Rom, offene Stadt

Roma città aperta

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Murillo
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Rom, offene Stadt

Beitrag von Murillo »

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Rom, offene Stadt (Roma città aperta)

Italien 1945
Regie: Roberto Rossellini
Darsteller: Anna Magnani, Aldo Fabrizi, Marcello Pagliero, Vito Annichiarico, Francesco Grandjacquet

Handlung: Rom, 1943: die Stadt ist von der deutschen Armee besetzt worden. In dieser Situation entkommt der Untergrundkämpfer Manfredi (Marcello Pagliero) einer SS-Einheit und sucht Unterschlupf bei Pina (Anna Magnani), der Verlobten seines Freundes Francesco (Francesco Grandjacquet). Er erhält Unterstützung durch den Pfarrer Don Pietro Pellegrini (Aldo Fabrizi), welcher ebenfalls im Untergrund tätig ist und seinen Beruf zur Tarnung verwendet. Währenddessen nimmt Pinas Sohn Marcello (Vito Annichiarico) mit seinen Freunden an Sabotageaktionen gegen die Besatzer teil. Wird es den Systemgegnern gelingen, unentdeckt zu bleiben und einer Bestrafung zu entkommen...?


Dieser Film ist so etwas, wie eine Mischung aus "Fahrraddiebe", "D** 120 T*g* v*n S*d*m", "Das fünfte Siegel" und "Ein Herz und eine Krone". Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass er all diesen Filmen zeitlich weit voraus war.

Eigentlich ist es schon ziemlich beachtlich, dass der Film bereits geplant und vorbereitet wurde, als Rom noch von Faschisten und SS-Einheiten kontrolliert wurde. Und vermutlich ist das Resultat aus genau diesem Grunde so erschreckend und gut geworden.

Den Vergleich zu "Ein Herz und eine Krone" habe ich übrigens ganz bewusst gezogen. Denn dieser Film hat trotz aller Grausamkeiten und Folterszenen auch viele locker-flockige satirische Elemente und lustige Beziehungskomplikationen zu bieten, was die ganze Sache um so sehenswerter macht.

Am besten hat mir hier der Charakter des Don Pietro gefallen, welcher von Aldo Fabrizi ganz wunderbar dargestellt wurde und sich als Verfechter moralischer Grundwerte der faschistischen Übermacht entgegenstellt.

Interessant auch, dass der Film in Deutschland nach seiner Erscheinung nicht öffentlich gezeigt werden durfte. Die Erklärung ist... nunja... interessant. So kann man sich auch komplett zum Affen machen.
Wikipedia hat geschrieben:Die FSK urteilte am 8. September 1950, der Film zeige „die historische Wahrheit, wenn auch überdreht“; „Heute jedoch, in einer neuen europäischen Situation, müssen von einer öffentlichen Vorführung völkerverhetzende Wirkungen befürchtet werden, die im Interesse einer allgemeinen, besonders einer europäischen Völkerverständigung unbedingt zu vermeiden sind.“ Insbesondere müsse eine empfindliche Störung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Italien befürchtet werden, „deren Auswirkungen nicht übersehbar wären und daher auch im Interesse des Herstellungslandes nicht verantwortet werden können.“

Der Arbeitsausschuss der FSK verbot deshalb einstimmig die öffentliche Vorführung des Films in der Bundesrepublik Deutschland. Für geschlossene Klub-Vorführungen war die Originalfassung des Films freigegeben. Quelle
Fazit: ein sehr packender und durchweg unterhaltsamer Film, der ein eindrucksvolles Bild vom römischen Alltag am Ende des zweiten Weltkrieges zeichnet.


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Detlef P.
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Re: Rom, offene Stadt

Beitrag von Detlef P. »

Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben tatsächlich noch nie einen Film von Rossellini gesehen habe.
Gut, eigentlich gibt es ja auch nur diesen und "Deutschland im Jahre Null", von denen man immer wieder hört, auch wenn es noch ein paar andere gibt, die gut sein sollen.
Aber beide Filme haben mich nie wirklich interessiert.

Allerdings hat mich dieser Satz...
Murillo hat geschrieben: Do 6. Mai 2021, 10:44 Dieser Film ist so etwas, wie eine Mischung aus "Fahrraddiebe", "D** 120 T*g* v*n S*d*m", "Das fünfte Siegel" und "Ein Herz und eine Krone".
...jetzt doch irgendwie umgestimmt, sodass es gut sein kann, dass ich mir den Film sehr bald mal ansehen werde :daumen2:


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Murillo
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Re: Rom, offene Stadt

Beitrag von Murillo »

Detlef P. hat geschrieben: Do 6. Mai 2021, 17:43 Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben tatsächlich noch nie einen Film von Rossellini gesehen habe.
Waaaas, und dann Admin in einem Filmforum??? :aosjao: *hust*Ingmar*hust*Bergmann*hust*

Freut mich, dass ich Dich mal wieder umstimmen konnte... :lol:
Dieser Film hier gehört, ebenso wie "Deutschland im Jahre Null" zu Rosslinis "neorealistischer Trilogie". Dazwischen kam noch "Paisà". :klugscheiss:
Das alles weiß ich aber auch nur, weil ich heute zufällig den Wikipediaartikel dazu gelesen habe...


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Re: Rom, offene Stadt

Beitrag von Detlef P. »

Jetzt wo Du es erwähnst!
Ja, das hatte ich irgendwann auch schon mal gelesen. "Paisà" ist vermutlich auch, neben den beiden genannten, der wohl bekannteste Film von Rossellini.
Und vermutlich ergeben die drei Filme sogar eher eine sinnige Trilogie als Polanskis "Mieter"-Trilogie :mrgreen:


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Detlef P.
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Re: Rom, offene Stadt

Beitrag von Detlef P. »

Murillo hat geschrieben: Do 6. Mai 2021, 10:44 Dieser Film ist so etwas, wie eine Mischung aus "Fahrraddiebe", "D** 120 T*g* v*n S*d*m", "Das fünfte Siegel" und "Ein Herz und eine Krone".
Für mich ist der Film eher eine Mischung aus "Blade Runner", "Die fabelhafte Welt der Amelie", "Die Feuerzangenbowle" und "Das Leben des Brian".
Muhahahahahahahahahahahahahahahaha, kleiner Aprilscherz von mir :mrgreen:

Ehrlicherweise würde ich aber "Die 120 Tage..." und vor allem "Ein Herz und eine Krone" von der Liste abziehen. Dann passt es ungefähr.
Insgesamt fand ich den Film ganz gut, obwohl ich ja eigentlich nie wirklich Bock auf ihn hatte.
Aber er ist alles in allem recht gelungen.
Ein absolutes Meisterwerk ist er, in meinen Augen, jedoch nicht.
Dafür zieht er sich doch an einigen Stellen zu sehr und hat auch zu Beginn eine relativ unübersichtliche Erzählweise, wo ganz viele Charaktere eingeführt werden, die noch gar nicht aufgetaucht sind.
Da war es etwas mühsam, dem Ganzen zu folgen.

Zustimmen würde ich noch in dem Sinne, dass Don Pietro wohl wirklich der mit Abstand interessanteste Charakter im Film ist.
Auf Platz zwei würde ich dann Marcello, den Sohn von Pina, setzen.
Von ihm und seiner geilen Kinderbande, die ebenfalls irgendwelche Sabotage-Akte durchführen, hätte ich gerne mehr gesehen.

So bleibt am Ende zwar ein guter, meiner Ansicht nach aber kein sehr guter Vertreter des italienischen Neorealismus bestehen.


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