Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Dont Look Back

Hier kann man eigene Filmkritiken vorstellen, bzw. die Kritiken anderer User kritisieren.

Moderator: Damien3

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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Dont Look Back

Amsterdam, 2009: Murillo ist ziemlich aufgeregt und kann es kaum erwarten. Denn endlich ergibt sich für ihn die Gelegenheit, eines seiner größten musikalischen Idole - Bob Dylan - live auf der Bühne zu bestaunen. Die Karte ist nicht billig und hat Eurem Muri zur damaligen Zeit ein kleines Vermögen gekostet (65 EURO), aber Qualität... hat nun mal seinen Preis.
Die große Halle neben der Amsterdam Arena wird abgedunkelt, der Vorhang fällt, und ein alter zotteliger Kauz mit brüchiger Stimme steht plötzlich im Rampenlicht. Murillo ist im Himmel. Denn Bob Dylan gibt auf der Bühne wirklich alles und spielt über 3 Stunden. Ein großartiges und einprägsames Erlebnis. Dennoch sind viele der Konzertbesucher nicht gleichermaßen begeistert. Sie verschränken ihre Arme, sie verziehen ihre Mienen. Am Ende bekommt man mit, wie viele enttäuscht vor sich hinmurmeln: Bob Dylan könne nicht richtig singen, er versuche es nicht mal. Er habe diesen und jenen Song nicht gespielt. Er habe „Like A Rolling Stone“ in einer uninspirierten und irgendwie grotesken Reggae-Variante heruntergeleiert. Die enttäuschten Stimmen übertönen die begeisterten ganz eindeutig. Am nächsten Tag sind auch die Feuilletons voll mit vernichtender Kritik. Wie eigentlich nach jedem Bob Dylan Auftritt. Überall auf der Welt. Seit Jahrzehnten. Nichtsdestotrotz waren alle 3 Konzerte, die Bob und seine Band in Amsterdam in drei aufeinanderfolgenden Tagen absolvierten schon lange im Voraus bis auf die letzte Karte ausverkauft. Wie eigentlich bei jedem Bob Dylan Auftritt. Überall auf der Welt. Seit Jahrzehnten!

London, 1965: Der zu diesem Zeitpunkt noch relativ junge, aber bereits international sehr erfolgreiche Bob Dylan befindet sich gerade mal auf seiner zweiten Tour außerhalb der USA in England und wird dabei von einem Dokumentarfilmteam um D.A. Pennebaker begleitet. Vieles, was man heute vor, nach und während eines Bob Dylan Konzertes beobachten oder zumindest erahnen kann, schien damals wohl schon mehr oder weniger genauso abzulaufen. Die Besucher murmeln mal wieder enttäuscht vor sich: Bob Dylan könne nicht richtig singen, er versuche es nicht mal. Er habe diesen und jenen Song nicht gespielt. Ach ja, und er solle doch bitte wieder die rein-akustischen Protestlieder spielen, die ihn am Anfang seiner Karriere bekannt gemacht haben und nicht so ein experimentelles und neumodisches Zeugs, wie „Subterranean Homesick Blues“. Zum offenen Bruch zwischen Dylan und seinen konservativen britischen Anhängern sollte es aber erst ein Jahr später kommen. Die amerikanischen Folk-Puristen in der Heimat hingegen würde er bereits wenige Wochen nach der hier gezeigten England-Tournee beim Newport Festival im Juli schockieren und gegen sich aufbringen, als er sich erdreistete, eine E-Gitarre am Verstärker anzuschließen und – Gott bewahre – „elektrische“ Musik zu spielen. Der Legende nach soll Folk-Legende Pete Seeger mit einer Axt auf die Bühne gestürmt sein und versucht haben, die Kabel zu zerhacken. Dies erwies sich zwar später als Urban Legend, beruhte jedoch auf wahren Begebenheiten. Jedenfalls wurde Dylan hier von seinen desillusionierten und enttäuschten Fans schonungslos ausgebuht.
Bei seiner England-Tournee im folgenden Jahr – die übrigens auch von Pennebaker in dem Film „Eat the Document“ festgehalten wurde – hatte er den kalkulierten Skandal dann perfektioniert, spielte bei seinen Konzerten jeweils das erste Set akustisch und ohne Begleitband, gefolgt von einem weiteren elektrischen Set mit Unterstützung von „The Hawks“, aus denen später „The Band“ wurde. Das zweite Set wurde dann auf den jeweiligen Konzerten mit noch weiter verschränkten Armen, noch tiefer heruntergerissener Minen, Buhrufen der Besucher und Schmähkritiken in den Feuilletons begleitet. Die Hülle eines Live-Albums, welches Dylans Auftritt in der Royal Albert Hall 1966 dokumentiert wurde treffenderweise mit verschiedenen Zeitungsausschnitten vernichtender Kritiken verziert. Dylan und seine „Fans“, sowie Dylan und die „Journalisten“, das war von Anfang an eine überaus komplizierte Beziehung. Aber ich schweife gerade vielleicht ein bisschen zu sehr ab.

