Rifkin's Festival

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6835
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Rifkin's Festival

Beitrag von Detlef P. »

Bild

USA/E/I, 2020
Regie: Woody Allen
Darsteller: Wallace Shawn, Elena Anaya, Gina Gershon, Louis Garrel, Sergi López, Christoph Waltz

"Der Film Rifkin’s Festival handelt von Mort Rifkin, einem New Yorker Filmdozenten und scheiternden Romanschreiber, der seine Frau Sue zu den Filmfestspielen in San Sebastián begleitet. Dort ist Sue für die PR eines französischen Regisseurs, Philippe, zuständig. Mort kann den von der Presse vielbejubelten Philippe und dessen Filme, die er zu politisch findet, nicht ausstehen. Obendrein hegt er den Verdacht, dass seine Frau eine Affäre mit dem Franzosen hat. Durch den Stress, den ihm dies bereitet, bekommt er ein Stechen in der Brust, weswegen er auf Empfehlung eines Freundes eine in San Sebastián ansässige Ärztin aufsucht. Mit Jo versteht er sich auf Anhieb gut und es stellt sich heraus, dass auch sie in einer unglücklichen Ehe steckt. Um Jo wiedersehen zu können, entwickelt sich Mort zum Hypochonder und sucht sie aufgrund vorgeblicher Gebrechen mehrmals in der Praxis auf... ." (www.wikipedia.de)

Vor einigen Tagen sah ich mir Woody Allens neuesten Film an, der leider von allen Seiten ziemlich gescholten wurde.
Nach dem Anschauen kann ich das ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
Es ist definitiv nicht der ganz große Wurf und kein absolutes Meisterwerk. Allerdings fand ich ihn besser und unterhaltsamer, als einige andere Filme, die er in den letzten Jahren gedreht hat.
Da hat man nämlich bei einigen (wenn auch nicht bei allen) gemerkt, dass mittlerweile schon ein wenig die Luft raus ist und er spätestens mit den 2010er Jahren nicht mehr jedes Jahr einen super Film raushauen konnte.

Ich wollte diesen Film trotzdem im Kino sehen, so wie ich es seit Mitte der 2000er mit allen seinen Werken gemacht habe.
Allerdings war ich auf einen recht durchwachsenen Film vorbereitet. Umso erfreuter war ich, als ich feststellte, dass das gar nicht nötig gewesen wäre.
Der hauptsächliche Vorwurf, den ich mehrfach gelesen habe, war, dass Allen nicht neues mehr erzählen würde und dass der Film ein schwaches Best Of seiner frühen Filme sei.
Schwach fand ich ihn, wie gesagt, keinesfalls und warum ist es jetzt auf einmal schlecht, wenn jemand mit einem "nostalgischen" Best Of um die Ecke kommt, während in einer Zeit, wo quasi ALLES neu aufgewärmt wird, vieles wie blöd gefeiert wird und ein Allen, der sowieso schon immer sehr ähnliche Themen in seinen Filmen verarbeitet hat, nach fast 50 Filmen auf einmal dafür gescholten wird?
Kann ich absolut nicht verstehen.

Wie gesagt, es ist nicht der ganz große Wurf und kein Meisterwerk, aber ein schlechter Film sieht für mich ganz anders aus.
Ich fand es sogar sehr erfrischend so etwas angenehm altmodisches zu sehen.
Denn der Film zeigt über die typische, Allen-hafte Geschichte über Irrungen und Wirrungen der Liebe hinaus zugleich auch Allens Liebe zum Medium Kino wie kaum ein anderer seiner Filme aus den letzten paar Jahren oder gar aus seinem kompletten Œuvre.
Er lässt die Handlung nämlich nicht nur auf einem Filmfestival spielen und die Hauptfigur ständig über die großen Meisterwerke des europäischen und asiatischen Kinos schwadronieren, sondern es gibt zusätzlich auch noch Traumsequenzen der Hauptfigur, die auf spielerische Weise - als Mischung aus Parodie und Hommage - an alte Klassiker wie "Citizen Kane", "Jules und Jim" oder "Das siebente Siegel" angelehnt sind.

Wenn DAS mittlerweile als unkreativ und altbacken angesehen wird, dann habe ich wohl keine Ahnung mehr, was Kino ausmachen sollte und muss als von der hippen Neuzeit überholter, alter Sack in die Mottenkiste :altermann:

Abschließend kann ich nur sagen, dass der Film meinethalben zu den eher schwächeren, aber bestimmt nicht schlechtesten Filmen Allens zählt und ich das rumhacken auf diesem in keiner Weise nachvollziehen kann.
Wenn sein nächster Film - der, laut seiner Aussage, eventuell sein letzter werden wird - qualitativ genauso gut wird, wäre das in meinen Augen eine würdige Abschlussvorstellung für ihn :respect:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten