Damien ist "Nobody"

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damien ist "Nobody"

Beitrag von Damien3 »

Bob Odenkirk.
Oder besser...Saul.

Wo kommt er denn jetztz her...und wo ist der die restlichen 50 Jahre seines Lebens gewesen?



Da macht der ein paar kleinere Rollen in TV Serien, dann eine Hauptrolle in einem Spin off.
Und nun bringt er den Actionkracher des Jahres ins Kino?

Und ich würde das nicht nur als "Actionkracher" bezeichnen, sondern in seiner gesamten Machart und mit seinem pochenden Drive für
mich zur Zeit als Film des Jahres!

Bisher wurde ich in einem zugegeben mageren Kinojahr eher enttäuscht.
Alle sagen das das Kino noch nicht über den Berg ist und das es noch kein Blockbusterfeeling an den Kassen gab wie vorher.
Aber das liegt meiner Meinung NUR daran das alle auf Sparflamme fahren bzw immer noch verschieben...siehe Top Gun 2 nun in 2022.

Mag sein das in einem anderen Jahr mein Fokus woanders gelegen hätte.
Aber dieses Jahr ist es das größte und best choreographierte, erdachte Gemetzel.
Ich weiß nicht ob es daran liegt das wir so lange engesperrt wurden, aber es ist eine Wohltat jemandem zuzuschauen der aufräumt:-)))

Dabei fängt der Film doch für heutige Verhätnisse ziemlich langsam an.
Wir tauchen erstmal ein in die Welt des Hauptdarstellers und nehmen teil an seinen immer wiederkehrenden, immer gleichen Wochentagen.
Wir sind Zeuge von einer Maus in einer Falle aus Gleichgültigkeit und Monotonie.

Alle kennen den Alltag und deren Tücken oder Fallen der Langeweile.
Und die Machtlosigkeit im Beruf wenn man nicht für seine persönliche Weiterentwicklung arbeitet sondern mit WIderwillen einem "Chef" gehorcht.

Und trotzdem brodelt es immer in ihm. DIeses animalische....man hat das Gefühl das er gleich eine Smith and Wesson rausholt und jemanden den Kopf wegschiesst.
Das macht Odenkirk sooooo gut!

Doch ist da noch etwas unter der Oberfläche...diese endlose Selbstbeherrschung. Diese Torturen im Alltag zu schlucken ohne sich aufzubäumen.
Immer auf Messers Shcneide leben aber nie in den Abgrund zu stürzen.

BIS eines Abends ein Pärchen in sein Haus einbricht.
Mehr wird nicht erzählt.

Daraus resultiert in einem öffentlichen Verklehrsmittel eine Explosion der Gewalt.
5 Männer belästigen dort unschuldige Männer und ein Mädchen.

Er führt die überforderte Busfahrerin raus. Lässt die Männer gehen.
Das Mädchen bleibt sitzen.
Er geht nach vorn, die Angreifer denken er geht auch...aber er macht die Tür des Busses ZU.

Die Angreifer formieren sich und fragen ungläubig was er da tut?

Und er sagt : "Ihr bekommt jetzt auf die Fresse"

Ich glaube das ist der beste Katalysator von Problemen den ich seit Jahren gesehen habe.
Das ist eine Eruption und eine Gewaltexplosion die dich in erster Linie abschreckt und doch gebannt zuschauen lässt.
Das ist dieser Instinkt wenn man langsam an einem Unfall vorbeifährt und sich denkt " GUCK DOCH WEG DU PERVERSLING"
Und trotzdem hinschaut.

Wir haben 2021, wir gendern, wir sind alle soooo weltoffen. Wir sind alle tolerant und politisch Korrekt und wenn einer aus diesem Kreis austritt, wird er begraben von Moralkeulen und medial hingerichtet.
Und da kommt Odenkirk und zelebriert Gewalt wie ein Ventil fast exakt wie Fight Club.
Nur das er eine gewisse Vorbilung zum Thema Gewalt und Umgang mit "Situationen" hat.

Denn er ist, soweit man uns teilhaben lässt ein " Revisor" ein Ausputzer der Regierung.

Und was genau dahinter steckt erfährt man nie so richtig.
Nur das es wohl eine bestimmte Art von Mitarbeitern der Regierung gab, gekennzeichnet mit einer Tätowierung, die ihm Türen wie von Zauberhand öffnet..
Mit einer extrem witzigen Szene in einem Tattoostudio.

Ich bin begeistert über die schonungslose politisch völlig unkerrekte Art des Filmes und würde echt ein weiteres mal mitfiebern.

Das ist ein instant classic wie die Amis sagen...und sie haben SO RECHT!!

Und ....nicht das ihr denkt ich habe IHN vergessen!
DOC BROWN hat den besten und schönsten Auftritt nach 1985!
Mein Gott ist das alles geil....


