Sergio Leone

Die größten Meister, die größten Nieten, ihre Filme, ihre Leben.

Moderator: Detlef P.

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Detlef P.
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Sergio Leone

Beitrag von Detlef P. »

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"Der italienische Filmemacher Sergio Leone kam aus einer Familie, in der das Show-Business Tradition hat: Sein Vater war Pionier und früher Produzent in der italienischen Filmindustrie, seine Mutter eine bekannte Opersängerin. In der Filmbranche fasste Leone als Regieassistent und seit seinem 18. Lebensjahr als Schauspieler Fuß. Bald knüpfte er Kontakte zu Hollywoods Filmwelt und arbeitete als Second-Unit-Assistent für amerikanische Produktionen, die in Rom abgedreht wurden. Darunter waren Monumentalfilme wie "Quo Vadis" (1951) und "Ben Hur" (1959).

Auch als Drehbuchautor war Leone tätig, schrieb er doch zahlreiche Bücher für die Ende der Fünfzigerjahre weit verbreiteten "Sandalen"-Filme. 1961 dann endlich sein Regiedebüt: "Der Koloss von Rhodos", und bald darauf kreiierte Leone sein eigenes Genre: den "Italo-Western", gewaltvolle, zum Teil blutrünstige Filme mit schnellen Schnitten und langen, sehr stillen Szenen.

Schauspieler wie Clint Eastwood und Lee Van Cleef verdanken diesen Western ihren späteren Aufstieg zu Hollywood-Stars. Man denke nur an Leones so genannter "Paella"-Trilogie: "Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Für ein paar Dollar mehr" (1965) und "Zwei glorreiche Halunken" (1966). Diese Filme hatten viel mit US-Western und japanischen Filmen im Stil Akira Kurosawas "Rashomon" gemein, entwickelten aber so viel Eigenleben, dass in Europa zahlreiche ultrabrutale Imitate entstanden.

Inzwischen war auch Hollywood auf Leones Regiekünste aufmerksam geworden, Paramount Pictures gab dem Italiener 1968 die Chance, "Spiel mir das Lied vom Tod" zu drehen. Doch die Premiere des überlangen Epos um einen namlosen Rächer alias Charles Bronson wurde zum Desaster, da die Produktionsfirma 25 Minuten der insgesamt 165 wegschneiden ließ. Damit war der Film seiner inhaltlichen Stringenz beraubt. Heute jedoch gilt der inzwischen wieder restaurierte Western als ein Highlight der Filmgeschichte.

Erst 15 Jahre später (nach seinem ebenfalls starken Werk "Todesmelodie" mit James Coburn und Rod Steiger, 1970, und den ungenannten zusätzlichen Regie-Arbeiten "Mein Name ist Nobody", 1973, und "Nobody ist der Größte", 1975 - beide mit Terence Hill) startete Leone einen weiteren Versuch, Hollywood zu erobern: Ihm gelang mit "Es war einmal in Amerika" ein Geniestreich. Vom Ergebnis nicht sehr verschieden von seinem Vorgänger, geriet das Gangsterepos - mit Robert De Niro in der Hauptrolle - fast vier Stunden lang. Diesmal schlug die Produktionsfirma noch härter zu: "Es war einmal in Amerika" wurde in den USA nicht nur auf weniger als die Hälfte der Spieldauer zusammengestrichen, sondern es wurden auch die Abfolge der Szenen geändert. Leones Reputation hoffte man zu retten, indem man den Film in Originallänge auf Videokassette herausbrachte. Nach Leones plötzlichem Tod (1989, Herzinfarkt) widmete Clint Eastwood seinen Oscar für "Erbarmungslos" (1992) den beiden Männern, die ihm seine eigene Regie-Vision erst ermöglicht hatten: Don Siegel und Sergio Leone." (www.prisma-online.de)

Filmographie:

Die letzten Tage von Pompeji (1959)
Der Koloß von Rhodos (1961)
Für eine Handvoll Dollar (1964)
Für ein paar Dollar mehr (1965)
Zwei glorreiche Halunken (1966)
Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
Todesmelodie (1971)
Mein Name ist Nobody (1973)
Nobody ist der Größte (1975)
Es war einmal in Amerika (1984)

Es ist wohl eindeutig, dass Sergio Leone eines der größten Filmgenies aller Zeiten ist.
Er hat fast nur Western gedreht, wobei einer besser ist als der andere. "Spiel mir das Lied vom Tod" gilt sogar als bester Western aller Zeiten und als Meilenstein der Filmgeschichte.
Die von ihm entwickelte Bildsprache ist geradezu revolutionär und zudem hat er mal eben ein eigenes Western-Genre kreiert und dieses salonfähig gemacht.
Das schafft nicht jeder!
Zuletzt geändert von Anonymous am Di 4. Jul 2006, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Neben Stanley Kubrick und David Lynch ein weiterer unerreichter Gott seines Faches. Vor allem seine beiden Trilogien (muss leider dazu sagen, dass ich "Todesmelodie", den 2. Teil der Amerikatrilogie noch nicht gesehen habe) sind sicherlich zu den besten Filmen überhaupt zu zählen.


