Der schweigende Stern

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Detlef P.
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Der schweigende Stern

Beitrag von Detlef P. »

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DDR/PL, 1960
Regie: Kurt Maetzig
Darsteller: Yoko Tani, Oldrich Lukes, Ignacy Machowski, Julius Ongewe, Michail Postnikow, Kurt Rackelmann, Günther Simon, Tang Hua-Ta

"1970 wird in der Wüste Gobi eine Kapsel aus einem fremden Material gefunden, in der sich ein Datenträger mit einer verschlüsselten Botschaft befindet. Die Nachricht kann zunächst nicht entschlüsselt werden, es deutet aber vieles darauf hin, dass sie von der Venus stammt. Eine achtköpfige Expedition wird zu dem Planeten geschickt. Nach der Landung auf der Venus stellt sich heraus, das der Planet radioaktiv verstrahlt ist. Die Expedition findet auf dem Planeten technische Anlagen, deren Zweck zunächst nicht geklärt werden kann, jedoch keine lebenden Wesen. Alles deutet auf eine riesige Katastrophe hin. Als die Astronauten eine Art Kommandozentrale entdecken, setzen sie dort unabsichtlich einen Mechanismus in Gang, der die auf die Erde gerichteten Strahlenkanonen aktiviert." (www.moviepilot.de)

Schon sehr lange wollte ich den Film mal sehen. Und nun habe ich es endlich geschafft.
Interessanterweise hat man in der ersten Hälfte des Films ganz stark das Gefühl, es handele sich um eine Mischung aus der alten "Star Trek"-Serie und "2001", bzw. um den billig-gemachten Vorläufer von beiden (obwohl es der bis dato teuerste Film der DDR war und die Effekte damals sogar sehr ansehnlich gewesen sein sollen... :cityofgod: )
Ersteres, weil die Expedition komplett bunt aus vielen verschiedenen Nationen und Kontinenten (USA, UdSSR, Afrika, Japan, China, Indien, Polen und Deutschland) zusammengestellt wurde.
Zweiteres, wegen der ganzen, anfänglichen Geschichte an sich. Ein geheimnisvolles Artefakt wird gefunden, dessen Bedeutung aber keiner entschlüsseln kann, weswegen eine Crew zur Venus geschickt wird, die erforschen soll, ob es dort Leben gibt und woher die Botschaft kommt.
Natürlich ist das alles ziemlich billig gemacht und sieht eher so aus, als ob Roger Corman ein bisschen Hand angelegt hätte, aber die Geschichte war - bis zu diesem Punkt zumindest - ziemlich progressiv und humanistisch, was vermutlich nicht zuletzt daher kommt, dass die Vorlage von Stanislaw Lem geschrieben wurde.

In der zweiten Hälfte wird die Handlung jedoch deutlich zu wirr und der Film ist zu sehr auf "moderne Effekte" bedacht, sodass die tolle, humanistische Botschaft in dem ganzen Gewusel leider eher untergeht, auch wenn ganz am Ende doch nochmal leicht die Kurve gekriegt wird.
Aber die zweite Hälfte ist leider schon ein ziemlicher Einbruch im Vergleich zur ersten, die - abgesehen von der wirklich billigen und trashigen Machart und den Schauspielern, die teilweise auch ganz schön Banane sind - einen doch überraschend guten Eindruck gemacht hat.

Witzigerweise ist der Film nicht nur in der DDR mit über 4 Millionen Kinobesuchern ziemlich erfolgreich gewesen, sondern er war tatsächlich auch in den amerikanischen Kinos und Autokinos sehr beliebt als Double Feature, zusammen mit einem japanisch-amerikanischen Monster-Horrorfilm, welches das mit Abstand erfolgreichste Double Feature des Vertriebs Crown International war.
Und dann wurde der Film auch noch in den 90ern bei MST3K verbraten :mrgreen:
Insgesamt eine durchaus sehenswerte Produktion für Leute, die gerne Science-Fiction-Filme oder gut gemachten Trash konsumieren oder die es interessiert, wie ein früher Genrefilm aus Deutschland ausgesehen hat.


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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