Alejandro González Iñárritu

Die größten Meister, die größten Nieten, ihre Filme, ihre Leben.

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Detlef P.
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Alejandro González Iñárritu

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[img]http://image.guardian.co.uk/sys-images/Film/Pix/gallery/2006/05/04/EPAClaudioOnorati_inarritu3.jpg[/img]

"Wie seine Freunde Guillermo Del Toro ("Pan's Labyrinth") und Alfonso Cuarón ("Children of Men"), mit denen er die Troika derzeit hofierter Sombreroregisseure bildet, stammt Iñárritu aus Mexikos Mittelschicht. Seine Faszination für die Familie spiegelt sich in seinen Filmen "Amores perros", "21 Gramm" und "Babel" wider. Sie erklärt sich aus dem Erleben der eigenen Sippe, in der er katholisch geprägt als jüngstes von sieben Kindern aufwuchs. Leben ist vor allem Leiden - diese sehr katholische Weltsicht dominiert Iñárritu emotionales Depressionskino, in dem es nur wenig zu lachen gibt.

Die personifizierte Ernsthaftigkeit war Alejandro im eigenen Reifungsprozess jedoch nicht. Mit 16 flog er von der Schule, versuchte sich als Seemann, fand dann in die Spur zurück und finanzierte sich sein Studium der Theaterregie als DJ bei Mexikos größtem Radiosender, für den er fünf Jahre lang täglich eine dreistündige Sendung bestritt.

Musiker hinter der Kamera

Anfang der Neunziger komponierte Iñárritu, der sich selbst als "frustrierter Musiker" sah, die Soundtracks zu sechs Filmen, arbeitete dann für den wichtigsten TV-Sender seiner Heimat, bevor er seine eigene Produktionsfirma gründete. Sein Handwerk als Regisseur erlernte Iñárritu durch Commercials, die er fürs Fernsehen drehte. Die kurze Form blieb Konzept auch für sein Filmdebüt.

Als Iñárritu seinen Stammautoren Guillermo Arriaga kennenlernte, mit dem er sich inzwischen überworfen hat, entwickelten sie die Idee von elf Kurzfilmen über den Moloch Mexiko City. Übrig blieben davon drei Geschichten, die, durch einen Autounfall verbunden, das Gerüst von "Amores perros" bildeten. Das episodisch und chronologisch verschachtelte Mosaikdrama, das auch Darsteller Gael García Bernal und Kameramann Rodriego Prieto Hollywood-tauglich machte, wurde für einen Oscar nominiert und legte die Strategie fest, der Iñárritu treu blieb: "Meiner Ansicht nach ist es schön, jeden Film anzugehen, als wäre es der erste - um sich die Unschuld zu bewahren, sich verletzlich zu fühlen."

Radikale Weltanschauung

Nach dem großen Erfolg zog Iñárritu mit Frau und den neun und elf Jahre alten Kindern nach Hollywood. Trotzdem verachtet der Mann mit dem Dreitagebart auch in seiner Kunst weiterhin das Glatte.

Für "11'09"01 - September 11" steuerten elf Regisseure Kurzfilme über die Tragödie der Twin Towers bei. Der von Iñárritu war der radikalste: ein von verschwommenen Bildern von verzweifelten Todesspringern durchbrochener Schwarzfilm, bei dem die eigene Fantasie das Grauen zusammensetzte. Sean Penn war einer der anderen Regisseure. Er übernahm später die Hauptrolle in Iñárritus US-Debüt "21 Gramm", in dem erneut ein Unfall Schicksale verbindet.

Prägender Verlust

Das ist auch in "Babel" so, der erstmals auf drei Kontinenten spielt, aber wiederum große Stars als populäre Köder für intensive menschliche Botschaften einsetzt. Nach Naomi Watts und Sean Penn heißt die Promipaarung jetzt Cate Blanchett und Brad Pitt, den Iñárritu beim Dreh eines Jeansspots in Japan kennenlernte.

Iñárritus Perspektive ist immer der Blick nach unten, zu Armut, Leid und Pein. Sein eigener Schmerz über den Tod seines erstgeborenen Sohns wird weiter eine treibende Kraft von Iñárritus Schaffen bleiben. Trotzdem hofft man, dass sich der Mexikaner irgendwann neu erfindet, auch die Leichtigkeit entdeckt, sobald die Zeit reif ist: "Wenn ich zufriedengestellt bin, werde ich mit Freunden Golf spielen und Zigarren rauchen, werde Komödien und Studiofilme drehen." " (www.kino.de)


Filmographie:

Amores Perros (2000)
11'09''01 - September 11 (2002) (Segment: Mexico)
21 Gramm (2003)
Babel (2006)
Biutiful (2010)

Ein interessanter Filmemacher, der es in wenigen Jahren mit nur wenigen Arbeiten geschafft hat sich im internationalen Autorenkino einen Namen zu machen.
Seine drei Filme, die ja auch eine Trilogie darstellen sollen, beziehen sich interessanterweise immer auf ein schicksalhaftes Ereignis durch welches immer mehrere Schicksale miteinander verknüpft werden, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.
Besonders hat mir "21 Gramm" gefallen, vor allem auf Grund der ungewöhnlichen Erzählweise, der Schauspieler und der direkteren Verknüpfung der Schicksale untereinander.
Aber auch "Amores Perros" und "Babel" sind gut, wobei ich "Babel" ehrlich gesagt für etwas überbewertet halte.
Aber da bin ich wahrscheinlich der Einzige.


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