Damiens Blinded by the light

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damiens Blinded by the light

Beitrag von Damien3 »

Hach...ist das schön wenn man doch nochmal so RICHTIG überrascht wird oder?

Das gleiche wird sich auch Springsteen (der olle Jude :winkie: ) gesagt haben als er für diesen Film die historische Freigabe seiner Songs zusagte.

Moment...der Boss sagt die Verwendung seiner Songs zu? Ja...Mehrzahl..SongS.
Quasi sein ganzes Repertoie.

Aber WARUM ?

Nun, weil er gesehen und gefühlt hat das es sich hier lohnt.
Leider hat die Regiesseurin von "Kick it like Beckham" hier nicht den weltweiten Erfolg und Impact wie bei ihrem Erstling, dabei ist dieser Film WESENTLICH wichtiger!

Wenn jemand mal wirklich die 80er erleben will, wenn jemand mal eintauchen will wie es war...hat er hier die perfekte Chance.
Ohne das hippe Getue und den überzeichneten, bunten Wahnsinn in dem diese Zeit so gern dargestellt wird.

Es geht um Jarvid, einem jungen Pakistani der in der englischen Kleinstadt Einöde als Teenager aufwächst.
Es geht um Rassismus in herzergreifendem Ausmaß und erlangte Selbstkenntnis durch einen Sänger der weit weit weg aus Amerika kommt.
Der aber mit seinen Texten beim jungen ausländischen Teenager mitten ins Herz trifft.

Es ist ja nicht nur die unglaublich lebensnahe und herzliche Art der Normalität...es ist einfach filmisch der beste Umgang mit dem Eindruck von Musik den ein Film je festhalten konnte.
Es gab nur einen Film der die Kraft und den Zauber von guter Musik auf der Seele so darstellen konnte und das war "Klang des Herzens".
Obwohl es hier eher um die Texte und die Attitüde von Springsteen geht.

Wir folgen Jarvid der hin und hergerissen ist zwischen seiner pakistanischen Folklore und der nach England mitgbrachten festen Familienstrukturen.
Sein Vater ist nunmal das Oberhaupt der Familie und er muss sich den Wünschen und Vorstellungen seiner beugen.

Auch wenn er längst die Lust verspürt auf die Party seines besten Freundes zu gehen und zu tanzen. Oder mal etwas eigenes zu kaufen von dem Geld das er den ganzen Sommer verdient hat...doch sein Vater sammelt es ein...zum Wohle aller in der Familie.

Die Zeiten werden noch schlechter als sein Vater nach 16 Jahren durch die Wirtschaftskrise der 80er in England von einem auf den anderen Tag einfach entlassen wird. Und das obwohl er nie gefehlt hatte oder auch nur eine Schicht hatte ausfallen lassen.

Wir folgen also nicht nur dieser Welt aus Jarvids Augen sondern quasi der ganzen Familie, gebeutelt von z.B. Kindern die ihnen durch den Briefkasten auf die vorsorglich ausgelegte Gummimatte ins Haus pinkeln und " Pakis raus" schreien.
Oder Schulwegen die zur Tortur werden durch Skinheads die sie bespucken oder gewalttätig werden.

Es ist nicht die bunte Seifenblasenwelt in den 80er als Paki in England!

Extrem gefrustet und von der Außenwelt sozusagen abgeschnitten, gibt ihm ein Freund in der Schule 2 Tapes vom "Boss".
Bruce Springsteens Alben "Born in the USA" und noch ein anderes das ich auf der Kassette nicht erkannt hatte.

Und nach einem Streit mit seinem Vater und einem misslungenem Aufsatz in der Schule (wo er doch Schriftsteller werden will) reicht es ihm.
Er schmeisst den Rucksack in die Ecke und die Kassetten fallen heraus.

Was dann folgt kann man glaube ich getrost als beste Visualisierung von Musik betrachten die auf Film gebannt wurde.

Die Texte der Songs die so genau auf seine Situation passen fliegen um ihn herum....er rennt nach draußen und seine gesamte Angst, Unterdrückung und Wut wird durch Springsteens Texte an Häuserwänden und Garagen beflügelt. Ich sage bewusst "beflügelt" nicht manifestiert.
Weil manifestiert meiner Meinung nach etwas negatives enthält.
Und das tun die Songs vom Boss mit ihm defintiv nicht. Musik ist hier BEFREIUNG...ist hier das Portal aus dem Leben auszubrechen und neue Ansätze zu finden und sich selbst.
Fortan sehen wir den Film auch "aufblühen" fast wie ein Bollywood Musical ...immer wieder wird der graue rassistische Alltag aufgebrochen durch Musical Sequenzen die man zwischen abgehalfterten Bruchbauten der englischen Provinz nie erwartet hätte.

Und das ist in der Essenz die KRAFT DER MUSIK!

Es tut so gut darüber zu schreiben.
Es tut so gut zu wissen das es wohl noch viele Menschen gibt die dieses gleiche Gefühl bei Musik haben.

Vielleicht musste ich auch GERADE JETZT diesen Film sehen. In einer Zeit in der meine Band nun schon seit über einem Jahr nicht mehr zusammen
spielen konnte....wir uns nicht mehr gesehen haben. Ich mich nicht meht durch mein Spiel ausdrücken konnte.

Ich vermisse es so sehr und kann kaum erwarten wieder auf der Bühne zu stehen....und bis dahin, hat mir dieser Film über die Kraft und Heilwirkung von Musik geholfen mal wieder diese "Geige" und die "Schmetterlinge" im Bauch zu spüren und sicher zu sein das Musik für mich niemals sterben wird und immer ein Ventil, Ausbruch und Verneinigung in Eins sein kann.

