Zur Sache, Schätzchen

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Detlef P.
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Zur Sache, Schätzchen

Beitrag von Detlef P. »

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BRD, 1968
Regie: May Spils
Darsteller: Werner Enke, Uschi Glas, Henry van Lyck, Helmut Brasch, Inge Marschall, Rainer Basedow

"Ein Tag im Leben des sorglosen Schlagertexters Martin (Werner Enke), den er sodann auch am liebsten gleich im Bett verbringen will: Martin wird Zeuge eines Einbruchs gegenüber seiner Wohnung, doch eine Aussage auf der Wache macht er erst auf das beständige Drängen seines Kumpels Henry (Henry van Lyck). Auf dem Weg dorthin lernt er die kecke Barbara (Uschi Glas) kennen, die ihm auch prompt wenig später aus der Patsche hilft: Als der lustlose Martin sich bei seiner Zeugenaussage selber in den Kreis der verdächtigen bringt, springt Barbara mit einem gekonnten Striptease in die Bresche, und Martin gelingt die Flucht.

Den Rest des Tages versucht Martin, den Gesetzeshütern aus dem Wege zu gehen und seinen Boss, den Musikproduzenten Viktor Block (Helmut Brasch), mit einem neuen Schlager zu beglücken.
Nichts, aber auch gar nichts scheint Martin aus seiner coolen Attitüde zu bringen. Da wird er von der Polizei gestellt. Was mag der Tag noch mit sich bringen?" (www.moviepilot.de)

So, heute kommt der dritte Film der dieswöchigen deutschen Filmreihe.
Und nach den Nazi-Filmen und den miesen Kalauerkomödien wartet hinter Tor 3 natürlich die pseudo-coole, aber in Wirklichkeit total biedere Komödie der 60er und 70er, wo natürlich überall Uschi Glas mitmachte und die alle so merkwürdige Titel hatten wie eben "Zur Sache, Schätzchen".

Hm, aber Moment mal... das hier ist ja gar keine biedere Komödie mit schlechter Slapstick, Schlagermusik, "frechen" Lümmeln oder Männern in Frauenkleidern.
Ups, mein Fehler!
Denn hierbei handelt es sich in Wirklichkeit um einen für seine Zeit sehr innovativen und äußerst ungewöhnlichen deutschen Film, der sich eigentlich von der Machart und dem Geschehen eher am französischen Kino der Nouvelle Vague anlehnt, als an den übrigen Filmen, die zu dieser Zeit aus Deutschland kamen.
Dabei orientierte sich der Film auch tatsächlich am damaligen Jugendsprech (und imitierte es nicht so grottig, wie diese unsäglichen Pauker-Filme) und beeinflusste die Umgangssprache dahingehend sogar noch, indem einige Begriffe aus dem Film in den allgemeinen Sprachgebrauch übergingen.
Im Film passiert handlungstechnisch eher wenig. Allerdings wird hier sehr stark mit originellen Szenen, unterhaltsamen Sprüchen, der coolen Attitüde des Hauptcharakters und ganz besonders der leichtfüssigen Atmosphäre, die durch die tollen Bilder in schwarz-weiß entsteht, gepunktet.
Somit spiegelte der Film perfekt den Zeitgeist wieder, der sich in der jungen Generation Ende der 60er Jahre breit machte.
Uschi Glas wurde über Nacht zum damaligen Top-Star und durfte dann danach immer wieder in Filmen mit ähnlichen Titeln mitspielen, die aber bei weitem nicht die Klasse und das Niveau dieses Werkes hatten.
Hiermit kreierte man tatsächlich einen richtigen Kinohit und der Film ist selbst heute mit 6,5 Millionen Kinobesuchern immer noch einer der erfolgreichsten deutschen Film überhaupt und ist so längst als Kultfilm in die Annalen der deutschen Kinogeschichte eingegangen.
Und das völlig zurecht!
Denn so tolles und innovatives Kino würde ich Deutschland viel häufiger wünschen.


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