1965 stand die arrogante und notorisch mies gelaunte Skandalnudel Bob Dylan zumindest noch relativ am Anfang seiner Karriere, ebenso wie der junge und progressive Nachwuchsregisseur D.A. Pennebaker. Pennebaker gilt als früher Vertreter des „Direct Cinema“ (oder auch „Cinéma Vérité“), einer Dokumentarfilmbewegung, die Ende der 1950er Jahre entstanden ist und zum Ziel hatte, das dokumentierte Thema realistischer darzustellen, indem man sich ohne große Planung und Vorbereitung mit der Kamera in den Alltag einfügt, Dialoge und zufällig in die Szenen involvierte Menschen einfängt, und auch alles andere, was man gerade vor die Linse bekommt. Die Cineasten unter uns mögen es mir verzeihen, wenn diese Genre-Beschreibung nicht ganz akkurat sein sollte und man das vielleicht angemessener formulieren könnte. Jedenfalls haben Pennebaker und andere Vertreter des „Cinéma Vérité” Genres eigentlich bereits die Grundlagen dafür geschaffen, was wir seit den 90er Jahren als „Reality-TV“ bezeichnen. Und „Dont Look Back“ ist wirklich ein Paradebeispiel dafür, wenn auch historisch gesehen natürlich nicht das früheste dieser Art. Eine der Grundvoraussetzungen für diesen Film dürften die relativ neuartigen Super8-Kameras gewesen sein, die hier zum Einsatz kamen und mit denen es plötzlich möglich war, Film und Ton synchron aufzuzeichnen. Jedoch musste man dann naturgemäß mit etwas beeinträchtigter Bildqualität im Endprodukt leben. Pennebaker drang so also in bislang unbekanntes Territorium vor, denn bis dato waren Musikdokumentation eher aufwändig produzierte reine PR-Veranstaltungen, die einen neuen Künstler oder ein neues Album in Hochglanzbildern bewerben sollten.
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„Dont Look Back“ (die falsche Schreibweise des „Dont“ im Titel im Film ist übrigens beabsichtigt, da Pennebaker neben dem Film auch noch die Sprache „vereinfachen“ wollte) beginnt erst mal mit diesem einzigartigen Musikvideo zu „Subterranean Homesick Blues“, auf welchem Bob Dylan Papp-Schilder mit Text-Fetzen zu dem gleichzeitig gesungenen Text in die Kamera hält und wegwirft, während im Hintergrund die Beatikone Allen Ginsberg, ein Baugerüst und Müllsäcke zu sehen sind. Ginsberg ist wohl einer der wenigen zeitgenössischen Künstlerkollegen, welchen Dylan mit absoluter Bewunderung und nicht mit Verachtung gegenübertritt. Dies wird an mehreren Stellen im Film auch immer wieder verdeutlicht und der Anfang des Films sollte nicht Ginsbergs einziger Cameo-Auftritt bleiben.
Das resultierende Video war damals ziemlich innovativ und wurde nicht ohne Grund noch Jahrzehnte später genauso auf einigen Musiksendern im TV gezeigt. Für die jüngeren hier: damals in den 80ern und 90ern habe sich Eure Großeltern Musik im Fernsehen angeschaut, und zwar immer das, was gerade lief, ohne Möglichkeit, etwas zu überspringen. Wenn dann zum Beispiel Werbung kam, oder irgendwas von U2, konnte man also nur das Programm wechseln oder musste es über sich ergehen lassen. Ich weiß: absolute Horrorshow, aber so war das eben damals.