Wo die Reise Jarvid hinführt wird nicht verraten, aber es bleibt genauso bodenständig und vernünftig wie der Anfang des Filmes.
Die Regisseurin geht nie aufs Galtteis und lässt die Wünsche und Träume von Jarvid zu sehr aus dem engen Korsett seiner Existenz.
Aber sie zeigt auf das der Geist auch in harten Zeiten ausbrechen kann...und das ist eine der besten Gaben vom Mann im Mond an die Menschen.



"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
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Re: Damiens Blinded by the lights

Beitrag von Detlef P. »

Na gut, überredet :smile:
Ich hätte den Film jetzt gar nicht geguckt, obwohl ich den Trailer wohl mal gesehen haben müsste (bin aber nicht mehr sicher).
"Kick It Like Beckham" fand ich damals ganz o.k., aber nicht mehr.
Allerdings habe ich gerade gesehen, dass auch der Film "Frontalknutschen" (wieder mal so ein blöder, deutscher Titel, der deutlich blöder ist, als der Film selbst) von Gurinder Chadha ist.
Den mochte ich damals sehr!

Also, hast Du mal wieder ganze Arbeit geleistet mit Deinen Reviews :beer:

PS: Der Film heißt übrigens "Blinded by the Light" - ohne "s" hinten!


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Damien3
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Re: Damiens Blinded by the lights

Beitrag von Damien3 »

Ich war nie überzeugter das du ihn lieben wirst.
BITTE sag mir wie er war


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Re: Damiens Blinded by the lights

Beitrag von Detlef P. »

Tue ich, sobald ich dazu komme, ihn zu sehen... :smile:


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Re: Damiens Blinded by the lights

Beitrag von Detlef P. »

Hm, ich muss Dich hier wohl leider ein kleines bisschen enttäuschen.
Der Film war ganz nett. Allerdings hat er in mir bei weitem nicht das ausgelöst, was er anscheinend bei Dir bewirkt hat.
Auf mich wirkte alles etwas zu oberflächlich und generisch und die Probleme lösen sich am Ende quasi in Luft auf.

Als der Hauptcharakter am Ende
Spoiler
in seiner Schule seinen Aufsatz vorlesen soll, diesen abbricht und dann mit Tränen in den Augen irgendeinen sentimentalen Schmus von sich gibt, während sein Vater, der ihn jetzt - von einer Sekunde auf die andere - auf einmal doch vollkommen versteht, reinkommt und andächtig zuhört,
hätte es wirklich nur noch gefehlt, dass der Skinhead, der ihm zu Beginn einmal nach Hause gefolgt ist, auch noch dazustößt, alle sich umarmen und es einen Versöhnungstanz a´la Bollywood gibt... :roll:

Es ist maximal nettes Unterhaltungsgebläh für zwischendrin. Mehr konnte er für mich leider nicht sein :oops:


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Re: Damiens Blinded by the lights

Beitrag von Damien3 »

Weil du analytisch und eher kühl bevorzugst. Das war schon immer der Unterschied zwischen unseren Geschmäckern.
Da wo es geordnet ohne große Gefühle und durchdacht vorgeht bist du zu Hause. Kubrick....Nolan....und wo es mit grünen Wiesen, Schmetterlingen und Liebe zugeht, da bin ich zu Hause.
Das ist in KEINSTER Weise dispektierlich gemeint. Ich WEIß das auch du Gefühle haben kannst..Muahahahaa....aber wir gehen da anders dran.
Schau mal...American Beauty, alles von Nolanz.B. "Memento"...die Szenen von Kubrick die hundert mal gedreht werden müssen...alles geplant, konstruiert.
Ja, auch du hast mal nen "Ausrutscher" aber ich glaube du kannst dich nicht damit zufrieden geben wenn es tatsächlich mal gut ausgeht.
Einfach...SO.
Es gibt manchmal keine große Erklärung. Kein "Plan"...manchmal läuft es einfach und GUT IST.
Das ist der Film.


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Re: Damiens Blinded by the lights

Beitrag von Detlef P. »

Ehrlich gesagt habe ich keine Probleme damit, wenn es gut ausgeht.
Nur wenn es so gekünzelt wirkt.
Das war (ist?) eher Murillo, der immer ein negatives Happy End haben wollte.

Ich war wirklich auf den Film gespannt, da auch ich behaupten würde, dass Musik für mich eine große Inspiration ist oder sein kann und ebenfalls ein wichtiger Teil meines Lebens ist.
Aber leider überträgt sich diese Energie des Films nie auf mich.
Mag auch am "Boss" gelegen haben, von dem ich nicht der allergrößte Fan bin (auch wenn ich einige Sachen echt gut finde).

Witzigerweise musste ich die ganze Zeit über an den Film "Yesterday" denken, den ich letztens erst gesehen habe.
Ebenfalls ein britischer Film über die Kraft der Musik (hier die Beatles) und ebenfalls mit einer Hauptfigur, die ihre Wurzeln im indisch-pakistanischen Raum hat.
Auch den fand ich bloß o.k. - obgleich von Richard Curtis geschrieben und von Danny Boyle inszeniert - obwohl mir die Beatles eher zusagen.
Aber da war mir "Blinded by the Light" sogar insgesamt lieber.

Naja, schade auf jeden Fall.
Ich hatte mich wirklich gefreut, ebenfalls eingesogen zu werden.
Aber der Gag mit der Tiffany-Platte war immerhin echt geil :lach:


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Re: Damiens Blinded by the light

Beitrag von Damien3 »

Yesterday war auch total KLasse;-)))))


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