Wer sich den Film noch nicht angeschaut hat, sollte nicht weiterlesen, da einiges an Spoilern vorhanden ist.

Der Plot des Films ist im Idaho der 50ger Jahre angesiedelt. Erzählt wird er aus der Sicht des 9-jährigen Seth Dove, der mit einer hysterischen Mutter und einem apathischen Vater zusammenleben muss. Die Mutter wartet tagein tagaus auf die Rückkehr des älteren Sohnes aus dem Koreakrieg, während der Vater sich nur noch dem Lesen billiger Groschenromane widmet. Der Vater führt eine kleine Tankstelle, was unter anderen dazu führt, dass die Mutter sich schon zwanghaft über den Benzingeruch beklagt. Überall sei Benzingeruch, in den Gardinen, in der Kleidung, er wäre einfach nicht wegzubekommen. Den Vater würde sie schon von weitem mit seinem Benzingestank riechen.
Der Film beginnt schon beinah malerisch, mit drei Jungs die durch endlos lange goldene Kornfelder laufen. In diesen Bildern liegt eine kindliche Unschuld und Unbeschwertheit. Die sogleich dem Zuschauer aber auch wieder verbittert wird. Denn die Jungs spielen eins ihrer Lieblingsspiele „ Frösche explodieren zu lassen“. Verschärft wird diese sinnlos grausame Tierquälerei, derer sich die Jungs nicht im Geringsten bewusst sind, von weiteren Umständen. Sie lassen den Frosch nämlich explodieren, während die Nachbarin Dolphin Blue sich über den merkwürdig aussehenden aufgeblasenen Frosch rüberbeugt, so dass sie komplett mit dem Blut des Frosches bespritzt wird. Bereits in dieser Anfangsszene entwickelt der Zuschauer eine ambivalente Beziehung zu dieser kindlichen Sorglosigkeit, die letztendlich eine kindliche Grausamkeit ist.
In dieser idyllischen Umgebung der Kornfelder taucht eines Tages ein schwarzer Cadillac auf, der schon bereits durch den krassen Farbkontrast, wie ein Fremdkörper wirkt und dadurch dem Zuschauer bereits Gefahr suggeriert. In dem Auto sitzen 4 schmierige Typen. Sie tanken an der Tankstelle der Doves und Seth muss sie bedienen, dabei streichelt einer der Typen mit dem Zeigefinger übers Gesicht. Spätestens jetzt weiß der Zuschauer, dass die Typen pädophile Züge aufweisen und dass sich eine Katastrophe anbannt.
Tatsächlich wird auch wenig später ein Freund von Seth in dem Brunnen hinter der Tankstelle Tod aufgefunden, was den Verdacht natürlich sofort auf Seths Vater lenkt. Untermauert wird dieser Verdacht zudem von einer Geschichte, die bereits viele Jahre zurückliegt, da hatte er einen 17- jährigen in der Scheune geküsst. Der Vater kommt mit den Anschuldigungen als auch mit der Konfrontation seiner homosexuellen Züge nicht klar und begeht Selbstmord. Diesen Selbstmord sehen wir mit den Augen des jungen Seth, trotz der Tragik der gesamten Situation - der Vater übergießt sich mit Benzin und zündet sich und die ganze Tankstelle an -, entwickeln die Bilder eine Art faszinierender grausamer Ästhetik. Seth sieht den eigenen Vater streben, kann sich aber auch nicht des hypnotischen Anblicks der Flammen erwähren.
Noch zu seinen Lebzeiten erzählte der Vater Seth über Vampire. Danach steht für den Jungen fest, dass die Nachbarin Dolphin Blue ein Vampir ist. Sie hatte dem Jungen nämlich unter anderem erzählt, dass sie 200 Jahre alt sei, wodurch sie aber lediglich eher ihre psychische Verfassung beschreiben wollte. Also auch dann noch sein geliebter Bruder Cameron, wegen des Todes des Vaters, nach Hause zurückkommt, sich in Dolphin verliebt, steht für Seth fest, er muss den Bruder retten und den Vampir beseitigen. Was sich vielleicht am Anfang noch als kindliche Naivität darstellt, entpuppt sich bald als lebensgefährlich.
Seth weiß um den schwarzen Cadillac, er hat gesehen wie die Männer seinen zweiten Freund ins Auto gezerrt haben und er weiß, dass man ihn eine kurze Zeit später tot aufgefunden hat.
Dennoch sagt er es keinem. Nein, er sieht in den Männern vielmehr seine einzige Möglichkeit den Vampir loszuwerden. Und es kommt wie es kommen muss, letztendlich lässt er die Nachbarin wissendlich in ihren Tod laufen. Statt sie zu warnen, guckt er zu, wie sie in den schwarzen Cadillac steigt um sich ein Stückchen in die Stadt mitnehmen zulassen. Paar Stunden später wird ihre Leiche am Straßenrand gefunden. Und erst als Seth die Verzweiflung und die Trauer des älteren Bruder sieht, wird im bewusst was er getan hat, denn er rennt in die Kornfelder hinaus und schreit nunmehr selbst verzweifelt den Himmel an.
Philip Ridley wurde oft der Vorwurf gemacht er hätte wohl zu häufig Lynch geschaut. Tatsächlich sind auch Parallelen vorhanden. Dennoch schafft Ridley hier was eigenes, was durchaus nicht durch und durch „lynchesk“ ist. Alleine die Visualisierung unterscheidet sich enorm. Während Lynch seine mysteriösen Effekte durchaus häufig aus dunklen Bildern zieht, aus der Dunkelheit im Allgemeinen, ist es gerade bei Ridley das Gegenteil. Seine Aufnahmen wirken gerade zu pittoresk (was natürlich damit zusammenhängt, dass Ridley auch Maler ist) und dennoch haftete ihnen was mysteriöses Unheilvolles an. Dies wird vor allem auch dadurch bewirkt, dass die Kamera immer wieder sich die Sicht des 9-jährigen aneignet. Aus dieser Untersicht wirkt alles größer und bedrohlicher.
Ridley spielt mit dem Zuschauer. Er lässt ihn erahnen wo die Reise hingeht, er zeigt ihm das unausweichliche Ende, doch wenig lässt den Zuschauer den Weg dorthin erahnen. Er lässt dem Zuschauer aber auch nicht die Möglichkeit ein endgültiges Urteil zufällen. Einerseits ist der Zuschauer geneigt den jungen Seth zu verurteilen, andererseits schildert Ridley die Beweggründe des Jungen so plausibel, dass man wiederum geneigt ist ihn zu rechtfertigen. Man ist hin und her gerissen. Der Zuschauer hat keine Zeit zum verschnaufen, es gibt kein Entkommen aus diesem Alptraum, der den Zuschauer durch eine Art morbider Faszination festhält.