefunden. Aus diesem Anlass zeichnet das Fernsehmagazin, für das er gearbeitet hat, anhand der im Auto gefundenen Dokumente (Filme, Fotos, Soundtrack seines Tagebuchs und Home Video) seinen beruflichen Werdegang nach. Der von Natur aus sehr skeptische und rationale Journalist hatte begonnen, recht zynische Reportagen über Außerirdische und mögliche Kontakte mit ihnen zu drehen. Dabei mokierte er sich über Ufologen und andere Leichtgläubige, die sich mit solchem "Humbug" beschäftigen. Doch plötzlich vermeinte er selber immer untrüglichere Zeichen für eine Kontaktaufnahme durch Außerirdische wahrzunehmen. Schlagartig veränderten sich seine Weltanschauung und sein Leben. Überzeugt davon, ein großes Thema gefunden zu haben, forschte er nun seinerseits den Außerirdischen nach. Er verlor seine Stelle beim Fernsehen, wurde verfolgt und verfemt.

Die geschickte Mischung aus Archivmaterial, Fiktion, Studiodrehs und nachgestellten Szenen ist angesiedelt zwischen futuristischer Projektion und staatsbürgerlich motivierter Kritik. Der ebenso spektakuläre wie tiefgründige Film behandelt sein Thema vorurteilslos und ohne Effekthascherei. Er hält unserer eigenen Gesellschaft den Spiegel vor und regt zum Nachdenken darüber an, dass wir vielleicht nicht die einzigen Bewohner des Kosmos sind. Die ihrer Zeit vorauseilende Doku-Fiktion zeigt nicht nur die Manipulationskraft der Bilder - vor allem des Fernsehens -, sondern auch die Haltung der menschlichen Gesellschaft gegenüber möglichen anderen Zivilisationen im All. Sie zeichnet die Entwicklung der Menschheit kritisch und als sehr unvollkommen: Technischer Fortschritt ohne moralische Qualifizierung verbunden mit einem Alleinvertretungsanspruch der Schöpfung.

In den 70er Jahren rief der Film in Deutschland heftige Reaktionen hervor, da ein Großteil der Zuschauer ihn als authentische Reportage verstand. Dasselbe Schicksal widerfuhr der fiktiven Hörfunk-Reportage von Orson Welles über die Ankunft der Marsbewohner und kürzlich William Karels Dokumentation "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond". Regisseur und Autor Rainer Erler kreierte damals das Untergenre des futuristischen "Science-Thrillers". Filme dieser Art erwiesen sich oft als visionär und immer als zivilisationskritisch. Für "Die Delegation" wurde Erler mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

Das "Lexikon des Internationalen Films" schreibt: "Ein interessanter, unterhaltsamer Fernsehfilm, der zum Thema Ufos selbst keine Stellung bezieht, umso wirkungsvoller jedoch einen verstörenden Schwebezustand heraufbeschwört."

Und in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" meinte Michael Schwarze: "Erler bebildert (...) Ängste (...), holt sie aus dem Bereich des Unbewussten. Filme wie diese nützen die genuinen Möglichkeiten der Kunst, Mögliches so präzise auszumalen, dass es für Menschen den Charakter des Wirklichen erhält. Sozusagen spielerisch können Zuschauer so Situationen antizipieren, Entscheidungen simulieren, die ihnen die Wirklichkeit später einmal abverlangen mag. Wer diese Möglichkeit mit geharnischten Protesten beschneiden will, sperrt die Fiktion in das Hier und Heute ein und macht sie überflüssig."

Die Delegation, eine utopische Reportage - Fernsehfilm, AT/I/D 1970
Sonntag, 20.03.2005
Beginn: 23.35 Uhr Ende: 01.15 Uhr Länge: 100 Min.
VPS: 23.35

Darsteller: Walter Kohut (Will Roczinsky)
Buch: Rainer Erler
Musik: Eberhard Schöner
Regie: Rainer Erler


der fernseher ist mein fenster zur welt. ;)
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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Irgendwie kam mir der Name Rainer Erler bekannt vor und jetzt weiß ich warum!
Der hatte 79´ den absolut unvergessenen Fernsehfilm "FLEISCH"
gemacht!
DAS ist auch Kult, ein toller Kerl!
Mit Jutta Speidel und Herbert Herrmann in den Hauptrollen (kaum zu glauben aber die haben selbst bei den Amis die den Film auf IMDB reviewen geniale Kritiken)


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
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dr. gnir sinep
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Beitrag von dr. gnir sinep »

jo.. danke fürs plakat...
ich hab mir auch mal nen verleih rausgesucht, wo ich den film bestellen kann...


