Scheidung auf italienisch

Divorzio all'italiana

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Detlef P.
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Scheidung auf italienisch

Beitrag von Detlef P. »

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I, 1961
Regie: Pietro Germi
Darsteller: Marcello Mastroianni, Daniela Rocca, Stefania Sandrelli, Leopoldo Trieste, Odoardo Spadaro, Margherita Girelli, Angela Cardile, Lando Buzzanca, Pietro Tordi, Ugo Torrente

"Baron Ferdinando Cefalù (für den Oscar nominiert: Marcello Mastroianni) begehrt seine 16-jährige Cousine Angela (Stefania Sandrelli). Das langweilige Eheleben mit seiner Frau Rosalia (Daniela Rocca) hingegen hat er satt, weshalb er den radikalen, weil einzigen Weg zur vorzeitigen Auflösung des Bundes fürs Leben einschlägt. Durch eine Zeitungsmeldung, in der berichtet wird, dass Mord aus Eifersucht milde bestraft wird, kommt der Baron auf die Idee, seine Frau einem Liebhaber in die Arme zu treiben." (www.moviepilot.de)

So, mit Teil 4 der dieswöchigen Komödien-Reihe gesellt sich auch endlich die Schwarze Komödie in den illustren Kreis der verschiedenen Subgenres hinzu.
Mit diesem fast vergessenen Geheimtipp des italienischen Kinos gelingt dies auch auf unnachahmliche Weise, da die Prämisse zwar unglaublich absurd anmutet, aber zugleich auch durchaus einen in der Realität verankerten Kern beinhaltet.
Zur damaligen Zeit gab es nämlich tatsächlich keine Möglichkeit eine Ehe in Italien beenden zu können. Diese wurde erst später eingeführt.
So ist der Film über die Schwarze Komödie hinaus ebenfalls eine Kritik an der damaligen Politik, der Kirche und des vorherrschenden Zeitgeistes.
Trotzdem hat der Film etwas zeitloses an sich und wirkt selbst heutzutage noch unglaublich frisch, da darüber hinaus auch eine herrlich-überzeichnete Abbildung eines prestige- und besitzergreifenden Obermachos und vor - um es in modernen Worten auszudrücken - toxischer Maskulinität nur so strotzenden Ebenbilds eines gesellschaftlich etablierten Mannes gezeigt wird.
Von Marcello Mastroianni großartig verkörpert, wurden er und Regisseur Pietro Germi damals für den Oscar nominiert, während das herausragende Skript sogar den Preis für das beste Originaldrehbuch einheimsen konnte.
Die bizarren Mord-Szenarien, die im Film visualisiert werden, sind auch an Irrsinn und Originalität kaum zu überbieten und Schauspieler und Regie haben ein nahezu perfektes Timing zur Umsetzung all der Überspitzungen.
So amüsant und kurzweilig wurde die Beendigung einer Ehe wohl selten in Szene gesetzt.


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