
Und was soll ich sagen....ich habe es gleich 4 mal an diesem Wochenende gemacht...KEIN WITZ!
Für mich war es wichtig das meine Kinder dieses Zeitdokument sehen. Gerade in einer Zeit in der ein weiterer Krieg in Europa stattfindet.
Und gerade DIESER Krieg...in den die Jugendlichen noch voller Wahn und Begeisterung eingestiegen sind und es kaum erwarten konnten endlich "Franzosen zu erledigen"
Ich denke viele kennen den Klassiker von 1930 noch.
Vor allem den Schluß...mit dem Schmetterling....
Was für eine Meisterleistung aus dieser Zeit.
Und ich habe das Gefühl das genau das auch zu Herzen genommen wurde.
Die Meisterleistung in den 1930ern bestand darin "fliegende" Kameras an Kränen zu benutzen um in Vogelperspektive über die Gräben zu fliegen.
Schnitte zu nutzen die so nicht bekannt waren. Musik einzufügen und sprechende Soldaten opbwohl das Medium des Sprechfilmes noch in den Kinderschuhen steckte.
Genau diese Herangehensweise kann ich nun auch bei der Neuverfilmung von Edward Berger erkennen.
Es ist ein Film auf der absoluten Höhe der Zeit. Denn die Errungenschaften die wir heute zur Verfügung haben, sind allesamt enthalten und werden auf ein neues Level gehievt. Und das ist für mich im deutschen Film ein Novum.
Ich gehe erstmal auf den technischen Aspekt des Filmes ein.
Hier ist eine Kameraarbeit hervorzuheben die ich so noch in nie in Deutschland gesehen habe.
Sie ist immer dabei...sie ist schnell....sie ist beweglich wechselt Perspektiven und ist wie losgelöst.
Es brennen sich Bilder in den Kopf die man nicht mehr vergisst.
Es ist wie vor fast 100 Jahren...du hast die absoluten Meister ihrer Klassen vereint.
Der kongeniale Schnitt tut auch hier sein übriges der zsammen mit der Kameraführung einen nie vergessen lässt wo man ist und was passiert.
Es ist schwer zu beschreiben...aber es ist ein aufgräumtes Chaos was perfekt aufgnommen wurde und eine Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten.
Hinzu kommt eine sofort IKONISCH gewordene Musik!!!!!
Die MUSIK!!!!
Oder soll ich sagen...Musikgeräusche===???
Das ist schon sehr sehr mutig von Volker Bertelmann was er da an Klangteppichen und klassischer Musik zaubert.
Das ist manchmal so extrem das ich als Filmfan der darauf achtet echt rausgerissen wirst.
Manchmal wirkt es als gehe plötzlich Trommelfeuer los und du brauchst echt ein paar Sekunden um zu begreifen das es die Musik ist!
Und dann diese 3 Instant- Classic- Töne!
Ihr werdet sofort wissen was ich meine.
Wenn wir aber mal die ganzen technischen Aspekte weglassen und runterbrechen was so aufregend ist....es ist die Brutalität und Schonungslosigkeit mit der hier aufgeführt wird das es NICHTS heroisches auf einem Schlachtfeld gibt!
Und diese ganzen technischen Dinge die ich so liebe übernehmen keine Hauptrolle im Film...sie untermalen nur in Perfektion alles andere.
Die Grundstimmung ist manchmal mit Terence Malick zu vergleichen. Die Ambivalenz von Natur und Krieg.
Auch hier gibt es atemberaubende Naturaufnahmen in Mitten des Grauens. Bilder von Leuchtraketen in der Nacht die dem ganzen schon fast wieder was schönes geben. Der Rest besteht aber fast auschließlich nur aus TOD.
Tod. Verzweifelung und Brutalität die wirklich am Magen kratzen und die meine "hartgesottenen" Kids zum wegschauen zwangen.
JA es IST SO schlimm!
Ohne Rücksicht auf Verluste oder Einschränkungen durch die FSK bohrt sich einen Schneise der Zerstörung menschlicher Körper und Teile durch die 2,5 Stunden Film.
Die Verfilmung ist eher "frei" anzusehen. Es werden sogar die überlieferten Friedensverhandlungen mit aufgenommen die im Buch überhaupt nicht vorkamen. Diese beiten eine kleine Auszeit für den Magen um sich wieder zu beruhigen...sind aber in keinster Weise fehl am Platze.