Nach diesem Einstieg werden wir dann mitten ins Geschehen geworfen. Die wackelige Handkamera zeigt uns die ersten Szenen, welche Dylans England-Tour von 1965 dominieren. Schreiende Teenager, penetrante Paparazzi. Es folgt eine denkwürdige Pressekonferenz, auf der offenbar eher mäßig vorbereitete Journalisten ihre Markus Lanz Fragen stellen dürfen. Es ist wirklich erschreckend zu sehen, wie schlecht eigentlich jeder von ihnen auf diese Fragerunde vorbereitet ist. Keine einzige sinnvolle Frage wird gestellt. Da ist es aus meiner Sicht absolut nachvollziehbar, wenn Dylan ihnen mit demonstrativer Arroganz und Verachtung gegenübertritt. Einer der Journalisten fragt zum Beispiel: „Was ist Ihre Haupt-Botschaft?“. Dylan reagiert auf diesen Unsinn cool und gelassen: „Meine Hauptbotschaft ist, dass man immer einen klaren Kopf bewahren und eine Glühbirne dabeihaben sollte.“ Als diese mühsame Farce überstanden ist, machen sich Bob und seine Entourage im Hotelzimmer über die britischen Zeitungsartikel lustig. Und dabei entwickelt sich die Geschichte langsam wirklich zum Reality-TV-Format. Als Dylan beiläufig beim Herumblödeln gefilmt wird, fragt Dylan seinen Kollegen Alan Page - Ex-Keyboarder der Animals und jetzt Mitglied von Dylans Crew, der scheinbar nicht viel mehr zu tu hat, als sich zu betrinken und Dylan gelegentlich über die neuesten Musiktrends zu informieren - wer eigentlich dieser Donovan sei. Er drängt darauf hin auf ein Treffen mit dem britischen Folk-Hoffnungsträger, der von vielen als eine Art europäischer Bob Dylan betrachtet wird. Dieser Wunsch sollte ihm später im Film noch erfüllt werden. Es folgen ein paar Exklusiv-Interviews und weitere Rumgeplänkel im Hotelzimmer. Zwischendurch werden auch noch ein paar Teenagermädchen aufs Zimmer geholt, die vor dem Hotel herumstanden und ihrem Idol hysterisch zujubelten. Dylan lädt sie zu sich ein und macht sich furchtbar über die armen Dinger lustig, denen das in der Situation jedoch nicht besonders viel auszumachen scheint. Schließlich dürfen sie ihr großes Idol und dessen schlechte Manieren nun live und persönlich erleben.

Richtig interessant wird es dann aber erst, als ein Streit zwischen Dylans Manager Albert Grossmann und dem Hotelbesitzer beiläufig gefilmt wird. Der Hotelbesitzer kommt rein, beschwert sich über den Lärm aus dem Zimmer und verlangt, dass dieser beendet werden möge. Grossmann bleibt zunächst sehr höflich und versucht, den Hotelbesitzer zu besänftigen. Als dies aber nicht funktioniert, fährt er komplett aus seiner Haut und beschimpft sein Gegenüber so wüst, dass dieser sich schließlich unter teils erheiterten und teils verschämten Blicken der beteiligten Personen zurückzieht. Geil, so macht die Sache aber mal richtig Spaß! Was ich mich hier allerdings auch frage ist, ob Grossmann bewusst die Eskalation gesucht hat, wissend dass ein Kamerateam die Sache gerade festhält. Vielleicht war ihm da schon klar, dass man die Szene später prima für den Film verwenden kann.

