Napola - Elite für den Führer

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Murillo
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Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Murillo »

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Napola - Elite für den Führer

D 2004
Regie: Dennis Gansel
Darsteller: Max Riemelt, Tom Schilling, Devid Striesow

Handlung: Nazideutschland, 1942: Bei einem Boxkampf in Berlin Wedding wird der junge Nachwuchsboxer Fredrich (Max Riemelt) von einem Sportlehrer einer Napola (Nationalpolitischen Erziehungsanstalt) entdeckt und angeworben. Friedrich ist sofort begeistert von der Idee, denn die Studienplätze an den Napolas sind heiß begehrt und für die Nachwuchselite des Landes vorgesehen. Er fälscht die Unterschrift seines regimekritischen Vaters, der strikt gegen das Vorhaben ist und so gelingt es Friedrich, an der Schule unterzukommen. Dort macht er Bekanntschaft mit dem Offizierssohn Albrecht (Tom Schilling), der nicht so richtig in das Umfeld hineinzupassen scheint. Sie werden bald Freunde, was jedoch folgenschwere Konsequenzen auf ihre Ausbildung und ihr Leben haben wird...


Heute ist der 17. Dezember und in der siebzehnten Tür von Muris Weihnachtsfilmekalender befindet sich...*trommelwirbel*...: "Napola - Elite für den Führer".

Ich hatte den Film bereits vor Jahrzehnten gesehen, als er in der Schule gezeigt wurde. Damals hatte er mich jedoch nicht so recht begeistert.
Also wollte ich den Film irgendwann nochmal eine neue Chance geben. Die Suche über den englischen Titel "Before The Fall" erwies sich jedoch als trügerisch.
Als ich den Film anmachte, ging es erstmal um einen Alkoholiker in den USA, der seine Frau schlägt und Stress mit den Nachbarn hat. Nach ca 45 wunderte ich mich dann, wann jetzt endlich die Rückblende in das Deutschland der 40er Jahre kommt. Aber dann fiel mir auf, dass ich den falschen Film erwischt hatte. "Before the Fall" gibt es tatsächlich mehrmals und ich weiß nicht mal mehr, welcher genau es war, den ich da gesehen hatte.

Letztendlich habe ich dann aber doch noch den richtigen Film gefunden.
Insgesamt war er wirklich nicht schlecht und er hat mir wesentlich besser gefallen, als damals als Pflichtlektüre im Unterricht.

Eine Sache hat mich aber doch schon gewaltig gestört: und zwar, dass das Leben und der Umgang an diesen Schulen ziemlich oberflächlich und als fast schon angenehm und irgendwie lustig dargestellt wird.
Ich kam mir fast so vor, wie in "Crazy" oder "Harry Potter": irgendein Internat in der Pampa, und ein paar pubertierende Jungendliche, die am Badesee in den Sommerferien ihre Unschuld verlieren.
Man muss kein Historiker oder Experte zur NS-Zeit sein, um zu wissen, dass diese Napolas keineswegs Pfadfindercamps waren. Dort sollten menschenfeindliche systemgetreue Killerroboter gedrillt werden, die im Zweifel ihr Leben für den Führer opfern. Stattdessen sehen wir väterlich-strenge, aber doch irgendwie freundliche Kumpeltypen als Lehrer und Ausbilder, und eine harmonische, freundliche Internats-Atmosphäre.

Nun gut, zugegebenermaßen gibt es auch ein paar Szenen, welche die Brutalität der Napola-Anstalten wohl angemessen darstellen.
Spoiler:
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Das Highlight dieses Films ist aber für mich die schauspielerische Leistung von Tom Schilling. Es kam mir fast so vor, als hätte er sich selbst gespielt. Als verkopfter, verweichlichter Intellektueller ist er aber mal so unfassbar zur falschen Zeit am falschen Ort, wie Michael Bay auf dem Festival von Cannes.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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Lorraine
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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Lorraine »

Ich weiß gar nicht mehr wann ich den Film gesehen hatte, aber die von dir beschriebenen Szenen sind mir auch im Kopf geblieben.


