Damiens "Der Hobbit"

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damiens "Der Hobbit"

Beitrag von Damien3 »

"Der Hobbit"

TANNENZAPFENHANDGRANATEN

Das ist das was seit gestern abend hängengeblieben ist.

TANNENZAPFENHANDGRANATEN

…ist die Ausbeute aus 3 Stunden Film.

Komisch oder?

Fast 3 Stunden läuft dieser Film und ein paar Stunden nach der Vorstellung erinnere ich mich an keinen einzigen Namen.
Ich weiß noch wie ich aus dem ersten Teil der " Herr der Ringe" Trilogie kam und sich Namen wie "Herr Frodo", "Samweis Gamtschi"
oder "Gandalf" sich in meine Bewußtsein gebrannt und für immer in meinem Herzen waren.
Doch mein Herz erfüllt eine gähnende Leere als ich aus diesem Film gehe…
Waren es in der ursprünglichen Trilogie noch 3 Bücher für 3 Filme, so haben wir hier nun ein Buch für 3 Filme.
Und das ist wahrscheinlich der springende Punkt!
Waren es in der ursprünglichen Trilogie noch Charaktere und Events die den Film nach vorne brachten, waren es noch
Geschichten und Aktionen die dich mit der Story verbunden haben, so ist es in den neuen Teilen einfach nicht möglich
in den Film einzutauchen.

Die Handlungen in diesem Film sind einfach nur der Detailverliebtheit und dem Gigantomismus geschuldet.
Einer Detailverleibtheit die dem Film das Rückrad bricht. Die es nicht zulässt sich auch nur mit einem Akteur
zu verbinden eine emotionale Ebene aufzubauen.
Denn jegliche Handlungsweisen, jegliche Actionszene bringt nichts außer ein paar tollen visuell aufregenden Bildern.
Man hat das Gefühl das man alles wie einen Ballon aufblasen musste um vom eigentlichen Problem abzulenken:
Es KANN keine Trilogie aus diesem Buch entstehen und der einzige Grund warum es trotzdem passiert ist, ist der
geldgeile Produzent der meint hier eine weitere Gelddruckmaschine in der Hand zu haben….

Ich möchte hier nicht von einem Totalflop sprechen, dafür gibt es wie beschrieben zuviel an Datails und Szenen die den
frühen Peter Jackson aufblitzen lassen. Doch bricht der Film immer wieder mit ganzen Szenen die überhaupt gar keinen Sinn
haben und er schafft es sogar eine Szene die eigentlich alle Kritiker loben so ungeschickt als platt aufzulösen das es einem
gruselt!

Die angesprochene Gollum Szene ist an sich atemberaubend schön.
Der Charakter ist noch viel "leibhaftiger" und böser als zuvor.
Die Effekte sind wegweisend und man hat das Gefühl das sich in den letzen 9 Jahren nochmal sehr viel im Bereich Motion
Capturing (das übertragen von Schauspielern auf Computer generierte Wesen) getan hat.
Doch was sagt das über eine Schlüsselszene eines Filmes aus wenn ich mich über den technischen Aspekt auslasse?
Diese Szene ist das beste Beispiel das zuviel ins NICHTS läuft.
Es geht darum das Gollum ein Rätselspiel mit Bilbo vorschlägt und wir sehen dann die nächsten 20 Minuten dieses Duell
auf "Leben und Tod" und schlussendlich läuft Bilbio einfach durch den nächsten Tunnel davon.
WARUM also eine 20 minütige Szene wenn ich gleich wegrennen kann?

Dieser Film lässt sich in jeder Beziehung zu viel Zeit.
Warum brauchen wir eine weitere Stunde Einführung von Beutlin in Beutels End?
Das dauert einfach zu lang!
Wir kennen doch das Dorfleben, das Haus in dem er lebt, die Umgebung…

Auch wenn am Anfang ein schönes wohliges "Wiedersehensgefühl" aufkommt, wird es doch durch unzählige laaange Monologe
und tatsächlich 2 gesungene Musicaleinlagen einfach zu Brei geredet.

