Aus Fritz Langs Zeit in Amerika (Teil 2)

Fury

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Moderator: Damien3

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Voland
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Aus Fritz Langs Zeit in Amerika (Teil 2)

Beitrag von Voland »

Ich habe soeben Fritz Langs ersten Spielfilm in Amerika gesehen und konnte nicht anders als gleich darüber zu schreiben. Der Film heißt "Fury" und zählt für mich zu einem der unbekanntesten von Fritz Lang. Nie zuvor habe ich diesen Titel irgendwo gehört oder gelesen. Aber er wird zu Unrecht verschwiegen.

Fritz Langs Arbeiten in Amerika mag ich sehr. Es sind diese Krimis der 40er und 50er Jahre, mit all den wichtigen Schauspielern der damaligen Zeit. Hier spielt Spencer Tracy die Hauptrolle. Und diese Rolle kann ich so gar nicht mit ihm in Verbindung bringen. Sie wirkt seltsam auf mich - aber gut.

Wie schon erwähnt bekommen wir einen typischen Kriminalfilm hier vorgelegt. Und doch ist er nicht typisch genug. Ich habe bis zum Ende gezittert, wie der Film denn nun ausgehen mag. Das ist der Vorteil an unbekannten Filmen - man weiß nichts über sie.

Aufgebaut ist der Film recht einfach, er will gar nicht pompös wirken. Er beschränkt sich aufs Wesentliche und geht sogar so weit, dass er am Beginn relativ seltsame Zeitsprünge hat. Die Einleitung geht rasant voran, es vergehen Monate innerhalb von nur wenigen Minuten. Man ist es gar nicht gewöhnt und wird dadurch ein wenig überrumpelt.

Auch wenn der Film dann sein Tempo leicht bremst, so bleibt er dennoch ein schnell erzählter Film. Das gefällt mir, denn man bekommt tatsächlich nicht das Gefühl, dass unnötige Fakten aufgezeigt werden. Im Gegenteil zu Filmen, die eine Geschichte aufbauen, die ausschweifen, bleibt dieser Film seiner Linie treu und verschwendet keinen Meter Film.

Gerade diese Tatsache scheint aber bei Fritz Lang häufig im Vordergrund zu stehen. Lang, der Architekt. Ein Minimalist, würde ich sagen. Er scheint zu planen und dann zu reduzieren, bis er nur mehr das Gerüst hat. Dieses Gerüst verfilmt er. Und zwar mit einem Gefühl, dass die Filme sogar menschlich macht. Diese kühl kalkulierten Szenen sind tatsächlich menschlich! Ich staune immer wieder, aber er schafft es seinen Filmen, die ja nur aus dem Wesentlichen bestehen, all jene Gefühle einzuhauchen, für die andere Regisseure ausgedehnte Erklärungen benötigen.

Ich denke, dass genau das die Filme des Fritz Lang ausmacht. Dieser hier ist eine Mischung aus seinen deutschen Werken, vor allem "M" und seinen späteren amerikanischen. Es ist wie eine Wandlung die sich vollzog. Aber diese Wandlung betraf nur die Handlungen und die Darstellung - sein Grundgerüst blieb immer sein Grundgerüst.


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