Der einzige Punkt an den ich nicht ins "Schwärmen" gerate ist die Charakterzeichnung.
Sie leidet doch ein wenig unter all diesem Stahlgewitter und fliegenden Kugeln.
Ich hätte mir anstatt der Friedensverhandlungen mehr aus der Welt VOR dem Kriegseinzug gewüscht. Einfach noch um zu sehen was die Jungs vorher gemacht haben und wo sie herkamen. Aber das ist tatsächlich sowas wie "die Mona Lisa hübscher zu malen" und einige Mitgucker waren da gar nicht einer Meinung.
Die Handlung startet mit einem weiteren Platzhalter der Sinnlosigkeit.
Bei 17 Millionen Toten im 1. Weltkrieg und allein 4 Millionen Toten an der Westfront, an der dieser Film spielt, ist es klar das nicht so viele Uniformen genähr werden können. Also sehen wir den Heinrich, wie er mit seinen Leuten den Marschbefehl aus dem Schützengraben bekommt und losrennt.
Danach sehen wir Leichenberge von diesem weiteren unnötigen Vorstoß um 200m. Darunter unser Heinrich. Er wird in ein Massengrab verscharrt und seine Uniform wird ihm ausgezogen, zusammengepackt und in blutogen Beuteln in die heimat geschickt.
Wo dieser von Näherinnen in Empfang genommen wird, die die Uniformen von "Löchern" und Rissen befreien und sie wieder aufpeppeln.
Unser Hauptdarsteller, Paul Bäumer, übernimtm diese dann uns fragt warum er die Uniform eines anderen bekommt und der Hauptmann reisst das Etikett ab und sagt "muss ein Fehler sein"....
Was für eine geniale Einführung und was für eine geniale Zusammenfassung von SINNLOSIGKEIT!



Dier Darsteller in diesem Film ist eine ganz neue Garde des deutschen Films.
Der Hauptdarsteller, Felix Kammerer macht hier sein Filmdebut. Ein Theaterdarsteller der wie damals sein Voregänger 1930 Lew Ayres ohne Erfahrung hier reingeschubst wurde.
Dazu gesellt sich Aaron Hilmer den wir hier lieben gelernt haben in "Das schönste Mädchen der Welt".
Dann noch Albert Schuch und Edin Hasanovich die ja als "alte Hasen" gewertet werden können.
Und alle scheinen in der Form des Lebens zu sein. Es hat echt die alten "Das Boot" Vibes, wenn so frische Köpfe mal allein einen Film zusammenhalten.
Ich würde auch Brief und Siegel geben, das einige von Ihnen auch international Fuß fassen könnten wie die Boot-Darsteller.
Hinzu kommt noch ein grandios aufspielender Devid Striesow, der einen fast satirisch angelegten General Friedrichs spielt.
Ich bin absolut begeistert über diese Riege!
Was Edward Berger hier abgeliefert hat, ist absolut höchstes internationales Niveau und zurecht ein riesen Hit in den USA.
Zurecht munkelt man nicht nur von "Auslandsoscar" sondern von guten Chancen auch in technischen Bereichen wie Kamera, Musik oder Sound und Schnitt nominert zu werden.
Mich durchfährt schon wieder dieses "prickeln" wenn ich diese Review schreibe bei etwas großem an Filmgeschichte teilgenommen zu haben.
Für mich persönlich ist es einer der besten deutschen Filme überhaupt und ich bin stolz das wir sowas zustande bringen!
JA er ist SO gut!
Und sprach ich Anfangs noch von der legendären Schmetterlingsszene von vor 100 Jahren, wird auch hier der gesamte Film höchstwahrscheinlich legendär durch eine Szene werden.
Und zwar in der wo wir und die Hauptdarsteller das erste mal überhaupt mit dieser "neuen Erfindung" Panzer konfrontiert werden.
Diese Inszenierung und der absolute Schrecken die diese Metall Monster verbreiten wird noch viele Jahre als Referenz gelten wie man Schrecken insziniert. Es ist fast wie als wären alle "schrecklichen Filmmonster" mit einem mal ausgelöscht. Das ist das wovon Colonel Kurtz immer sprach:
THE HORROR....THE HORROR!
Freut euch hier auf Filmgeschichte...das ist die Szene mit der der Film immer in einem Atemzug genannt wird.