Fahr zur Hölle, Hollywood!

An Alan Smithee Film: Burn Hollywood Burn

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Detlef P.
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Fahr zur Hölle, Hollywood!

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 1997
Regie: Arthur Hiller, Alan Smithee
Darsteller: Ryan O'Neal, Coolio, Chuck D, Eric Idle, Richard Jeni, Leslie Stefanson, Sandra Bernhard, Harvey Weinstein, Sylvester Stallone, Whoopi Goldberg, Jackie Chan

"Für den gefeierten Drehbuchautor Alan Smithee geht ein Traum in Erfüllung, als ihm von Challenger Films ein Vertrag als Regisseur eines Actionfilms angeboten wird. Der neue Filmemacher ergreift die Chance, mit Whoopi Goldberg, Jackie Chan und Sylvester Stallone drehen zu können. Nur langsam bemerkt er, daß er nur eine Puppe ist. Von der ersten Klappe bis zum letzten Schintt halten ihn die hohen Studiotiere an der Leine, und zu seinem Entsetzen muß Smithee feststellen, daß sie seinem Namen ein schlechtes Machwerk anhängen. Dazu kommt noch, daß er sich nicht einmal hinter einem Pseudonym verstecken kann, denn er heißt schließlich wirklich Alan Smithee. Diesen Namen benutzen verärgerte Filmemacher, um ihren guten Ruf nicht mit üblen Filme zu beschmutzen. In seiner Verzweiflung stiehlt er die Masterbänder un taucht unter. Mit Hilfe der “Brothers Brothers”, schwarzer Produzenten mit reichlich roten Zahlen aber guten Kontakten zu den Major-Studios, sieht er seine Chance: Entweder er handelt einen Deal aus, um seinen Film nach seinen Wünschen umzuschneiden, oder er verbennt die Rollen und seine Karriere gleich mit." (www.moviepilot.de)

Yeah!
Herzlich Willkommen zur Vollkatastrophe in der dieswöchigen Reihe über Filme, die absolut ungewöhnlich sind und trotzdem mit Hollywoodstars gespickt wurden.
Und dieser Film ist definitiv beides. Dabei ist er nur leider eines nicht. Er ist absolut nicht gut!

Auf dem Blatt Papier klingt die Idee hammergeil:
Ein Regisseur, dessen Erstlingswerk vom Studio verpfuscht wird, kann nicht mal seine Ehre retten und das gängige Anagramm Alan Smithee (steht für "The Alias Men") von frustrierten Fimemachern benutzen, die sich von ihrem Werk distanzieren wollen, weil er schon mit echtem Namen Alan Smithee heißt. Wow, coole Idee!

Leider wird der Film dann verhunzt wie blöde.
Angefangen bei der Top-Idee Ryan O'Neal die Hauptrolle zu geben, der zum Zeitpunkt des Drehs seit über 20 Jahren keinen Hit mehr hatte (fast so als würde man die Rolle mit Kevin Costner besetzen, würde der Film heute gedreht :twisted: :fuckU: ), hat man dann auch noch Coolio und Chuck D (wer AUCH IMMER das ist???) als weitere Hauptdarsteller besetzt, damit der Film auch richtig schön scheiße wird und komplett floppt.
Und genau das ist auch passiert. Bei einem Budget von 10 Millionen Dollar hat der Film nur etwa 50.000 Dollar eingespielt.
Whooooooops! Ich bin kein Finanzgenie, aber ich glaube, dass die Produzenten danach doch arge Probleme mit der Bank gehabt haben sollten.

Am besten ist jedoch, dass der Film, der sich über Studiointerventionen in Hollywood und den Namen Alan Smithee lustig machen wollte, am Ende eine Studiointervention aus Hollywood erfuhr und Regisseur Arthur Hiller dann tatsächlich seinen Namen zurück zog und den Film unter dem Namen - na, wer kann es erraten? - Alan Smitheeeeeeeeeeeeeeee veröffentlichte :bang: :daumen:
Wüsste man nicht um die Hintergründe dieses Vehikels, man könnte es glatt für einen brillanten Metagag halten - war aber leider keiner! :cityofgod:

Es wundert mich aber auch absolut nicht, dass es so gekommen ist, denn der Film ist wirklich grauenvoll schlecht.
Es sitzt nahezu kein Gag, die Schauspieler sind unter aller Kanone und die Umsetzung ist so holprig und ungelenk geraten, dass man kotzen müsste, wäre es eine Autofahrt gewesen.
Auch die Gaststars Stallone, Goldberg und Chan wirken so beliebig in den Film geklatscht, dass man das Gefühl hat, dass im Drehbuch lediglich Platzhalter gestanden haben müssen und man einfach die Namen von denen eingefügt hat, die als erstes zugesagt haben.
Dadurch wirkt der Film - gerade durch diese drei Stars in dieser Kombination - noch mehr "outdated" und wie ein kläglicher 90er Jahre-Film, als es ohnehin der Fall wäre.

Der einzige Lichtblick sind die kurzen Auftritte von Eric Idle als Titelheld Smithee, bei dem man das Gefühl hat, er sei der einzige am Set gewesen, der seinen Job verstanden hat.
Auch wenn er nicht viel Material hatte, aus dem er etwas machen konnte... aber er MACHT zumindest irgendwas damit.

Daher bekam er tatsächlich auch keine der vielen Razzie-Nominierungen für den Film (worüber er selbst, laut eigener Aussage, schwer enttäuscht war :mrgreen: ), dafür aber all die anderen Pappnasen.
Der Film erhielt fünf Razzies (unter anderem für Drehbuch und Film) und bekam noch vier weitere Nominierungen oben drauf und zwar für Ryan O'Neal (Oh God, Oh Man!), Stallone, die Regie und für das schlechteste Leinwandpaar (Und zwar für "alle" - im O-Ton: "In jeder Kombination von zwei Leuten, die sich selbst oder mit sich selbst spielen" :lach: ).

Oh, und der Film ist seit jeher auf Roger Eberts Liste seiner "Most Hated Movies", wo unter anderem ebenfalls "Spice World", "Catwoman", "Baby Geniuses", "Joe Dreck" und "Battlefield Earth" draufstehen.
Und auf IMDb hat er momentan eine Wertung von 3,5!

Wer jetzt immer noch Bock hat, den Film mal zu sehen, dem wünsche ich ganz viel Spaß dabei :uuuuaaaa: :mrgreen:


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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