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Hört sich ein bisschen an wie Murillos Lieblingsfernsehfilm "Das Millionenspiel" in dem eine (fiktive) Show gezeigt wird, in der ein Normalbürger vor 3 Killern flüchten muss.
Wenn er eine Woche durchhält gewinnt er eine Million.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Habe ich da gerade meinen Namen gehört? :lol:

"Das Millionenspiel" ist in der Tat der bsete TV-Film, den ich kenne.
Und dieser hier hört sich auch ziemlich lustig an. Leider habe ich noch überhaupt nichts von Rainer Erler gesehen, obwohl der echt interessante Filme gemacht zu haben scheint. man schaue sich nur mal diese Filmografie an: http://www.rainer-erler.com/fil.htm


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Detlef P.
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Re: Die Delegation

Beitrag von Detlef P. »

Ich habe mir diesen Film angesehen, nachdem ich letztens hier im Forum über diesen gestolpert war und ihn danach auf Youtube gesucht hatte.
Tatsächlich kann ich dem bisher geschriebenen kaum noch etwas hinzufügen.

Insgesamt fand ich es wirklich visionär, dass dieser Film bereits 1970 für das deutsche Fernsehen(!) produziert wurde.
Da kann man mal sehen, wie kreativ die Verantwortlichen damals noch waren.
Unglaublich!

Ansonsten kann ich durchaus verstehen, dass man den Film für voll nehmen könnte, wenn man einfach - ohne zu wissen was läuft - den Fernseher einschaltet und diese Bilder sieht.
Besonders, wenn dies 1970 geschah.

Witzigerweise habe ich damals (wie man weiter oben lesen kann) bereits den Vergleich zu "Das Millionenspiel" gezogen, der mir jetzt beim Gucken auch direkt wieder in den Sinn kam.
Das wirkt auch alles schon ziemlich authentisch gemacht. Da waren wirkliche Profis am Werk.
Und auch hier kann man sehen, wie einfach Menschen manipuliert werden können und wie trügerisch Bilder sein können.
Ich habe mich unter anderem auch daran erinnert, dass Muri und ich damals in der 9. Klasse in einem interdisziplinären Kurs namens Medienerziehung in der Schule Nachrichten analysieren sollten, um zu schauen, ob die Bilder und die Off-Texte immer einwandfrei zusammenpassen oder ob es vielleicht Sequenzen gibt, wo das Gezeigte eventuell nicht dem Gesagten entsprechen könnte.

Das einzige, was ich sagen muss, ist, dass der Film an manchen Stellen etwas langatmig wirkt.
Das mag damals überhaupt nicht der Fall gewesen sein, als die Leute an den Bildschirmen klebten, da sie dachten, das sei alles echt, aber heutzutage waren manche Szenen doch einfach eine Schippe zuviel, da man eine ähnliche bereits kurz vorher gesehen hatte, was ich ein bisschen schade fand.
Nochtsdestotrotz ist der Film - gerade heute - in Zeiten, in denen man gar nicht mehr weiß, welchen Nachrichten man noch zu 100% glauben kann, immer noch absolut aktuell und ich finde es, wie gesagt, wirklich bemerkenswert, dass der Film bereits vor über 50 Jahren in Deutschland und dann auch noch für das ZDF produziert wurde.


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Re: Die Delegation

Beitrag von Damien3 »

Ich zolle meinen Respekt das du das durchgeschaut hast.
Ich habe elten etwas langweiligeres gesehen. Da ist absolut KEINE Finesse....kein Ansatz von Unterhaltung oder Anspruch.
Es ist ganz amüsant den shakycam Ansatz hier zu sehen der heute wieder hervorgholt wurde, aber sonst ist nichts dran...


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Re: Die Delegation

Beitrag von Detlef P. »

So drastisch wie Du empfand ich es jetzt nicht, aber fand auch - wie bereits gesagt - dass der Film sich an einigen Stellen durchaus wiederholt hat und langgezogen wirkte.
Die Grundidee und die gezeigte Art der potentiellen Manipulation durch Medien, ist auf jeden Fall interessanter als der Film an sich - auch wenn ich ihn insgesamt nicht schlecht fand.
Aber ich denke, dass gerade an diesem Film der Zahn der Zeit sehr, sehr stark genagt hat und was vor 50 Jahren noch atemberaubend oder gar erschreckend war, wird heute eher müde belächelt.
Eigentlich schade!


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