Immer zwischendurch werden dann Szenen von Dylans Bühnenauftritten und dem Drumherum eingespielt. Unter anderem sehen wir, wie er aus dem Backstagebereich auf die Bühne tritt, während der Vorhang sich öffnet und seine Crew dahinter hektisch versucht, noch ein paar technische Probleme on-the-fly zu beheben. Als die Show durch ist, wird Dylan von der Security in seine Fahrgemeinschaft begleitet, die bereits von Fans umlagert ist. Einem weiblichen Fan gelingt es auf den Kofferraum des abfahrenden Wagens aufzusteigen, bevor sie vom Fahrer in der nächsten Kurve abgeschüttelt wird. Das Ganze wird wie immer trocken kommentiert von Bob und seinen Leuten, die währenddessen mit dem Filmteam im Wagen sitzen.

Der Film zeigt uns auch eine Szene, die sicherlich eines der absoluten Highlights darstellt. Albert Grossman, der zuvor bereits mit seiner beeindruckenden Verbalattacke gegen den Hotelmanager zu beeindrucken wusste, befindet sich hier in einer „Telefonkonferenz“ mit der BBC auf welcher er die Auftritts-Gage für Dylan verhandelt. Dessen Marktwert sei durch die letzte Chartplatzierung nochmal gestiegen, was er unbedingt nutzen möchte, um die Gage nach oben zu drücken. Der Opponent von der BBC spielt derweil die Missing Man Karte bei der Verhandlung und schickt einen Kollegen vor, der die bereits ausformulierten und vermeintlich nicht mehr verhandelbaren Bedingungen präsentiert. Grossman lässt sich aber nicht lumpen, bleibt knüppelhart, setzt dabei sein Pokerface auf und verzieht keine Miene, während sich das Gespräch mehr und mehr zu seinem Vorteil entwickelt. Letzen Endes geht die Strategie tatsächlich auf und Grossman kann sich mit seinen Bedingungen durchsetzen. Albert Grossman ist in diesem Film ohnehin eine ziemlich coole Sau. Während die Kiddies Spaß haben, sich betrinken, Drogen nehmen, musizieren oder im Hotelzimmer mit Groupies rummachen, sieht man ihn meistens irgendwie im Hintergrund, wie er stoisch mit ernstem Blick im Sessel sitzt und seine Zeitung liest. Er tritt nur selten - wenn, dann aber so richtig - als zentrale Figur in Erscheinung. Damit ist er so etwas wie der heimliche Star dieses Films.
Zurück im Hotelzimmer klimpert Dylan weiter auf dem Klavier herum und spielt anschließend auf seiner Gitarre, bevor er einen weiteren Journalisten durch den Kakao zieht, der zum Exklusiv-Interview auf seinem Zimmer eingeladen wurde. Als er diesen erfolgreich verprellt hat, albert er einfach weiter mit seinen Leuten im Hotelzimmer herum, u.a. mit seiner damaligen Freundin Joan Baez und mit dem Animals-Aussteiger am Piano. Letzterer öffnet dann eine weitere Bierpulle am Rand des Pianos, während die leeren Flaschen im Hintergrund bereits von der aufgeheiterten Stimmung zeugen. Und dann kommt endlich Donovan zu Besuch vorbei. Dylan hat zur Party eingeladen und ca. 20 Leute sind in wohliger Gesellschaft auf dem Fußboden des Zimmers versammelt, um Musik zu hören und Gedichte vorzulesen. Dylan ist in dem Moment jedoch ziemlich angepisst, weil irgendjemand eine leere Weinflasche aus dem Fenster auf die Straße geworfen hat, wo immer noch viele Groupies und Paparazzi lauern. Dabei wurde wohl auch ein geparktes Fahrzeug beschädigt. Letztendlich stellt er den uneinsichtigen Flaschenwerfer zur Rede, der ebenfalls wie Dylan und einige Leute, die drumherum stehen, nicht mehr ganz nüchtern zu sein scheint. Als sich die Situation danach ein bisschen beruhigt hat, spielt Donovan ein Liedchen. Dylan komplimentiert ihm brav, bevor er Donovan die Gitarre wegnimmt und sein eigenes Lied und seinen Gast damit an die Wand spielt. Bei aller Freundschaft und Höflichkeit, welche sie hier demonstrativ zur Schau stellen, ist die Konkurrenz zwischen den beiden Ausnahmekünstlern im Film absolut spürbar.

