Dunkirk

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Murillo
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Dunkirk

Beitrag von Murillo »

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Dunkirk

UK/NL/FR/USA 2017
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Fionn Whitehead, Barry Keoghan, Mark Rylance

Handlung: Frankreich, 1940: Britische und französische Truppen sind der Schlacht um Dünkirchen von der deutschen Wehrmacht eingeschlossen worden und sitzen am Strand in der Falle. Während die Deutschen tödliche Nadelstiche setzen, den finalen Großangriff vorbereiten und gleichzeitig versuchen, die Eingeschlossenen mit Flugblättern zum Aufgeben zu zwingen, versuchen zehntausende Soldaten verzweifelt, auf eines der wenigen Schiffe zu gelangen, dass sie in Sicherheit bringen könnte. Dabei gehen sie buchstäblich über Leichen. Wird es den eingeschlossenen Soldaten gelingen, aus den Krallen eines scheinbar übermächtigen und erbarmungslosen Gegners zu entkommen...?


Tja, das kommt dabei raus, wenn Nolan sich an einem Antikriegsfilm probiert. Das Ergebnis ist zumindest diskussionswürdig.

Ich finde diesen Film absolut genial, kann aber auch verstehen, dass er sehr polarisiert und manche vom Resultat nicht so begeistert sind, aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Was mir hier besonders gefallen hat, waren die langen (scheinbar ununterbrochenen) Kamerafahrten, die immer wieder den Fokus auf andere Darsteller richten, die aber alle ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich irgendwie heile aus dieser trostlosen Hölle zu entkommen.
Dabei transportiert der Film fast schon so etwas wie eine Gleichgültigkeit und Anonymität des Sterbens, ohne dabei zu sehr auf Einzelschicksale einzugehen.
In der Beschreibung der Handlung habe ich mir deshalb gar nicht erst die Mühe gemacht, auf einzelne "Hauptdarsteller" einzugehen, denn sie spielen in diesem Film eigentlich gar keine Rolle.

Und genau das macht meiner Meinung nach einen guten Antikriegsfilm aus: sinnloses Sterben und gleichgültige Zurkenntnisnahme des Selbigen, während der einzelne Charakter eigentlich nur ein Opfer seiner Zeit und der politischen Umstände ist und versucht, zu überleben.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Damien3
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Re: Dunkirk

Beitrag von Damien3 »

Diesbezüglich fand ich 1917 von Mendes besser.
Die suggerierte einzige Kamerafahrt hat doch sowas von ins Geschehen eingesogen. Das war große Kunst.
Ich würde ihn immer diesem Film vorziehen, obwohl ich defintiv nicht sage das er schlecht ist.
Keinesfalls, aber wie immer bekomme ich beim "leblosen" mathematischen Nolan keinen Zugang.
Das ist wie wenn der Papst einen Porno vorlesen müsste.
Und es wird immer schlimmer von Film zu Film.
Wo The Dark Knight noch ein, für mich, Meisterwerk war, wurde es danach immer kälter, berechnender und emotional stiller um ihn.


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Murillo
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Re: Dunkirk

Beitrag von Murillo »

Tja, Nolan hat schon einen ziemlich eigenen Stil, das ist nun wirklich nicht jedermanns Sache.
Gibt es (außer "The Dark Knight") überhaupt irgendeinen Film von ihm, der Dir gefallen hat, "Inception" oder "Memento" vielleicht...?

"1917" steht noch auf meiner Liste, da bin ich auf jeden Fall auch sehr gespannt drauf.


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Damien3
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Re: Dunkirk

Beitrag von Damien3 »

Ich habe alle gesehen und finde
Inception war super und umgehauen hat mich auch Interstellar.


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Detlef P.
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Re: Dunkirk

Beitrag von Detlef P. »

Interssante Interpretation, Muri.
So habe ich das Ganze tatsächlich noch nie betrachtet.

Denn für mich war das leider, tatsächlich, Nolans schwächster Film.
Heißt jetzt nicht, dass ich ihn grottenschlecht fand, aber irgendwie konnte ich ihm nicht wirklich was abgewinnen.

Damien hat nicht ganz unrecht, wenn er sagt, dass bei Nolan die Charaktere oft (meiner Ansicht aber nicht immer) zu kurz kommen und er eher auf die spektakelhafte Inszenierung und storytechnische Gimmicks bedacht ist.
Und mein Problem hier war einfach, dass ich nichts hatte, woran ich mich festhalten konnte - außer an der, wie immer, kompetenten Inszenierung.
Du hast keine Bezugsperson, weil alle Charaktere in ihrer Anonymität vor sich hindüdeln und Du so zu absolut niemandem einen Bezug herstellen kannst.
Du hast noch nicht einmal irgendeine wirklich hervorstechende schauspielerische Leistung aus den gleichen Gründen, die ich gerade bereits im letzten Satz genannt habe.
Tja, und storytechnisch ist hier - logischerweise - dieses Mal leider auch absolut gar nichts zu holen, da jeder weiß, wie die Geschichte am Ende ausgegangen ist und Nolan hier noch nicht mal einen seiner berühmten Storytwists einbauen konnte (zum Glück hat er es auch gar nicht erst versucht!).
Es waren nicht mal tolle Dialoge, an denen man hängen konnte.

Das war, als würde man sich zwei Stunden eine irre Flugshow - nebst anderem Spektakel ansehen - und danach sagt jemand: "So, aus, vorbei!" und Du kannst nach Hause gehen.
Ich war wirklich gespannt auf diesen Film und ich wollte ihn wirklich mögen, weil ich Nolan immer noch für einen der allerbesten Filmemacher unserer Zeit halte und er wirklich einige Meisterwerke hervorgebracht hat, von denen ich ja eines sogar zu meinen Top 10-Lieblingsfilmen zähle, aber leider muss ich Damien zustimmen.
"1917" macht genau das, was Nolan hier nicht geschafft hat. Er beeindruckt Dich technisch und zieht Dich zugleich völlig in die Geschichte hinein, sodass Du das Gefühl hast, voll dabei zu sein.
Bin gespannt, was Du zu dem sagen wirst, wenn Du ihn mal gesehen hast.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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