Das Leben ist schwer

Una vita difficile

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Murillo
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Das Leben ist schwer

Beitrag von Murillo »

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Das Leben ist schwer (Una vita difficile)

Italien 1961
Regie: Dino Risi
Darsteller: Alberto Sordi, Lea Massari, Franco Fabrizi

Handlung: Silvio Magnozzi (Alberto Sordi) verbringt den 2. Weltkrieg in einer Partisaneneinheit, die gegen Nazis und Faschisten kämpft. Eines Tages sucht er Unterschlupf bei der Hotelierstochter Elena (Lea Massari), nachdem diese Silvio das Leben gerettet hat. Silvio verspricht Elena, sie nach dem Krieg zu heiraten und nach Rom mitzunehmen. Doch schon bald raubt er ihre Speisekammer aus und schließt sich erneut seiner Partisaneneinheit an. Nach dem Krieg arbeitet Silvio als Journalist und schreibt Artikel gegen die Korruption der neuen Eliten, während er selbst in Armut lebt. Er erinnert sich an seine alte Affäre aus dem Krieg und stattet dieser einen Besuch ab. Doch Elena reagiert zunächst abweisend auf die erneuten Annäherungsversuche von Silvio...


Bei diesem Film tue ich mir ein bisschen schwer.
Einerseits ist er wirklich nicht schlecht. Insbesondere handwerklich ist er allererste Sahne und auch das Schauspiel ist klasse.
Andererseits hatte ich aber auch den Eindruck, dass viel zu wenig aus dem Potenzial der Geschichte und der historischen Rahmenhandlung gemacht wurde.
Was mich vielleicht am meisten gestört hat, war die Gestaltung des Hauptcharakters, der - was man fairerweise anerkennen muss - von Alberto Sordi weltklasse gespielt wird. Einerseits ist er ein Idealist, der seinen Prinzipien immer treu bleibt. Andererseits ist er ein fauler, chauvinistischer, empathieloser Schuft, der sich sein eigenes Leiden selbst eingebrockt hat.
Vielleicht fehlt mir der kulturelle Hintergrund, um das Geschehen Nachkriegs-Italien richtig einzuordnen und nachzuvollziehen.
Oder vielleicht verstehe ich diesen speziellen italienischen schwarzen Humor nicht so richtig.
Jedenfalls hab ich den Eindruck, dass man aus den Themen Partisanenkrieg, moralischer Verfall durch Korruption und Niedergang der Monarchie soo viel mehr hätte machen können, als diese Beziehungsklamotte, in welcher einem fast alle Charaktere irgendwann nur noch auf den Geist gehen. Schade eigentlich.
Denn insgesamt kann man den Film aber ganz gut gucken und er ist an einigen Stellen auch ziemlich lustig.

Fazit: Netter, gut umgesetzter und kurzweiliger Unterhaltungsfilm, viel mehr aber leider auch nicht.


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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Detlef P.
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Re: Das Leben ist schwer

Beitrag von Detlef P. »

Interessante Kritik!
Diesen Film kenne ich nicht und ich kann mich auch nicht bewusst daran erinnern, mal von ihm gehört zu haben.
Ich habe von Regisseur Dino Risi (der übrigens auch das Original von "Der Duft der Frauen" gedreht hat) noch den Film "Verliebt in scharfe Kurven" auf meiner Liste, der eine 8,3 bei IMDb hat - wobei "Das Leben ist schwer" mit einer 8,1 als sein zweitbester dasteht.
Dann bleibe ich wohl mal bei "Verliebt in scharfe Kurven" und hoffe, dass der etwas interessanter ist, als dieser Film.


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Murillo
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Re: Das Leben ist schwer

Beitrag von Murillo »

"Verliebt in scharfe Kurven" klingt gut. :cool:
Dieser hier war ja auch handwerklich sehr gut gemacht. Daher kann ich mir vorstellen, dass der andere Film mir ebenfalls besser gefallen würde.


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