First Reformed

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Detlef P.
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First Reformed

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 2017
Regie: Paul Schrader
Darsteller: Ethan Hawke, Amanda Seyfried, Cedric Antonio Kyles, Victoria Hill, Philip Ettinger, Michael Gaston

"Der ehemalige Militärgeistliche Ernst Toller (Ethan Hawke) ist noch immer in Trauer um seinen Sohn, den er vor einigen Jahren im Irakkrieg verloren hat. Hierfür gibt sich Toller, dessen Ehe daraufhin in die Brüche ging, selbst die Schuld. Der Priester trifft in seiner Gemeinde auf die schwangere Mary (Amanda Seyfried), die ihn um Hilfe bittet - ihr Mann Michael (Philip Ettinger) ist ein engagierter Öko-Aktivist und befürchtet, dass die Erde im Zuge des Klimawandels nicht mehr zu retten ist. Ein Kind in diese Welt setzen möchte Michael daher nicht. Schließlich kommt es zu einem tragischen Vorfall, woraufhin Toller und Mary einander Trost spenden. Doch Tollers Schicksal ist womöglich schon besiegelt..." (www.moviepilot.de)

Ich wollte den Film schon sehr lange sehen.
Bereits vor eineinhalb Jahren wollte ich den Film schon lange mal gesehen haben, als Naota Le-Fou den Film in diesem Thread noch einmal explizit empfohlen hat.
Jetzt habe ich es endlich geschafft.
Allerdings muss ich sagen, dass er mich, direkt nach dem Ansehen, eher nicht so umgehauen hat. Er war nicht übel, aber auch nicht sooo wahnsinnig überragend.

Jetzt sind allerdings ein paar Wochen vergangen und der Film geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Das passiert mir heutzutage nur noch sehr selten.
Vermutlich zum einen, weil vieles einfach schon mal da war und nur noch einmal, in ein neues Gewand gekleidet, daherkommt.
Und zum anderen bestimmt auch deshalb, weil man einfach schon so viel gesehen hat, sodass es mit der Zeit immer schwieriger wird, sich von irgendetwas noch wirklich beeindrucken zu lassen.

Bei diesem Film habe ich das Gefühl, dass es geklappt hat, auch wenn ich es noch nicht mit 100%iger Sicherheit sagen kann.
Aber ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich diesen Film hier einfach vorstellen MUSS. Ich komme nicht mehr drum rum.

Zuallererst ein paar Worte zu Ethan Hawke. Er ist hier wirklich absolut überragend.
Ich fand ihn ja schon immer klasse und meines Erachtens nach, gehört er auch zu so einer Sorte Schauspieler, die viele gar nicht richtig auf dem Schirm haben, die aber eigentlich immer in voller Gänze abliefern.
Das hier dürfte wohl seine bisherige Meisterleistung sein, denn er spielt seine Rolle mit so einer unfassbaren Intensität und zugleich unglaublich zurückhaltend, dass man immer merkt, wie es bei ihm unter der Oberfläche brodelt.
Man sieht, dass viel in ihm vorgeht, er es aber nicht nach draußen lässt.
Schon lange habe ich es nicht mehr erlebt, dass jemand die Zerrissenheit seiner Figur so perfekt auf den Punkt spielt.
Wahnsinn!

Aber auch die anderen Darsteller zeigen wirklich tolle Leistungen.
Allen voran Amanda Seyfried, der ich so eine Rolle fast gar nicht zugetraut hätte.
Zudem ist die Inszenierung sehr zurückgenommen und schlicht gehalten, was aber die tiefe Verunsicherung und Zerrissenheit der Hauptfigur nur noch perfekter illustriert, als Hawke es mit seiner Performance sowieso schon tut.

Auch der Aufbau des Handlungsverlaufes ist wirklich große Klasse und Schrader, der hier ebenfalls für das Drehbuch verantwortlich ist, erhielt für dieses sogar eine Oscarnominierung.
Es ist wirklich grandios wie der schleichende Prozess der Wandlung bei Hawkes Hauptfigur vonstatten geht.
Zum einen ist es irgendwo fast absurd, zum anderen absolut glaubhaft beschrieben, was hier passiert.

Leider kann ich nicht mehr verraten, ohne zu spoilern.
Darum schließe ich jetzt mit den Worten:
Monsieur Le-Fou hatte recht! Seht Euch unbedingt diesen Film an.
Schon alleine, um Ethan Hawke in der allerbesten Leistung seiner Karriere zu sehen.


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