Nikkitas The Machinist

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Moderator: Damien3

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Nikkita
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Nikkitas The Machinist

Beitrag von Nikkita »

Brad Anderson hat mit The Machinist einen düsteren tiefgründigen Psycho-Thriller geschaffen, der den Zuschauer wirklich zu fesseln vermag. Auf der anderen Seite aber auch einiges an Nervenstärke abverlangt, um der düsteren Atmosphäre, die immer bedrohlichere Züge annimmt, standzuhalten.

Trevor Reznik leidet an Schlaflosigkeit und das schon seit einem Jahr. Hand in Hand mit seinem psychischen Verfall schreitet auch sein körperlicher Verfall fort. Trevor ist eigentlich nur noch Haut und Knochen und droht einfach zu verschwinden, wenn er noch dünner wird.
Natürlich treibt ihn der permanente Schlafentzug langsam in den Wahnsinn, Wahrnehmung und Konzentration lassen immer mehr nach, bis er schließlich in einem Alptraum endet, aus dem er nicht mehr aufwachen kann. Wie soll man den auch aufwachen, wenn man gar nicht schläft...? Kann Trevor noch seinem Verstand trauen, oder läuft da wirklich eine Verschwörung gegen ihn, wie er sich immer wieder einreden will...? Der einzige Hoffnungsschimmer scheint für Trevor die Prostituierte Stevie zu sein, bei der er immer wieder zuflucht sucht, doch kann sie ihm wirklich helfen und viel wichtiger, kann er ihr wirklich trauen...?

Die schon ohnehin düstere Stimmung des Filmes wird wirkungsvoll durch die Kameraeinstellungen und Bilder gesteigert. Durch Farbfilter wirken die Bilder noch grauer und trostloser, als sie es schon ohnehin sind und sind bezeichnend für die Sichtweise der Hauptfigur.

Der Zuschauer ist an die Perspektive der Hauptfigur gebunden, weiß zu keinem Zeitpunkt mehr als diese und wird immer weiter mit in die Wahnvorstellungen hineingezogen. B. Anderson verwebt dabei die Realität mit dem Wahn so ausgezeichnet, dass man meinen könnte David Lynch wäre höchstpersönlich am Werk gewesen.

Die Parallelen zu Kafka und Dostojewski versucht B.Anderson nicht einmal zu verbergen, ganz im Gegenteil, er stößt den Zuschauer mit der Nase drauf, indem er z.B. wiederholt Aufnahmen des Buches „Der Idiot" in Trevor's Wohnung zeigt. Und genauso wie Raskolnikow oder Myschkin muss sich Trevor den Abgründen der menschlichen Seele, den existenziellen Fragen nach Schuld und Sühne, nach Verbrechen und Strafe, stellen.

Christian Bale ist für die Rolle des Trevor Reznik bis an die physische Belastungsgrenze gegangen, er hat 30 Kg abgenommen, um die Hauptfigur glaubwürdig darzustellen. Seine schauspielerische Leistung verdient ein suma cum laude. Die Intensität mit der er die tragische Figur des Trevor darstellt, ist schon beinah beängstigend. Man möchte ihm ohne weiters glauben, dass er tatsächlich ein Jahr nicht geschlafen hat. Mit dieser Leistung hat sich Christian Bale auf jeden Fall, als ein ernstzunehmender Charakterdarsteller etabliert.

Aber auch der Auftritt von Jennifer Jason Leigh, der leider viel zu kurz war, sollte lobenswert hervorgehoben werden.

Fazit: Die Abgründe der menschlichen Seele konzentriert auf 102 min Filmlänge.


FrankBooth
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Beitrag von FrankBooth »

In der Tat ein klasse Film - aus meinem Filmtagebuch:

"Ein bisschen Hitchcock, ein bisschen Lynch, ein bisschen "Fight Club", ein bisschen "The Sixth Sense" - damit ist "The Machinist" eigentlich treffend beschrieben. Situationen, die unweigerlich an Hitchcock's Welt erinnern, die abgründige, mysteriöse Rätselhaftigkeit des David Lynch und die moderne, teils sterile Düsterästhetik von Fincher's Satire "Fight Club" vermengen sich zu einem verstörenden, bösen und unbehaglichen Psychothriller, dessen Hauptdarsteller Christian Bale so abgemagert ist, dass man sich schon beinahe vor seinem Anblick fürchtet. "The Machinist" zieht den Zuschauer von der ersten Minute an in seinen Bann, in seine sogartige Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann, so gern man es manchmal vielleicht auch würde. Traurig stimmt mich, dass Christian Bale in solcher Weise gelitten hat für diese Rolle, seine Leiden sich aber in finanzieller Hinsicht sicherlich nicht ausgezahlt haben - das Ergebnis war zwar ein brillanter Film, aber, wie eigentlich zu erwarten, ganz und gar kein Erfolg an der Kasse."


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Dieser Film ist wirklich verdammt verstörend...und glücklicherweise mit einer erträglchen und nachvollziehbaren Auflösung!!!
Das schlimmste an solchen Filmen ist ja meistens der Interpretationsplatz am Schluß...das blieb iuns ja erspart!!
Geiler Film mit einem sehr ungesunden Hauptdarsteller


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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