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Zum Schluss bekommen wir dann noch ein weiteres „Exklusiv-Interview“ mit einem Times Journalisten vorgesetzt, welches vielleicht im ganzen Film am eindringlichsten darstellt, wie wenig Respekt Dylan vor der Presse hat. Bob erschlägt den Journalisten zunächst förmlich mit einem langen Monolog, in welchem er viele mögliche Fragen direkt beantwortet und seine Arroganz und Verachtung gegenüber den Medien mal wieder richtig schön raushängen lässt. Anscheinend hat ihm vorher niemand erzählt, dass zu einem Interview immer mindestens zwei Personen gehören. Der Times Reporter hat eigentlich gar keine Chance, seine Fragen zu stellen, da Bob ihn nicht zu Wort kommen lässt, wodurch er keine andere Wahl hat, als vor den Kameras beschämt dreinzublicken und gelegentlich ein paar Notizen auf seinen Block zu kritzeln. Es ist fast so, als hätte Dylan nach all den schwachsinnigen Interviews und Pressekonferenzen jetzt einfach die Fresse voll und wollte allen wohl-antizipierten Fragen auf einmal zuvorkommen.
Als der Journalist dann - mittlerweile nur noch zu Seite schauend und vermutlich in der Hoffnung, dass es bald vorbei ist - all seinen Mut zusammennimmt und fragt, ob Dylan das, was er so singt, auch so meine, platzt dem geplagten Künstler komplett der Kragen. „Sie haben Nerven, mich so etwas zu fragen. Fragen sie die Beatles das gleiche?“

Am Ende des Filmes habe ich mich ehrlich gesagt gefragt, was Bob Dylan und sein Management mit der Sache eigentlich bezwecken wollten. Wollte man Bob Dylan als sympathischen, bodenständigen Menschen darstellen, dem trotz all des Erfolges der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen ist, der im Grunde immer ein freundlicher junger Mann geblieben ist? Wenn das das Ziel war, ist es grandios gescheitert. Wollte man Werbung für die Musik und aktuelle und anstehende Neuerscheinungen machen? Dafür wurde zu wenig von eben jener gezeigt und das auch nur sehr fragmentiert. Wollte man Veranstaltern zeigen, wie toll es ist, Dylan für einen Auftritt zu engagieren und sich dann mit ihm und seiner dauerbreiten Entourage herumzuschlagen? Das ganz sicher auch nicht…

