Damiens"Wolfman"

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damiens"Wolfman"

Beitrag von Damien3 »

Ein Klassiker von Universal, nach gefühlten hundert Jahren aufgefrischt von einer "Werwolflegende".
Rick Baker, Special Make Up Effects...YEAH!

Ich habe mich ja nochmals auf dieses Erlebnis vorbereitet und das dritte mal "American Werewolf" gekauft.
Erst auf Video, dann auf DVD und nun zu guter letzt (hoffentlich) auf Blu-Ray.

Ich konnte es kaum erwarten das das treiben losging...


Und ich konnte es kaum erwarten das es endlich zu ende war!


Joe Johnson ist selbst ein ehemaliger Special Effects Leiter von ILM und diese Leidenschaft sieht man dem Film an.
Ich habe selten eine offensichtlichere Ode an die Effete gesehen wie diese.
Selten auch einen Film der dermaßen von Effet zu Effekt "hangelt" wie dieser.

Dabei will man auf Atmosphäre machen und zieht Großaufnahmen und schräge Bildkompositionen wie aus den 30ern des letzten Jahrhunderts vor, doch schmerzt einen fast die gähnende Langeweile des Filmes mehr als die bösen bösen Blutflüsse die sich da abspielen.

Hier stimmt einfach die Verhältnismäßigkeit nicht.
Ich kann nicht bewußt auf "alt" machen und alte Techniken nutzen und dabei dann auch CGI unterstützt Splatter, Blut und Gedärme damit verbinden.
Wenn sich die Augen an die hernagehensweise von gestern gewöhnt hat, irritieren die unzähligen abgeschlagenen Hälse, Beine und Arme doch sehr.
War doch zu anfang der 30er letztes Jahrhundert noch ein blutiger Einbiss eines Draculas in schwarz weiß ein Skandal!

Ich mag die alten Horrorklassiker WEIL sie gerade durch die epische und vertrakte Bildkomposition lebte und nicht durch den Goregehalt.
Für mich ist ein Kratzen im Sarg eines Toten in "Lebendig begraben" immer noch gruseliger als jedes Kettensägenmassaker.
Oder jede Szene aus "Bis das Blut gefriert" noch wesentlich mitreißender als die sichtbaren Geister und die explicite Gewaltdarstellung der Neuzeit.

Nicht das ich nícht auf Splatter stehe!!!

Ich verehre natürlich auch aus diesem Genre sehr viel.
Doch war und ist hier nicht drin was die Verpackung verspricht. Deswegen ist man so entsetzt das man bei einem Schauspielgott wie del Torro oder Anthony Hopkins noch auf billigste Showeffekte setzt.

Ich kann die vielen nicht genutzten Chancen dieses Filmes gar nicht fassen.

Wir "erleben" quasi eine strunzlangweilige, tausendmal erzählte Geschichte die auf einen Bierdeckel passt gespickt mit der "Kunst" der Effektemacher.

Doch das passiert auf so erbärmlich offensichtliche Weise das einem der Magen umdreht!

Die Geschichte an sich hätte bestimmt viel Potenzial gehabt, die Vater-Sohn Beziehung, das lockere Band zwischen dem Hauptdarsteller und der Witwe seine Bruders.....der alles überstrahlende Hugo Weaving als ehrgeiziger Polizist.
Allein ihm verdankt der Film das ich ihn zu ende gesehen habe.
Seine Passion und sein Einsatz setzen dem Ganzen nach Minute 40 nochmal ein sehr kleines bescheidens Highlight.
Und in einer Direct to video Production könte man diesen Charakter bestimmt nochmal richtig aufbauen!
Aber ihr merkt schon....mehr als DVD trau ich dem Machwerk nicht mehr zu....

Lieber Rick Baker. Es ist schade das ihre Kunst leider in den letzten Zügen lebt und das man Ihnen nicht mal eine Verwandlung GANZ ohne Computertricks gönnt! Es ist fast schon eine Schande!
Selbst die gelungenste Szene, die Verwandlung vor einem großen Prominenten Publikum, wird durch die CGI Effekte noch ins lächerliche gezogen.
Stellt euch mal vor es läuft Bad Moon Rising.....Ein Mann läuft aufgeregt durch die Wohnung...der Vollmond erscheint.....er stürtzt auf den Boden...er schreit vor schmerzen....seine hände werden größer und länger....seine Füße auch...er hat den Mund weit geöffnet...eine lange Zunge kommt aus seinem Rachen rausgeschnellt ...er schnappt den Mund zu...guckt Böse in die Kamera....

Habt ihr was gemerkt?
Diese befremdliche dämliche Zunge hat hier NICHTS ZU SUCHEN!!!!
Ich könnte für so eine Scheiße in den Keller gehen und fremdschämen!

Mit diesem "Gimmiks" oder wie es die Macher im Making of nennen:
mit dieser "Evolution der Make Up Effekte" treten sie rum wie ein Elefant im Pozellanladen!

Das hat die Kunst eines Baker nicht nötig und stellt seine gesamte Schaffenphase wie im Krieg an die Wand zum erschießen!!!!

LEUTE reißt euch zusammen und VERGESST das es immer der Computer sein muss!!

Und wenn ihr was Remaken müsst, macht es zeitgetreu, zeigt etwas neues, modernes das den Stoff transportieren kann oder gebt einfach IRGENDEINEN Grund wieder warum man sich an solche Klassiker wieder heranwagt!!!

Vielen Dank!!!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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Murillo
die graue Eminenz
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Beitrag von Murillo »

Auch wenn ich den Film nicht gesehen habe, denke ich, dass ich Deine Probleme mit selbigem einigermaßen nachvollziehen kann.

Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass sich gerade im Mainstream-Kino eine Tendenz von der Bildgewalt einfacher Bilder und des Gebrauchs tatsächlicher Schauspielkunst hin zu konsumorientierten Mitteln computergenerierter Showeffekte aufzeigt. Eine Tendenz allerdings, die man nun schon seit mindestens 30 Jahren beobachten kann.

Die Beschreibung, die Du zu diesem Film ablieferst, lässt mich allerdings eher vermuten, dass der Regisseur einen Old-School-Horrorfilm machen wollte (mit den Idealen, die Du eingangs beschreibst), und dann im Zuge des Projektes von den Anteilnehmern gezwungen wurde, etwas einzubauen, um die Absatzfähigkeit des Endproduktes zu gewährleisten:
(lange Zunge, etc.).

Wenn der Final Cut dann nicht beim (möglicherweise durchaus fähigen) Regisseur liegt, und der letztendendes Hauptverantwortliche von seinem Beruf keine Ahnung hat, kann entsprechender Trash dabei herauskommen.
Beispiele hierfür hat die Welt-Kino-Geschichte reichlich gezeigt.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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