Damiens "The Father"

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damiens "The Father"

Beitrag von Damien3 »

Was hat uns Corona als Filmfans nicht alles angetan.
Die ganzen Verschiebungen....der Vormarsch der Algo-Kackfilme auf Netflix.
Und das lange warten auf Filme bei denen es sich lohnt sich mal richtig Zeit zu nehmen.

ABER

Als allererstes muss ich Aufmerksam machen das hier die größte fehlgeleitete Marketingaktion stattgefunden hat die ich jemals gesehen habe!
Wie kann der Verleih ERNSTHAFT diesen wertvollen Film als "Thriller" in einem Trailer verkaufen?

Ich habe noch NIE einen missfallenderen Ton in einem Trailer gesehen wie hier.

Und wie UNFASSABR peinlich das zu nutzen nur weil "Hannibal" mitspielt??????
Die ganze Grundstimmung ist auf Thriller über einen armen alten Mann der sich gegen seine böse Tochter und einem Komplott wehren muss um ihn zurechnungsunfähig zu schreiben um an die Wohnung zu kommen.

Das ist eine der größten Frechheiten die ich je erleben musste....pfui deibel Marketing Team!




Denn.....in Wirklichkeit ist es ein beinharter, trockener plastischer Verfall eines Mannes an Demenz.

Und ich sage bewusst trocken und plastisch weil quasi alles aus der Sicht von Hopkins gezeigt wird.

Und das absolut genialste ist, das wir GENAU EXAKT so durcheinander kommen wir er im Verlaufe des Filmes.
Der Regisseur und Drehbuchautor lassen uns mit filmisch nie dagewesenen Szene, Verdrehungen und Wiederholungen am Verfall des Gehirnes teilhaben.
Und das so drastisch und so verflucht genial das mir der ATEM gestockt ist.

Und wenn du dann ein Urgestein der Schauspielkunst wie Hopkins hast, der ja (für mich seit "Was vom Tage übrig bleibt") sein Gesicht wie kein andere nutzt um seine Charaktere zu zeichnen...dann wirst du von der Kunst dieses Filmes vollkommen verschlungen.
Was dieser 84 jährige Haudegen hier abliefert ist die Leistung seines gesamten Lebens und KEINER Diskussion wert ob er den Oscar verdient hat gegen einen tragisch verstorbenen Chad Bostwick.

In diesem Film wird er unterstützt von einer in ihrer Blüte stehenden Olivia Coleman die das gesamte Leid der Welt auf ihren Schultern trägt.
Ganz ehrlich...ich muss jetzt gerade wieder heulen während ich schreibe wenn ich an ihre Qualen als Tochter denken muss der die ganze schreckliche Wahrheit über diese tückische Krankheit mitten ins Gesicht geschlagen wird.

Es gibt gerade jetzt keine perfektere Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen die diesen Film zu diesem Ereignis machen.
Dazu die Falltüren und Fallen und Twists die dich sprachlos machen....

Immer wieder wirst du völlig unvermittelt "an der Nase herumgeführt" wenn du meinst zu wissen was gerade abgeht.

Ich KANN da nichts spoilern...würde mich aber unheimlich auf die Diskussionen mit euch darüber freuen.

Nur soviel...die veschiedenen Gesichter die er als Töchter sieht, haben eine ziemlich einfache Erklärung, die in ihrer Einfachheit aber für mich wie ein Gewitter heruntergeprasselt sind.
Die Auflösung kam so unverhersehbar und so direkt und so brutal....das ich mich gefühlt habe als ginge eine Tür im Boden auf und ich falle hundert Meter tief.

Ich komme nicht herum zu schreiben das ich MEINEN Film des Jahres gesehen habe.
Direkt gefolgt von (immer noch) "Nobody".

Es wird wohl in diesem Jahr kein künstlerisch wertvolleren Film mehr geben.
Ein Film an dem alles bis ins kleinste, feinste Detail stimmt und einen Sinn macht.
Keine einzige verschenkte Sekunde. Keine vergebene Nuance.
Pefektion!