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Detlef P.
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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Detlef P. »

Murillo hat geschrieben: Do 17. Dez 2020, 13:09 Als ich den Film anmachte, ging es erstmal um einen Alkoholiker in den USA, der seine Frau schlägt und Stress mit den Nachbarn hat. Nach ca 45 wunderte ich mich dann, wann jetzt endlich die Rückblende in das Deutschland der 40er Jahre kommt. Aber dann fiel mir auf, dass ich den falschen Film erwischt hatte. "Before the Fall" gibt es tatsächlich mehrmals und ich weiß nicht mal mehr, welcher genau es war, den ich da gesehen hatte.
Muhahahahahahahahahahahahahaha
Zu der Geschichte fällt mir ein, dass eine gute Freundin meiner Mutter mal erzählt hat, dass sie sich einen Film über Christoph Columbus im Fernsehen angesehen hat, entweder "1492" von Ridley Scott oder den anderen, der im selben Jahr rauskam.
Dann ist sie aber während der Werbung eingepennt und erst viel später in der Nacht wieder aufgewacht, hatte aber in dem Moment nicht bemerkt, dass so viel Zeit vergangen war und gedacht, sie habe nur für eine Minute die Augen zugehabt.
Da es Mitte der 90er am Wochenende auf einem Privatsender war, lief danach natürlich ein Softcore-Erotikstreifen, der zufällig auch noch im Wald oder im Dschungel spielte, sodass sie zuerst nicht gecheckt hat, dass das ein anderer Film war.
Sie dachte nur die ganze Zeit: "Was sind denn das auf einmal für Leute? Und warum reden die so vulgär?"
Muhahahahahahahahahahahahahahahahahaha :lach: :lach: :lach:
Murillo hat geschrieben: Do 17. Dez 2020, 13:09 Ich hatte den Film bereits vor Jahrzehnten gesehen, als er in der Schule gezeigt wurde. Damals hatte er mich jedoch nicht so recht begeistert.
Bist Du sicher, dass Du den in der Schule gesehen hast?
Der kam erst Anfang 2005 in die Kinos, aber Du warst ja 2004 schon mit der Schule fertig.
Vielleicht verwechselst Du den mit einem der Millionen anderen Nazi-KZ-Zweiter Weltkrieg-Weltklasse-Kinofilmen, die jedes Jahr in Deutschland entstehen und überhaupt gar nicht wie einem Ei dem anderen gleichen :mrgreen:
Murillo hat geschrieben: Do 17. Dez 2020, 13:09 Eine Sache hat mich aber doch schon gewaltig gestört: und zwar, dass das Leben und der Umgang an diesen Schulen ziemlich oberflächlich und als fast schon angenehm und irgendwie lustig dargestellt wird.
Ich kam mir fast so vor, wie in "Crazy" oder "Harry Potter": irgendein Internat in der Pampa, und ein paar pubertierende Jungendliche, die am Badesee in den Sommerferien ihre Unschuld verlieren.

(...)

Das Highlight dieses Films ist aber für mich die schauspielerische Leistung von Tom Schilling. Es kam mir fast so vor, als hätte er sich selbst gespielt. Als verkopfter, verweichlichter Intellektueller ist er aber mal so unfassbar zur falschen Zeit am falschen Ort, wie Michael Bay auf dem Festival von Cannes.
Muhahahahahahahahahahahaha
Ehrlich gesagt, hatte ich nie Bock, den Film zu sehen und habe es auch bis heute nicht gemacht.
Aber die Beschreibung klingt irgendwie lustig, sodass ich mir das vielleicht doch nochmal überlege :mrgreen:

Vor allem, da Du den Film ja trotzdem nicht schlecht fandest.
Und Dennis Gansel hat unter anderem den hervorragenden "Die Welle" gedreht und Co-Autorin Maggie Peren ist auch eine sehr fähige Schreiberin, die mich damals mit ihrem Drehbuch zu dem Geheimtipp "Kiss and Run" richtig umgehauen hat.
Auf Tom Schilling wäre ich dann noch gespannt. Es stimmt, dass er oft einen ähnlichen Typ verkörpert, wie Du ihn beschrieben hast.
Wo es wirklich wie Arsch auf Eimer gepasst hat, und er später auch zurecht die Lola als bester Darsteller abholen durfte, war bei "Oh Boy".
Hier klingt so eine Rolle allerdings wirklich fehl am Platz.

