Der junge Törless

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Detlef P.
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Der junge Törless

Beitrag von Detlef P. »

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BRD/F, 1966
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller: Mathieu Carrière, Bernd Tischer, Fred Dietz, Marian Seidowsky, Lotte Ledl, Barbara Steele, Jean Launay, Hanna Axmann-Rezzori, Herbert Asmodi, Fritz Gehlen

"Der junge Törless (Mathieu Carrière) kommt auf eine Kadettenschule für Jungen aus wohlhabenden Kreisen mitten in der österreichisch-ungarischen Provinz. Schnell durchschaut er die Machtstrukturen, hält sich aber bewusst im Hintergrund und gründet mit den zwei Schülern Beineberg (Bernd Tischer) und Reiting (Fred Dietz) eine Art Geheimbund. Eines Tages wird der Außenseiter Basini (Marian Seidowsky) von ihnen beim Stehlen erwischt und fortan von seinen zwei Freunden schikaniert, erpresst und misshandelt. Törless selbst ist von der Gewalt fasziniert und angewidert zugleich, hält sich aber heraus. Erst als die Gewalt gegen Basini zunimmt und zu eskalieren droht, regt sich das Gewissen des Protagonisten. Hat er sich als untätiger Mitwisser schuldig gemacht?" (www.moviepilot.de)

Ein sehr faszinierendes Regiedebut von Volker Schlöndorff, der ja einige Jahre später noch etliche Werke des "neuen deutschen Films" beisteuern sollte, unter anderem den Gewinner der Goldenen Palme "Die Blechtrommel".
Auch hier geht es schon im übertragenen Sinne um dasselbe Thema - das Mitläufertum.
Zwar sieht sich der Protagonist zunächst nicht als Mitläufer, sondern vielmehr als neutraler Beobachter, aber es ist wohl unumgänglich darauf hinzuweisen, dass auch eine Mitwisserschaft bei einem Verbrechen ein Fehler ist und zu Recht unter Strafe steht.
Dass diese Thematik am Vorabend des ersten Weltkriegs spielt, ist mit Sicherheit kein Zufall gewesen.
Dabei zeigt Schlöndorff selbst jedoch das Vorgehen in sehr kühlen und neutralen Schwarzweiß-Bildern auf und lässt, bis zum Finale, das Publikum entscheiden, was es von all dem halten soll.
Ein wirklich beachtenswerter Film über eine wichtige Thematik und bei weitem interessanter und kurzweiliger, als es im ersten Moment klingen mag.


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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