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Detlef P.
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Re: Damiens "The Father"

Beitrag von Detlef P. »

Damien3 hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 09:00 Was hat uns Corona als Filmfans nicht alles angetan.
Die ganzen Verschiebungen....der Vormarsch der Algo-Kackfilme auf Netflix.
Muhaha, Danke sehr!
Genau meine Meinung :beer:
Damien3 hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 09:00 Chad Bostwick
Wer ist das?
Etwa der Ehemann von The Wickedly Talented Adele Dazeem?
Muhahahahahahahahahahaha

So, und jetzt mal zum Film.
Es freut mich wirklich sehr, dass Du den so großartig fandest.
Ich habe diesen Film im Kino gesehen und muss gestehen, dass ich ihn zwar gut fand, sich bei mir aber leider nicht dieses "Der Film des Jahres"-Ding eingestellt hat - obwohl ich das erhofft und fast schon damit gerechnet hatte.
Hopkins spielt die Rolle wirklich überragend, aber irgendwie hat mir etwas gefehlt. Und ich kann noch nicht mal sagen, was es war.
Vielleicht war es wirklich dieses "Trockene", was Du beschrieben hast, denn der Film ließ mich wirklich recht emotionslos zurück.
Eventuell war das alles doch etwas zu trocken für meinen Geschmack.
Auch fand ich die Inszenierung oft etwas zu kühl und die Geschehnisse waren zum Teil doch etwas in die Länge gezogen und repititiv.

Nicht falsch verstehen, ich fand den Film gut.
Hopkins war weltklasse und auch Colman bietet eine hervorragende Performance.
Aber trotzdem lassen mich die Geschehnisse irgendwie kalt und die Auflösungen beeindrucken mich nicht und waren auch in keiner Form überraschend.
Also schon, aber eher im Sinne von "Ah, o.k., deshalb" als "Wow, WAAAAASSSSS??? Damit hätte ich nie gerechnet".

Das fand ich etwas schade!
Insgesamt für mich immer noch ein guter Film und ein lohnenswerter Kinobesuch. Mehr aber auch nicht.


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Re: Damiens "The Father"

Beitrag von Damien3 »

Die Entdeckung woher die ganzen Gesichter kamen war kein "Sixth Sense" Effekt bei dir???
Ich dachte wir holen jetzt aus und besprechen die Szenen....wenn er zuhört wie seine Tochter mit ihrem Mann am Tisch über ihn spricht und er danach das Hünchen holen will und er wieder an der gleichen Stelle ist. Es gibt so viele Verschachtelungen...ich muss ihn mir noch 5 mal ansehen um alle Hinweise usw zu sammeln. Das war große Kunst.
Und JA es ist seltsam das dieser Abstand gewahrt wird in diesem Film. Doch er hat sich nunmal entschieden das aus der Sicht des verfallenen Hirns zu zeigen. Da gibt es keine andere Perspektive als das doch "alle anderen verrückt sind"


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Re: Damiens "The Father"

Beitrag von Detlef P. »

Damien3 hat geschrieben: Do 2. Dez 2021, 10:01 Die Entdeckung woher die ganzen Gesichter kamen war kein "Sixth Sense" Effekt bei dir???
Nein, weil ich es ehrlich gesagt sogar etwas unlogisch fand.
Spoiler
Denn da die Gesichter ja sein Pflegepersonal aus dem Heim gewesen ist, er diese aber bis zu seiner Einweisung dort noch nie gesehen hatte, mutet es doch etwas merkwürdig an, dass er bereits VORHER die Gesichter in seiner Tochter und seinem Schwiegersohn sieht. Somit müsste der ganze Film (außer die letzten fünf Minuten) eine einzige Rückblende gewesen sein, in der er die nun bekannten Gesichter im Nachhinein auf Tochter und Schwiegersohn projeziert.
Aber trotz alledem es aus seiner Perspektive erzählt wurde, hätte man es emotional aufziehen können.
Das haben sie bei "Still Alice" auch geschafft, der ebenfalls (zumindest größtenteils) aus der Perspektive der Erkrankten gezeigt wurde.


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Re: Damiens "The Father"

Beitrag von Damien3 »

Das ist ja die Tücke der Krankheit. Er war schon lange dort im Heim. Deswegen hat die Tochter auch immer mal unterschiedlich zum Thema Paris geantwortet.
Das ganze ist ein konstrukt aus dem "kaputten" Gehirn des Hauptdarstellers. Ohne Gewährleistung von Zeit und Raum.
Irre...ich liebe es.


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Re: Damiens "The Father"

Beitrag von Damien3 »

Ach...der hieß Chadwick Boseman...jetzt verstehe ich


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Re: Damiens "The Father"

Beitrag von Detlef P. »

Na, dann war es wohl so!

Ach, dann ist Chad Bostwick gar nicht der Sohn von Barry Bostwick?
Muhahahahahahahahahahahaha


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