Mann, habe jetzt fast schon Bock, den Film zu gucken. Mal sehen... (wörtlich gesprochen :smoker: )


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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Murillo »

Detlef P. hat geschrieben: Do 24. Dez 2020, 00:14 Bist Du sicher, dass Du den in der Schule gesehen hast?
Der kam erst Anfang 2005 in die Kinos, aber Du warst ja 2004 schon mit der Schule fertig.
Vielleicht verwechselst Du den mit einem der Millionen anderen Nazi-KZ-Zweiter Weltkrieg-Weltklasse-Kinofilmen, die jedes Jahr in Deutschland entstehen und überhaupt gar nicht wie einem Ei dem anderen gleichen :mrgreen:
Jetzt wo du es schreibst: ja, das passt nicht so ganz zusammen. Vielleicht wurde der Film auch nur empfohlen, weil er bald in die Kinos kommen sollte oder so. Das war komischerweise immer im Religionsunterricht. Die Alte hatte glaube ich irgendwie eine Faible für Nazizeitfilme. Einmal waren wir sogar mit der Klasse im Kino, um diesem Film über Bonhoeffer zu sehen.
Viele Sachen aus meiner Schulzeit habe ich allerdings mittlerweile verdängt. Daher lässt sich das wohl nicht mehr ganz genau aufklären. :smile:
Detlef P. hat geschrieben: Do 24. Dez 2020, 00:14 Auf Tom Schilling wäre ich dann noch gespannt. Es stimmt, dass er oft einen ähnlichen Typ verkörpert, wie Du ihn beschrieben hast.
Wo es wirklich wie Arsch auf Eimer gepasst hat, und er später auch zurecht die Lola als bester Darsteller abholen durfte, war bei "Oh Boy".
Hier klingt so eine Rolle allerdings wirklich fehl am Platz.
Der einzige andere Film (bzw. Miniserie), den ich mit ihm gesehen habe, war "Unsere Mütter, unsere Väter". Das war so mittelmäßig, hatte aber ein paar starke Szenen, gerade auch wegen Tom Schilling, der mal wieder ein verweichlichtes Muttersöhnchen spielt und als Wehrmachtssoldat an der Ostfront natürlich auch mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort ist. :mrgreen:

Ich habe mir gerade mal seine Filmografie angeschaut. Was hatte der denn bitte für Rollen? Bertolf Brecht, Adolf Hitler... muhahahaha


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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Detlef P. »

Also diesen Bonhoeffer-Film, und auch "Das Leben ist schön", habe ich damals auch noch im Religionsunterricht (oder war es der Konformationsunterricht?) gesehen.
Wusste gar nicht, dass Ihr das später noch häufiger gemacht habt, als ich schon weg war.
Aber ja, da scheint sich ein Muster abzubilden :mrgreen:

Und mit Tom Schilling kennt Du doch mehrere Filme, unter anderem Deinen Lieblingsfilm "Crazy" (da wäre doch auch mal eine eigene Review fällig :lach: ).
"Unsere Mütter, unsere Väter" kenne ich leider noch nicht, möchte ich aber gerne noch nachholen.