Was bleibt am Ende übrig? „Dont Look Back“ hat sicherlich große Wellen geschlagen und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Dokumentarfilmgenres auf der einen Seite. Andererseits hatte der Film Auswirkungen darauf, wie Bob Dylan von der Öffentlichkeit seit jeher wahrgenommen wird. Heutzutage bekommt Bob Dylan zu jedem runden Geburtstag einen Artikel in jeder größeren Zeitung gewidmet, von denselben Journalisten, die seine Konzerte verreißen, und die oft noch gar nicht geboren waren, als diese Konzerte bereits von anderen Journalisten verrissen wurden. Dabei nehmen sie oft auch Bezug auf die beiden legendären England-Tourneen von 1965 und 1966, denen durch die Direct Cinema Filme von Pennebaker eine Art Denkmal gesetzt wurde. Der erste Film dieser Art zeigt uns sehr eindrucksvoll, dass das Spannungsverhältnis zwischen Dylan und der Presse ganz klar auf Gegenseitigkeit beruht. Und es zeigt auch eindrucksvoll, in welche Fettnäpfchen man als Journalist besser nicht treten sollte, wenn man zu einem Interview eingeladen wird. Dabei vermittelt „Dont Look Back“ aber irgendwie immer auch eine Art Scheißegal-Haltung aller Beteiligten. Es wirkt viel mehr wie ein filmisches Experiment, in dem man zeigen wollte, wie ein Biopic aussehen kann, wenn man das Filmteam in alle, auch die intimeren Bereiche des Tour-Lebens eindringen lässt. Und das ist, wie ich finde, ganz wunderbar gelungen und macht „Dont Look Back“ zu etwas ganz Besonderem.


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Re: Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Beitrag von Damien3 »

Muri...das ist so respektlos und gemein...aber ich find den so scheiße das ich keine lust hab das zu lesen. Es tut mir unendlich leid für deine Arbeit. Allein die Rückmeldungen vom einzigen Konzert in Norddeutschland in unserer Heimatstadt Lingen haben ir wieder völlig gereicht einzusehen das der nicht zu retten ist...blöde Dummsau.


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Re: Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Beitrag von Murillo »

Mach Dir nichts draus, Damien. Ich kenne persönlich viele, die es ungefähr genauso sehen, wie Du.
Leute mit einem andernfalls eigentlich guten Musikgeschmack...
Ich komme damit klar, und ich glaube Bob Dylan nach all den Jahren erst recht. :lach:


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Re: Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Beitrag von Damien3 »

So ein oller Shmock der mal in den 60ern die richtigen Schwänze geblasen hat und meint er wäre was besseres. Es kann definitiv nicht an seinem Können gelegen haben. Es ist nicht existent;-))


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Re: Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Beitrag von Murillo »

Wir sollten noch einmal darüber reden, nachdem Du einen Literaturnobelpreis gewonnen hast und Deine Band in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. :beer:


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Re: Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Beitrag von Detlef P. »

Du machst es, laut Deiner Überschrift, ganz richtig Muri, denn...



Muhahahahahahahahahahahahahahahahahahaha :lach:

Ich hatte, ehrlich gesagt, auch keinen Bock das alles zu lesen, da ich auch nicht der größte Fan von Dylan bin.
Daher habe ich gerade mehrere Text-to-Speech-Onlineconverter bemüht und mir das Ding einfach angehört.
Allerdings musste ich die letzten Absätze doch noch selbst lesen, da die Scheiß-Converter alle eine Zeichenbeschränkung pro Tag oder gar pro Woche haben, wenn man nicht gerade die Premium-Version kauft.
Muhahahahahahahahahahahahahahahahahahaha

Der Film klingt ein bisschen wie eine Mischung aus einer gehobenen Version von "Berlin - Tag und Nacht" und diesem Jesus-Interview von Kinski im Wald :mrgreen:
Und auch, wenn ich mir den Film wohl eher nicht ansehen werde, klangen einige Passagen doch recht witzig.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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Re: Murillo setzt sich eine Sonnenbrille auf und schaut nicht zurück, während hinter ihm alles in die Luft fliegt

Beitrag von Murillo »

Detlef P. hat geschrieben: Mi 20. Jan 2021, 11:38 Der Film klingt ein bisschen wie eine Mischung aus einer gehobenen Version von "Berlin - Tag und Nacht" und diesem Jesus-Interview von Kinski im Wald :mrgreen:
Das trifft es glaube ich sogar ganz gut. :smile:
Für Dylan-Fanboys ist dieser Film ein absoluter Must-See, ebenso wie für Studenten der Filmgeschichte mit Fachrichtung Cinéma Vérité.
Allen Anderen kann man es nicht verdenken, wenn sie diesen Film einfach links liegen lassen.


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