Die Schizophrenie des Michael Bay

Die Insel

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Moderator: Damien3

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Damien4
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Die Schizophrenie des Michael Bay

Beitrag von Damien4 »

Michael Bay ist definitv ein schizophrenischer Psychopath!
Er hats ja visuell drauf. das kann ihm keiner absprechen.
Die Eleganz der aufgenommenen Bilder und deren ureigenen Handschrift ist sofort zu erkennen.
Ich denke man kann ihn als einen der größten "visuellen" Regiseure der Neuzeit betiteln.

Im Vorhinein: Die Insel hat die besten 40 Minuten Bay der letzten 15 Jahre!
Der Anfang dieses Filmes lässt wirklich aufhorchen.
Ich war sofort in der Geschichte drin und sie hat mich vorerst auch nicht losgelassen.
Ich habe bewußt so wenig wie möglich wissen wollen, weil ich unvoreingenommen an diesen Film herangehen wollte.
Das ist auch wirklich besser gewesen, sonst wäre die erste Hälfte des Filmes auch sehr viel weniger intensiv gewesen...
Man wird in eine Welt heringeschmissen die einerseits geordnet und andererseits sehr an Orwellsche Visionen erinnert.
Alles in der Zukunft ist überwacht.
Selbst beim verrichten des Geschäfts auf der Toilette werden die überreste des Darms gescannt, untersucht und Gesundheitstipps per freundlicher Computerstimme an den erleichterten Kunden herangetragen.
Insgesamt habe ich sehr sehr viel Spaß gehabt an den ersten 40 Minuten!
Ich bin wirklich davon ausgegangen das nach I Robot ein weitere Film aus Hollywood es schafft wirklich ausgereifte Science Fiction zu machen, die auch geschichtliche Referenz erreichen könnte. Wie seinerzeit vielleicht " Planet der Affen" oder "Alien" oder "2022 - die überleben wollen..."
Tatsächlich geht Bay sehr skurril zu Werke und auch innovativ er zeichnet ein Zukunftsbild das erschreckend und gleichzeitig faszinierend ist....
aber dann....
kommen Ewan Mcgregor und Scarlett Johansen leider hinter die fiesen Machenschaften der Menschen und....
es geht bergab.
Spätestens nach der 60 . Minute (Jawohl 20 Minuten später) denke ich nur noch das Bay wirklich ein Schizo ist.
Was eben noch inteligente Unterhaltung war, was fesselte durch das Talent der Haupt und Nebendarsteller, was wirklich unter die Haut ging, mutiert urplötzlich zu einer völligen Gaga-Bumm-Bumm-ich mach alles kaputt Persiflage eines guten Actionfilms.
Warum zum Teufel ging es 40 Minuten sooo gut und plötzlich holt der Regisseur aus und entstellt sein eigenes Werk mit Logikfehlern und dümmlicher Action wie zu besten "Triple x - The next Level" Zeiten.
Eine Kastration schlimmeren ausmaßes muß es vor hunderten von Jahren das letzte mal gegeben haben.
Mit einer ABSOLUT bis in jedes Detail von "Bad Boys II" kopierten Autobahnverfolgungsjagd die so dämlich ist das es weh tut, verabschiedet sich Bay von guten Vorsätzen als "ernster" Regisseur anerkannt zu werden.
Man muss sich vorstellen: ein Flüchtlingspaar springt auf einen fahrenden Truck auf, wird von Hubschraubern und 15 Van verfolgt.
Die Verfolger eröffnen das Feuer, und Mcgregor weiß sich nicht anders zu helfen und löst die Eisenträger die der Truck geladen hat, damit sie auf die Straße fallen und die Verfolger dagegenfahren.
Dabei löst er ein gigantischen Feuerwerk aus, bei dem im Megagroßen Flammenmeer mindestens 30 Leute sterben und 40 Autos nicht nur zu Schrott gehen sondern so theatralisch in tausend Stücke gerissen werden das nur noch kleine Schrauben übrig bleiben.
Und der Truck ? Der Truckfahrer ? FÄHRT WEITER!
So was übles dämliches habeich noch nie gesehen und bestätigt meine These das die Trucker heutzutage überfordert sind und deswegen immer überholen wenn es bergauf geht.
Wir verfolgen nun ca 50 weitere Minuten wie schnell Mcgregor und Johansen vor den Logiklücken des Drehbuches und den Verfolgern weglaufen können und erinnern uns wehmütig an die schöne alte zeit als der Film tatsächlich einen Anspruch auf Story oder zum mitdenken angespornt hat.
Pausenlos wird von einem zum anderen ort gehetzt um noch weiter in ie Klischeekiste zu greifen und eines ist bewiesen:
Mcgrogor und Johansen könne nicht lesen....
Ich muß doch als alter Hase herauslesen könne ob das ganze was ich da 4 Monate aufnehme zu irgendetwas taugt!
Schade, bei mir hat sich jedenfalls eine Tür die einen Spalt offen war für immer und ewig geschlossen, und es wird schwierig für diese hundsmiserable 2 Hälfte eines Filmes wieder Punkte zu sammeln.
Es ist wirklich wie bei irgendwelchen Triebtätern die nach 20 Jahren entlassen werden nur um das gleiche wieder zu tun wofür sie zuvor verurteilt wurden. Einmal ein dumpfer Actionregisseur immer einer....


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Ich habe mir den Film gestern auch endlich ansehen können und muss Dir im Prinzip zustimmen.
Auch wenn ich bei dem Film fast die ganze Zeit über halb am pennen war (was jedoch nicht dessen Schuld ist!), kann ich sagen, dass ich die erste Hälfte des Films - zumindest für einen Michael Bay - durchaus originell und ansprechend fand. Seine übertrieben überdurchgestylten Bilder finden sich zwar auch hier wieder und einige dumme Sprüche und Momente, gerade mit Steve Buscemi in der Kneipe, haben eher wehgetan als zu amüsieren, aber man merkt doch, dass zumindest schonmal die Intention etwas interessantes oder gar minimal anspruchsvolles zu zeigen dagewesen ist.
Allerdings zeigt die komplette zweite Hälfte lediglich das Zerlegen einer Großstadt, wobei ich mich eher gefragt habe, wer denn dass jetzt eigentlich bezahlen muss als dass ich mit den Figuren mitgefiebert hätte, da die sowieso jede noch so extrem unmögliche und unwahrscheinliche Situation überlebt haben. Selbst den Sturz aus dem 100.(?) Stock während um sie herum noch Hubschrauber und Häuser explodieren :knifehead:
Das Ende ist dann halt das typische Rumgedamel was man auch schon in ein Dutzend alter Filme besser und origineller gesehen hat.

Fazit: Der Anfang mit das Beste, das Ende mit das Schlechteste was ich je von Michael Bay gesehen habe. (Und trotzdem würde ich den Anfang auch bloß als o.k. bezeichnen :chain: ).


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