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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Murillo »

Ich hatte total verdrängt, dass Tom Schilling bei "Crazy" mitspielt. Wie es schein, war er dort sogar einer der Hauptdarsteller.
Also, um über den Film eine Review zu scrheiben, müsste ich wohl zuerst in den sauren Apfel beißen und mir nochmal ansehen. Also mal schauen (ob ich das wörtlich meine, weiß ich noch nicht...). :uuuuaaaa:

Beim nochmaligen Durchschauen der Filmografie von Tom Schilling ist mir auch noch aufgefallen, dass er bei "Der Baader Meinhof Komplex" mitgespielt hat, wenn auch nur in einer kleinen Nebenrolle.
Außerdem fiel mir ein, dass der Hauptdarsteller aus "Babylon Berlin" mir irgendwoher ziemlich bekannt vorkam. Jetzt weiß ich auch wieder warum, der hat nämlich Toms Bruder in "Unsere Mütter, unsere Väter" gespielt.. :smile:


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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Detlef P. »

Das mit "Crazy" war zwar eher als Scherz gemeint, aber mach ruhig mal.
Die Review würde ich echt gerne lesen :xmas: :popcorn:

Ja, Tom Schilling war in "Der Baader-Meinhof-Komplex" der Typ, der Rudi Dutschke abgeknallt hat.
Das weiß ich noch so genau, weil ich den damals mit dem Schlechte-Wortwitze-König, den Du auch kennst, im Kino gesehen habe und er sich an der Stelle, wo Tom Schilling, angeschossen im Keller liegend, brüllt: "Ich hasse Kommunisten!" sich leise in den Bart gemurmelt hat: "Was für'n Spinner" :lach:

Und es freut mich, dass Du - so scheint es - auch den Weg zu "Babylon Berlin" gefunden hast :smile:


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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Murillo »

Detlef P. hat geschrieben: Sa 26. Dez 2020, 18:06 Und es freut mich, dass Du - so scheint es - auch den Weg zu "Babylon Berlin" gefunden hast :smile:
Jau, das lief ja mittlerweile häufiger im Ersten direkt nach der Tagesschau. Auf diesem Wege habe ich ziemlich viele Episoden davon gesehen.
Es ist nur etwas schade, dass ich die Serie nicht linear in der richtigen Reihenfolge gesehen habe.
Denn "Babylon Berlin" ist echt in vielfacher Hinsicht sehr gut gemacht und ein Paradebeispiel dafür, wie sich die deutschen TV-Produktionen im Laufe der letzten Jahre verbessert haben.
Endlich hat man sich des alten Tatort-Muffs (irgendein alter verzottelter Kommissar streunt in seinem total überlichteten Büro herum und sinniert mit viel Hall in der Stimme über die Motive des Täters etc. etc.) ENTLEDIGT und ernsthaft damit begonnen, international konkurrenzfähig zu werden.
Aber dies gehört möglicherweise in einen anderen Thread.


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Re: Napola - Elite für den Führer

Beitrag von Detlef P. »

So, ich habe mir den Film jetzt auch mal angesehen, weil das einfach zu geil klang, was Du hier beschrieben hast.
Und ich muss Dir absolut recht geben.
Die ersten zwei Drittel des Films könnten auch so einer lustigen Teenie-Tragikomödie entsprungen sein, wenn man mal alle Nazi-Uniformen und Hakenkreuze wegretuschiert und die Szene
Spoiler
mit dem Bettnässer auf der Granate
rausschneidet.
Im letzten Drittel wird das Ganze dann doch endlich etwas ernsthafter.
Auch die Ausbilder waren (vielleicht mal abgesehen vom Sportlehrer) deutlich zu cool drauf und viel zu sehr auf väterlicher Kumpel getrimmt.

Sehr gut fand ich die Umsetzung des Films, der mal optisch wirklich nach Kino aussah und nicht wie so ein blöder, deutscher Fernsehfilm.
Ganz besonders die Musik fand ich gelungen, die tatsächlich von Angelo Badalamenti(!) stammte. Keine Ahnung, wie die DAS hinbekommen haben, den zu engagieren, aber Hut ab dafür.

Tom Schillings Rolle fand ich übrigens absolut geil und hat mich mehrfach zum lachen gebracht.
Vor allem, als er seinem Alten auf dessen Geburtstagsparty ein selbstgeschriebenes Gedicht vorlesen will und der Alte ihn abwürgt, konnte ich mich fast nicht mehr halten :lach:

Insgesamt ein recht gelungener und kurzweiliger Film, der besser war, als ich gedacht hätte, aber trotzdem das vorhandene Potential leider nicht ganz auszuschöpfen vermag.


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