Solo für Klarinette

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6835
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Solo für Klarinette

Beitrag von Detlef P. »

Bild

D, 1998
Regie: Nico Hoffmann
Darsteller: Götz George, Corinna Harfouch, Tim Bergmann, Barbara Auer, Christian Redl, Barbara Rudnik, Tobias Schenke

"Wer kann nur so einen schrecklichen Mord begehen? Einen Mann mit einer Klarinette erschlagen und ihm den Penis abbeißen? Ganz klar: Das muß eine Frau gewesen sein.
Kommissar Bernie Kominka ist sich da sicher. Und er trifft auch ziemlich bald auf eine heiße Spur. Eine Frau mit einem roten Mantel und einem gelben Regenschirm. Leider verliebt er sich in die mutmaßliche Täterin. Wird er die Indizien vor sich selbst verstecken können?" (www.filmstarts.de)

Einige werden sich vielleicht noch an den legendären Auftritt von Götz George bei "Wetten, dass...?" erinnern, als er zusammen mit Corinna Harfouch diesen Film vorstellen sollte und Gottschalk angepöbelt hat.
Falls nicht, hier ist das Video (was immer wieder schön zu gucken ist :mrgreen: ):



Vor einigen Jahren wollte ich dann auch mal herausfinden, worum George hier so ein Gewese gemacht hatte und was seiner Ansicht nach "etwas völlig neues" gewesen sei - zumindest für das deutsche Kino.
Also sah ich mir dieses Machwerk an und war doch extrem ernüchtert.
Ich hatte mir schon im Vorfeld gedacht, dass es mit Sicherheit nicht der große Wurf gewesen war.
Aber dass das Ding so unterdurchschnittlich sein würde, damit hätte ich nun nicht gerechnet.

Der Film ist, von der Story her, nicht mehr als ein x-beliebiger TV-Krimi, der mit ein bisschen Sex und Gewalt auf eine FSK 16-Freigabe hochgepuscht wurde.
Tatsächlich war er auch erst als Pro7-Fernsehfilm konzipiert, bis sich überlegt wurde, dass er für eine Kinoauswertung überarbeitet werden sollte.
Und das sieht man hier auch leider sehr, sehr deutlich.
Denn der Film hat nicht nur eine billige und langweilige Handlung, sondern sieht auch noch von den Bildern her aus, wie durchschnittliche Fernsehware.
Die Bilder wirken platt, haben kaum Tiefenschärfe und sehen nach generischem Rotz aus.
Dazu kommt das übliche, bedeutungsschwangere Gesülze selbstverliebter und nervtötender Charaktere.

Und leider kann der Film noch nicht mal schauspielerisch so sehr punkten, obwohl ganz klar sein sollte, dass George und auch Corinna Harfouch schon wirkliche Glanzleistungen gebracht haben.
Aber selbst sie können nicht gegen ein so schlechtes Drehbuch und die klischeehaften Figuren anspielen.
Den Gipfel des Klischees und des schlechten Schauspiels sieht man dann endgültig, wenn Tobias Schenke den geistig behinderten(!) Sohn von George verkörpert.
Erstens fiel den Machern wohl kein dümmeres Klischee ein, das direkt aus dem miesesten, deutschen Problemfilm stammen könnte und zweitens kam man dann auch noch auf die "brillante" Idee, diese Rolle ausgerechnet mit Tobias Schenke zu besetzen.
Wow, was für ein Totalausfall.

Dabei hätte da sogar theoretisch was draus werden können.
Auch wenn Nico Hoffmann sonst fast nur Fernsehfilme gedreht hat (was man hier leider sehr deutlich sieht), hat er tatsächlich mit George nur drei Jahre vorher den grimmepreisprämierten Thriller "Der Sandmann" - und das auch noch für RTL2 :aosjao: - gedreht.
Und der war wirklich nicht schlecht.
Aber bei "Solo für Klarinette" kam leider fast alles zusammen, was einen grottigen Film ausmacht, was aber zum Großteil dem furchtbaren Skript geschuldet ist.

Was George dann "neues" in dem Film gesehen haben will, weiß ich auch nicht.
Ich kann den Unmut verstehen, den er auf Grund der Tatsache verspürt hat, dass es keine oder nur ganz wenige richtige Genre-Filme, wie zum Beispiel Thriller, aus Deutschland gibt.
Aber dann mache ich nicht so einen Rotz und setzte mich dann auch noch in die größte Fernsehshow Deutschlands und tue ganz überheblich so, als wäre hier quasi das Rad neu erfunden worden.

Dass deutsche Thriller auf einem internationalen Niveau möglich sind, haben später "Das Experiment" und auch "Tattoo" zum Glück eindrucksvoll bewiesen.
Und da fand ich sogar "Der kalte Finger" mit Gruschenka Stevens und Dominik Raacke noch wesentlich besser, als diesen Quatsch.
Aber mit diesem Ding, konnte man wirklich keinen Blumentopf gewinnen und eigentlich ist der Film wohl nur noch maximal denen bekannt, die dieses absurde Theater um selbigen damals bei "Wetten, dass...?" verfolgen konnten.
Zu mehr ist der Film auch definitiv nicht zu gebrauchen.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten