Damien in "Eighth Grade"

Hier kann man eigene Filmkritiken vorstellen, bzw. die Kritiken anderer User kritisieren.

Moderator: Damien3

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Damien3
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Damien in "Eighth Grade"

Beitrag von Damien3 »

Eighth Grade

[bbvideo]https://www.youtube.com/watch/y8lFgF_IjPw[/bbvideo]


Ein Mitt-Zwanziger Youtube Star macht seinen ersten Film über das Leben eines Mädchen in der 8. Klasse?
Kommmmmm kann nicht sein ernst sein oder?

Doch!

Und er liefert einen der schönsten, ehrlichsten, realistischten und besten Teenagerfilmen der 2000er ab.
Auf Festivals wurde er schon gefeiert. Kam hier nie ins Kino. Und jetzt auf Netflix. (Hmpf)

Ich gebe es zu...der einleitende Satz waren meine Gedanken vorher. Ich bin mit NULL Erwartung rangegangen.
Und nach dem Film hat Elsie Fisher hat einen beinharten neuen Fan.
Ich habe das glaube ich bis auf Helena Zengel noch nie hier im Forum gesagt, aber ich glaube DIESES Mädchen muss jeder
die nächsten 10 Jahre auf der Rechnung haben.
Ich hatte fast so ein Gefühl wie damals bei DiCaprio in "This Boys life" wo ich meinem Vater gesagt
habe das da ein Großer auf seinen Durchbruch wartet...und BÄM.... "Gilbert Grape"
Wenn dieses Mädchen jetzt klug vorangeht...steht ihr mit ihrem Talent alles offen.
Ich rede hier wirklich von der Klasse von DiCaprio oder den Fannings!!

Ich kann gar nicht wirklich die Gefühle beschreiben die der Film auslöst. Ich hoffe nicht das es daran liegt das ich eine Tochter im gleichen
Teenager Zeitraum habe und andere gar nicht dieses Band spüren.
Es ist so abgefuckt skuril UND realistisch. Es ist wirklich wie Teenager sind.
Der Umgang mit ihrem Vater...in der Schule und vor allem...die absolut notwendige Sicherheit die das Handy bietet.
Wenn also Eltern nicht wissen was da so läuft...was das für eine Beziehung mit diesem kleinen Kasten ist, wird es hier in perfekter Weise aufbereitet.

Und Elsie ist sicht nicht zu schade "anders" auszusehen wie viele in ihrem Alter. Das vollkommen normale Mädchen in der heutigen Welt.
Und es ist so unglaublich herzzerreissend wie sie mit vielen Mitteln versucht den ersehnten Anschluss zu finden.
Ob nun auf der Party oder auf Youtube wenn sie mit ihren Videos als quasi "Lebensberatung" für Jugendliche Aufmerksamkeit möchte.

Und wenn es ein normaler Hollywoodfilm wäre...hätte sie urplötzlich Erfolg auf Youtube.
Nur...einmal im Film sieht man kurz das es höchsten 2 Clicks auf ihre Weisheiten gibt.
Das ist normales Leben..ihre Gefühle und Ratgebervideos verschwinden einfach anonym im Sumpf des großen Internets.

Und Karla ist nicht dieses Geschöpf das man unbedingt gewinnen sehen will. Sie ist nicht der hübsche Schwan der aufzublühen scheint.
Manchmal geht sie dir echt auf die Nerven wenn sie die typischen Teenager Ausraster bekommt. Sie ist nicht immer süß und beschützenswert.

Es ist aber auch kein Wunder...denn Jugendliche können so abartig brutal sein ohne das sie es merken.
Elsie merkt es in diesem Film immer wieder.
Es gibt Szenen die dir so direkt in das Gesicht schlagen, das dir schlecht wird. Du schaust es und willst in den TV springen und ihr zur Seite stehen.

Und die Szenen wenn sie auf dem Bett zur Beruhigung in die Tiefen des Internets auf ihrem Handy abdriftet mit dem lauten "Orinoco Flow" dessen Textzeile "Sail away, Sail away, Sail away" nie besser passte, zeigt die beste Darstellung dieses neuen Mediums das uns Älteren in DIESER Form nicht zugänglich ist. Ich hatte Gefühle zwischen Schmetterlinge und Karussel im Bauch.
Es ist ein Anker und zugleich gruselig weil es zur Vereinsamung und Abschottung führt.

Mein Gott...ist dieser Film gut.
Mein Gott ist Elsie Fisher gut.

Ich muss es so sagen.

Du siehst ein hochaktuelles, perfektes Portrait einer sehr jungen Dame, welche zwar immer mit viel Empathie dargestellt wird.
Doch trotz aller Skurilität niemals vorgeführt wird.
Und ich bin begeistert das der Regisseur es schafft diese typischen Klischees als Spannungsbogen aufzubauen wo du immer wieder denkst....ah nein jetzt passiert ihr das....und es JEDESMAL schafft es irgendwie anders ausgehen zu lassen.
Es ist das erste wirklich ernstgemeinte und nicht verteufelnde Film über die Jugendlichen in der Social Media Welt.
Wenn also "The Social Network" die Anfänge beschreibt...sehen wir hier die Auswüchse bzw den normalisierte Umgang mit dieser Technik.
Und jeder kann selbst entscheiden ob es nun positiv oder negativ einzuordnen ist.
Das ist eine Meisterleistung.

Hut ab Herr Youtuber!

PS dies ist sehr persönlich und ich hoffe ihr lasst euch nicht beeinflussen.
Ich bin so unglaublich gesopannt was ihr zu diesem Film sagt.
NETFLIX!!!!


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Detlef P.
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Re: Damien in "Eighth Grade"

Beitrag von Detlef P. »

Ich hatte damals bereits nach Erscheinen des Films davon gehört und was er für hohe Wellen in den USA schlug und oft als einer der besten Filme des Jahres betitelt wurde.
Leider kam er hier - wie Du bereits sagtest - nie in die Kinos oder anderweitig heraus.
Auch, dass es den Film nun endlich auf Netflix gibt, hatte ich bereits gelesen und hätte mir den Film daher sowieso noch, bzw. endlich angesehen.
Nach Deiner wirklich tollen Kritik, habe ich jetzt umso mehr Lust darauf.
Ich hoffe, dass ich ihn nur halb so gut finde, wie Du :smile:


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Damien3
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Re: Damien in "Eighth Grade"

Beitrag von Damien3 »

Das hoffe ich auch...ich glaube aber fest dran!!!


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Detlef P.
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Re: Damien in "Eighth Grade"

Beitrag von Detlef P. »

Verflucht, wie sehr hätte ich diesen Film im Jahr 2018 oder 2019 gebraucht.
Schon oft habe ich hier verkündet, dass das meine enttäuschendsten Kinojahre waren, bevor es danach dann wieder bergauf ging.

"Eighth Grade" kam leider erst im letzten Jahr zu Netflix und erst jetzt bin ich dazu gekommen, ihn zu sehen.
Nochmal, wieso kam er hier nicht in die Kinos und erschien erst Jahre später ganz geheim auf einem Streamer, während sich alle in den USA überschlugen und der Meinung waren, dass das einer der besten Filme des Jahres sei und er sogar kurzzeitig als Oscarmaterial gehandelt wurde???
Ich verstehe diese Scheiße einfach nicht. Diese ganzen dummen Filme wie "Franchise Sequel 5: Let's Kill a Legacy Character, So People Will Outrage" werden am selben Tag weltweit in die Kinos gebracht und bei einem Film mit wirklicher Substanz und von echter Qualität klappt es (in der heutigen Zeit!) noch nicht mal im selben Jahr? Und auch nicht im Jahr darauf? :kill: :chain:
So, fertig... jetzt zum Film.

Selbstverständlich ist der Film - zumindest meiner Ansicht nach - an einigen Stellen schon sehr auf die Spitze getrieben und hat mich in manchen Momenten schon fast an eine (deutlich harmlosere) Version von "Kids" oder "Gummo" erinnert.
Aber das finde ich gar nicht schlimm. Ich habe den Film als eine Mischung aus Satire und Teenager-Drama verstanden. Es sollte wohl einfach den Teenagern und auch den Erwachsenen gezeigt werden, wie skurril die Lebensweise des heutigen Teenagers ist.
Genau diesen Begriff hatte ja Damien in seiner absolut treffenden Kritik bereits benutzt - und ich kann das nur voll unterstreichen.
Es wird nahezu perfekt gezeigt, wie peinlich, unangenehm und schräg das Aufwachsen sein kann.
An manchen Stellen möchte man sich einfach nur winden und vor Fremdscham im Boden versinken. An anderen Stellen lacht man sich fast kaputt, weil es so unfassbar absurd ist.

Besonders interessant fand ich an dem Film übrigens, dass sehr eindrucksvoll gezeigt wird, dass selbstverständlich, obwohl alle - zumindest gefühlt - durch Social Media zusammengewachsen sind, es trotzdem so einfach ist, dort unterzugehen und einfach nicht stattzufinden.
Und leider ist es ja heutzutage wirklich so. Selbst bei Menschen in unserem Alter und bei den Jugendlichen erst recht. Findest Du digital nicht statt, findest Du gar nicht statt.
Die zweite Sache, die ich bemerkenswert fand, war, dass es gar keinen "Bösewicht" gibt, wie in nahezu jedem anderen x-beliebigen High School-Film aus den letzten 65 Jahren.
Immer war da irgendwer - meistens mit kleiner oder großer Clique dahinter - der oder die der Hauptfigur, aus irgendeinem Grund, ans Leder wollte.
Hier nicht!
Ich fand es zwar cool, dass Kayla am Ende den Mut hat, der Schulschönheit die Meinung zu sagen, aber mal ganz ehrlich, was hat die getan?
Sie hat Kayla ignoriert, weil sie mit ihr nichts anfangen konnte. Sie hat sie weder gemobbt, noch attackiert oder bewusst irgendwo ausgeschlossen.
Klar war das Ignorieren für Kayla die ganzen Jahre der Todesstoß. Aber im Prinzip war es schlicht ein menschliches und sogar verständliches Handeln.
Das fand ich wirklich bemerkenswert.

Ich habe übrigens gleich, nach dem Ende des Films, nachgeschlagen, wo die junge Elsie Fisher noch mitgemacht hat, weil auch ich völlig geflasht und beeindruckt von ihrem Schauspiel war und es auch mich nicht wundern würde, wenn sie irgendwann mal ganz oben ankommt.
Leider lassen so richtig beeindruckende Rollen noch auf sich warten. Aber immerhin war sie in der Serie "Castle Rock" dabei und spielt im kommenden Remake/Reboot/Sequel/Whatever von TCM mit.
Immerhin etwas!

Alles in allem handelt es sich hierbei um ein bemerkenswertes Porträt der heutigen Generation, welches allerdings leider - so habe ich die Befürchtung - in einigen Jahren komplett überholt sein wird und überhaupt kein Identifikationspotential mehr für nachfolgende Heranwachsende sein wird, da die (Social Media-)Welt sich einfach so unfassbar schnell verändert.
Im Film fällt ja der absolut treffende Satz "Niemand benutzt mehr Facebook", was bei der Jugend hundertprozentig zutrifft.
Wenn man sich jetzt überlegt, dass Facebook vor 10 Jahren der absolut heiße Scheiß war, kann man sich nur zu gut ausmalen, dass in ein paar Jahren kein Mensch mehr Snapchat oder Instagram benutzen wird.
Umso bedauerlicher, da der Film einfach so gut getroffen ist, wie kein anderer Teenagerfilm der letzten 10 bis 15 Jahre :huld:


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Re: Damien in "Eighth Grade"

Beitrag von Damien3 »

Ich wusste einfach das wir einer Meinung sind.
Aber du hast recht...diese Filme für eine "ganze" Generation werden immer schwieriger.
Je älter ich werde...desto weniger gut finde ich die sozialen Medien.
Was ich da für einen Mist lesen muss jeden Tag.
Klar, mann kann einfach rausgehen. Aber ich brauche es tatsächlich um die Band noch ein wenig zu promoten.
Es geht nicht merh anders heute.


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Detlef P.
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Re: Damien in "Eighth Grade"

Beitrag von Detlef P. »

Ja, das stimmt mit den Generationenporträts.
Meine Vermutung ist, dass sich das immer schwieriger unter einen Hut bringen lässt, weil die Zeiten immer schnelllebiger werden (noch mehr als bei uns früher).
Was heute angesagt ist, kann morgen schon weg sein. Die sozialen Netzwerke spielen ja auch wirklich nur noch die Reise nach Jerusalem miteinander und am Ende sitzt immer das neueste auf dem Stuhl, welches in der nächsten Runde an das Nachfolgemodell verliert usw.

Apropos Social Media:
Ich fand die Teile noch nie so doll und bin auch nur noch auf Facebook, weil ich einige Leute sonst nicht erreichen würde.
Meine Chronik ist aber quasi leer und ich habe nicht mal ein Foto von mir drin, weil ich mit diesem ganzen Dreck so wenig wie möglich zu tun haben will.
Also ganz drum rum kommt man dann leider doch irgendwie nicht, aber man kann sich ja sehr stark einschränken.


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