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Detlef P.
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Re: Damien ist "Nobody"

Beitrag von Detlef P. »

Ich habe mir den Film jetzt ebenfalls angesehen.
Für mich ist er definitiv nicht so super überragend, dass ich ihn als einen der besten Filme des letzten Jahres bezeichnen würde, aber er hat tatsächlich was - und zwar aus mehreren Gründen.
Wenn man es mal runterbricht, ist der Film völlig platt und hohl und schon 1 Million Mal dagewesen. Aber trotzdem laufen die Dinge hier, zumindest teilweise, eine ganz winzige Spur anders, sodass man doch einfach irgendwie mitgerissen wird.

Optisch sieht alles erstmal aus, wie so ein kleiner, dreckiger B-Film-Reißer. Wie der kleine, abgefuckte Stiefbruder von "John Wick".
Wo dieser aber noch irgendwie elegant und schick rüber kommt, sieht hier alles einfach nur dreckig und trist aus.
Was den Film jetzt in gewisser Weise aus dem Einheitsbrei herausragen lässt, sind - wie bereits genannt - die ganzen kleinen Spuränderungen.

Denn erstens war es eine echte Wohltat, mal wieder einen Actionfilm zu sehen, der in den Kampfszenen nicht völlig beschissen zerschnippelt wurde, wie so ein MTV-Videoclip, sondern in dem es zum Teil schön lange Einstellungen gibt, in denen man sieht, wie toll alles choreographiert ist und in denen man auch sehen kann, dass Bob Odenkirk die Szenen größtenteils selbst gespielt und somit ohne Stuntman agiert hat.
Damit wären wir auch schon beim zweiten Punkt, denn Odenkirk hat für die Rolle fast zwei Jahre trainiert, damit er diese Stunts auch hinbekommt. Wer hätte ihm das zugetraut?
...ganz genau, wer hätte ihm DAS zugetraut? Eine sehr wichtige Erkenntnis, denn das war für mich die größte Neuerung.
Der Film hätte nämlich in ähnlicher Weise auch in den 70ern mit, beispielsweise, Charles Bronson oder so gedreht werden können. Nun ist es aber bei einem Charles Bronson nicht die Riesenüberraschung, wenn er irgendwann den Vollstrecker spielt, da er eh so ein kantiges Gesicht hat und schon vorher x-mal den harten Typen in anderen Rollen gemimt hat.
Deswegen kaufte man ihm auch den braven Familienvater nie wirklich ab. Die Rolle des amoklaufenden Selbstjustizlers hingegen schon.
Hier hat man es jetzt endlich mal umgekehrt gemacht und mit Odenkirk einen Schauspieler besetzt, der erstens überhaupt nicht mit solchen Rollen assoziiert wird und zweitens auch absolut nicht danach aussieht.
Darum ist man dann auch irgendwo überrascht (auch wenn man es sich natürlich denken kann), wenn er dann richtig loslegt und voll abgeht.
Im weiteren Sinne trifft das natürlich auch auf Christopher Lloyd zu, der hier genauso toll gegen den Strich gebürstet auftritt.

Diese ganze Background-Story, die aber nur im Ansatz beleuchtet wird, ist dann im Grunde nur noch dazu da, dass man krasse und gewalthaltige Action zu sehen bekommt.
Ähnlich wie bei "John Wick"... hm, irgendwie kommt man um dieses Franchise nicht herum. Nicht zuletzt, weil die Macher zum Teil auch einfach dieselben sind.
Witzigerweise wurden diese sogar mal nach einem Crossover-Film gefragt.
Sie haben geantwortet, dass sie sich vorstellen können, dass Wick und Hutch mal in einem Film aneinander vorbeilaufen und sich zunicken.
Da musste ich tatsächlich an "Sharknado 4" denken, wo sich dessen Hauptdarsteller und jener aus den "Lavalantula"-Filmen auf ähnliche Weise treffen.
Oder bei "Welcome to the Jungle" mit The Rock, der am Anfang Arnie begegnet, der ihm "Na dann viel Spaß" oder sowas zuraunt.
Das wäre doch mal ein geiles Ding, oder?
Muhahahahahahahahahahahahahaha


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Damien3
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Re: Damien ist "Nobody"

Beitrag von Damien3 »

Ein feuchter Traum :mrgreen:
Und doch....er ist der zweitbeste Filme des Jahres.
Ich war so umgehauen über die Einfachheit und hatte IMMER dieses orickeln im Bauch wann er losbricht.
Dieser Film ist halt so UNFASSBAR BEFRIEDIGEND! Keine ambivalenten gebrochenen Charakter, kein gelaber...schnell hart...wie es muss.


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Detlef P.
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Re: Damien ist "Nobody"

Beitrag von Detlef P. »



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