Und wenn man ersteinmal den Abwehrmodus eingeschaltet hat, ist es für einen Film um so schwerer wieder zurückzufinden.
Vor allem wenn es bei einer Geschichte bleibt die nie als Ganzes oder als Einheit wirkt sondern wie ein Mosaikstückelwerk.

Es ist schon sehr ermüdend wenn hier die 12 Kampfzwerge fast einzeln an der Türe klopfen und vorgestellt werden, und doch
nur leblose Hüllen bleiben. Denn Jackson vermag in drei langen Stunden nicht einen einzigen dieser Hauptdarsteller ans Herz
wachsen zu lassen. Geschweige denn sowas wie Spannung aufzubauen oder in den Actionsszenen mitzufühlen.

Die Actionszenen sind in 3D sowieso nur ein Overkill und vom Gehirn gar nicht zu verarbeiten!

In den Actionszenen gibt halt dieses Doppelproblem…mir ist es scheißegal ob einer von diesen namenlosen Zwergen draufgeht
UND ich kann gar nicht erkennen ob entsprechendes passiert?
Man kann nur abwarten und sehen wir da wieder aufsteht, oder welcher eventuell nicht.

Und diese Gleichgültigkeit wird verstärkt durch eine Geschichte die in 20 Minuten hätte erzählt werden können.
Es geht nur darum das 12 Zwerge sich mit Gandalf und Beutlin zusammentun, durch Berge und Täler wandern, durch einen Berg
kämpfen um dann nach drei Stunden keinen Schritt weiter gekommen sind. Und das meine ich auf der persönlichen Ebene.
Kilometer haben die genug zurückgelegt, doch das hat Hape Kerkeling auf dem Jakobsweg auch…nur gibt es da keinen Film von.

Wir erleben ein riesengroßes Nichts, aufgepeppt durch kaum erkennbare Actionsszenen, das uns zur Frage führt:

Wie soll das weitergehen?

Ich erinnere mich an die vielen schönen Szenen mit Frodo und Gamtschie aus den ersten Teilen, wie ich mitgefühlt und gelitten
habe auf der Tour de Force der beiden. Wie ich im finalen Akt "Die Rückkehr des Königs" geweint habe bei einigen Szenen
die so wunderbar visuell atemberaubend schön und herzerfüllend dramatisch waren.

Das was dieser Film NICHT hat ist das große pochende Herz, die komplette emotionale Ebene und das zusammenschweißen von
Charakteren und dem Zuschauer.

Nein, das einzige was ich aus diesem Film mitnehme sind die witzigen

TANNENZAPFENGRANATEN

Schade drum….


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Detlef P.
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Re: Damiens "Der Hobbit"

Beitrag von Detlef P. »

Tja, das Ding werde ich mir definitiv nicht im Kino ansehen.
Ich fand ja die erste Trilogie schon nicht so dermaßen überragend.
Und wenn ich jetzt von Hardcore-Fans (und nicht bloß von Dir) sowas höre, spare ich mir mein Geld lieber für ganz viele langweilige Independent- und Dogma-Filme auf. Muhahahahahahaha


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Damien3
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Re: Damiens "Der Hobbit"

Beitrag von Damien3 »

HAHAHAHAAA ist das nicht die passende Kritik zu dem Thema letztens?????


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Murillo
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Re: Damiens "Der Hobbit"

Beitrag von Murillo »

Hahaha, danke für den Hinweis.
Die Kritik war in der Tat sehr lustig und erinnerte mich ein bisschen an meine eigenen Erfahrungen mit den zu Grunde liegenden HdR Filmen.

Vielleicht gucke ich mir den "Hobbit" irgendwann tatsächlich mal an. Die Erwartungen können jedenfalls nicht niedriger hängen, da MUSS der Film doch einen guten Eindruck hinterlassen... :lach:


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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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