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Ich habe zwar Spiel mir... auf DVD zuhause, aber er ist doch hier und da ZU LANG!
Das kann keiner leugnen, aber "Es war einmal in Amerika" hätte ohne weiteres noch 2 Stunden länger gehen dürfen, das ist für mich das absolute Meisterwerk. James Woods und de Niro noch richtig jung wild und unabhängig einfach geil!!
Die Szene in der ihr Freund von hinten erschossen wird werde ich nie vergessen und die Musiiiiiiiik!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Re: Sergio Leone

Beitrag von Voland »

Detlef P. hat geschrieben:Man denke nur an Leones so genannter "Paella"-Trilogie: "Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Für ein paar Dollar mehr" (1965) und "Zwei glorreiche Halunken" (1966). Diese Filme hatten viel mit US-Western und japanischen Filmen im Stil Akira Kurosawas "Rashomon" gemein, entwickelten aber so viel Eigenleben, dass in Europa zahlreiche ultrabrutale Imitate entstanden.
Es war "Yojimbo" nicht "Rashomon" ;-)


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Natürlich war es "Yojimbo"!
Verdammt, muss meine Quellen mal genauer durchlesen.
Danke für den Hinweis!


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Beitrag von Voland »

Nicht kopieren, selber schreiben. Das ist persönlicher und interessanter *g* ;-)


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Beitrag von dr. gnir sinep »

DER mann für rohe spaghettiwestern mit intelligentem touch...
ich glaube, ich kenne keinen film von ihm, der mir nicht gefällt... besonders die dollar reihe, die nobody filme und spiel mir das lied vom tod sind, so wie bei den allermeisten leuten auch, meine absoluten klassiker... es war einmal in amerika hab ich zwar noch mitm guten eindruck in erinnerung, kann mich allerdings nich mehr so genau an den film erinnern...


der fernseher ist mein fenster zur welt. ;)
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Beitrag von Voland »

Also seine Sandalenfilme fand ich langweilig. Daher sind nicht alle Filme so toll von ihm ;-)


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Und die"Nobody"-Filme fand ich auch nicht so doll.


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Beitrag von Voland »

Hat er da nicht nur einen gemacht? "Nobody" ist cool - aber nur der erste Teil, der ja nicht von ihm ist ;-)


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Beitrag von Detlef P. »

Voland hat geschrieben:Hat er da nicht nur einen gemacht?
Nei, er hat bei beiden Teilen inoffiziell Regie geführt. Offiziell sind die von Tonino Valerii (der erste) und von Damiano Damiani (der zweite).


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Beitrag von Voland »

Interessant. Finde dann also den ersten trotzdem noch gut *g*. Übrigens soll der zweite Teil der "Es war einmal..."-Trilogie nicht gut sein. Habe es noch nicht gewagt, ihn zu gucken.


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Der zweite Teil dieser Trilogie, "Todesmelodie" gilt als einer der unterschätztesten Filme aller Zeiten. Er wird zwar nicht an den ersten und dritten Teil heranreichen, aber ich kann mir vorstellen, dass der trotzdem super ist.


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Beitrag von Detlef P. »

Ich dachte immer diese Trilogie heißt "Amerika"-Trilogie.


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Beitrag von Murillo »

Da gibt es doch mehrere Bezeichnungen. Die Originaltitel fangen alle mit "C'era una volta...." an. Also ist die Bezeichnung "Es war einmal.."-Trilogie doch gar nicht so verkehrt.
Ausserdem verwechselt man sie dann nicht mit der "Amerika"-Trilogie von Lars von Trier. :mrgreen:


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Beitrag von Voland »

Murillo hat es schon erklärt. Es gibt viele Namen für sowas. Ich halte mich grundsätzlich nicht an solche Dinge. Wenn ich Zusammenhänge erkenne, dann bestimme ich für mich selbst Namen um diese Zusammenhänge im Hirn zu speichern. Egal ob es jetzt "Amerika" ist oder "Es war einmal". Schließlich heißen die Filme ja auch:

Es war einmal im Westen
Es war einmal in einer Revolution
Es war einmal in Amerika

;-)


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