1. One Cut of the Dead
Bin ich froh, dass diese frische, absolut unvorhersehbare Neuentdeckung doch noch im Kino lief.
Lange Zeit hieß es nämlich, dass der hier in Deutschland nur auf DVD erscheinen würde. Und das hätte mich um mein deutlich schönstes Kinoerlebnis gebracht.
Ein Film, der völlig unter dem Radar fliegt und Dich vollkommen kalt erwischt, wenn Du ihn das erste Mal siehst und absolut nichts über ihn weißt.
Daher möchte ich auch absolut nichts großartig über den Film verraten.
Nur so viel: Es ist eine Mischung aus Zombiehorror und Filmbusiness-Komödie aus Japan. Die ersten 37(!) Minuten sind als One Shot gedreht - und zwar als echter!
Der Film hat momentan eine 7,7 bei IMDb, bei leider nur 17.000 Stimmen.
Mannnnnnnnn, ich möchte so gerne über diesen fucking Twist sprechen, mit dem man ÜBERHAUPT nicht rechnet, aber ich kann verflucht nochmal nicht, weil ich niemandem das Aha-Erlebnis nehmen möchte, dass ich beim ersten Mal hatte.
Eigentlich ist es fast schon zu viel zu sagen, dass es überhaupt einen Twist gibt. Deswegen halte ich jetzt auch meine Klappe und lege Euch diese absolute Perle eines Geheimtipps einfach ans Herz.
Es lohnt sich, versprochen!
2. Avengers: Endgame
Die erste Stunde dieses Films kann man, glaube ich, getrost als mutig bezeichnen.
Der Hauptbösewicht wird nach 30 Minuten umgebracht und die nächsten 30 Minuten suhlen sich die Helden in Selbstmitleid, weil sie weder verhindern, noch rückgängig machen konnten, dass das halbe Universum(!) seiner Bevölkerung beraubt wurde und versuchen zu retten, was irgendwie zu retten ist, in einer Welt, in der quasi jeder irgendjemanden verloren hat und alles den Bach runtergegangen ist.
Was mittlerweile fast so klingt, wie die neueste Episode von "The Leftovers" (



Klar gibt es dann später nochmal alles, was das MCU die ganzen Jahre ausgemacht hat. Action, Kämpfe, One Liner, das erneute und (für einige) letzte Zusammenraufen der liebgewonnenen Charaktere. Alles verpackt in eine wundervolle Zeitreise-Geschichte, in der man nochmal andere, bestimmte Situationen aus vergangenen Filmen aus einer anderen, humorvollen Perspektive betrachten oder Charaktere sich ein letztes Mal von nahestehenden Verstorbenen verabschieden können, bevor es im Finale nochmal richtig kracht und es in einigen Momenten tatsächlich Szenenapplaus im Kino gegeben hat, weil man Ereignisse gesehen hat, auf die man Jahre lang gewartet hat.
Und die wohl perfekteste Wiederholung des letzten Satzes aus dem allerersten MCU-Film im genau richtigen Moment: "Ich bin Iron Man!".
3. Wir
Nachdem Jordan Peele vor zwei Jahren mit "Get Out" bereits enormen Eindruck schinden konnte, haut er hier gleich den nächsten, bemerkenswerten Horrorfilm heraus.
Dieser ist deutlich schwerer zu deuten und hat zugleich eine noch klarere B-Movie-Prämisse als sein Vorgänger.
Nur so ist es zu erklären, dass der Film vom Publikum etwas zwiespältiger aufgenommen wurde, während die Kritiker regelrecht begeistert waren.
Hineinlesen kann man tatsächlich viel, aber auch, wenn man darauf verzichten möchte, weil einem alles zu schwer zugänglich erscheint, ist es immer noch ein herausragender Horrorfilm mit unglaublichen Leistungen der großartigen Darsteller Lupita Nyong'o, Winston Duke, Tim Heidecker und Elisabeth Moss - inklusiver der Kinderdarsteller.
Überhaupt fand ich es super, dass Peele hier Heidecker und Moss, die beide irgendwie, und irgendwie auch nicht, voll gegen den Typ besetzt wurden, so ein total abgefucktes High-Society-Pärchen spielen lässt - samt verzogener Arschloch-Teenagerkinder - dessen Ehe eigentlich schon lange im Arsch ist und dadurch die Szenen mit ihnen immer so einen fiesen, zynischen Unterton haben.
Überhaupt ist der Film an manchen Stellen richtig komisch. Aber böse komisch!
Die stimmungsvolle Atmosphäre und die finale Wendung machen den Film dann endgültig zu dem, was er ist. Einem der besten Horrorfilme der Neuzeit!
4. Porträt einer jungen Frau in Flammen
Wieder ein wunderschöner Film, der bei den Auslands-Oscars ignoriert und nicht mal nominiert wurde.
Dieses französische Liebesdrama, in dem es um eine verbotene homosexuelle Liebe zwischen zwei Frauen im 18. Jahrhundert geht, deren schicksalshaftes Scheitern unausweichlich scheint, ist ganz großes Kino.
Hervorragend gespielt und in atemberaubend schönen Bildern umgesetzt, hat der Film in einigen Momenten eine regelrechte Kammerspiel-Atmosphäre, die die Intimität, die sich zwischen den Hauptfiguren beim Malen eines Porträts anbahnt, noch deutlich zu unterstreichen vermag.
Der Film nimmt sich sehr zurück, zeigt nichts reißerisches oder gar überzogenes und ist dadurch intensiver wahrzunehmen, als viele der größer angelegten Filme der letzten Jahre.
Ein großartiges Werk des Arthaus-Kinos!
5. A Toy Story
Die beste, unnötige Fortsetzung aller Zeiten wurde dieser Film einmal genannt. Und selten habe ich eine passendere Bezeichnung für einen Film gehört.
Eigentlich dachte man doch, dass mit "Toy Story 3", fast 10 Jahre zuvor, erstens alles gesagt und zweitens ein so perfektes Ende präsentiert worden wäre, nach dem andere Filmreihen sich die Finger lecken würden. Warum dann also einen neuen Teil drehen und das kaputt machen???
Tja, wieder einmal hat man nicht mit der Genialität von Pixar gerechnet.
Diese zeigen hier einige so unglaublich zu Herzen gehende, zugleich selbstredend witzige Geschichte mit liebgewonnenen Charakteren, die auf neue, absolut großartig ausgedachte Charaktere treffen und gemeinsam ein letztes(?) Abenteuer erleben.
Dabei wird das wundervolle Ende von "Toy Story 3" aber nie relativiert, sondern man hat immer das Gefühl einen (aufwendig gemachten) Epilog zu sehen, an dessen Ende noch einmal ein emotionaler Abschied steht.
Falls es irgendwann vielleicht sogar noch einen fünften Teil geben sollte, wäre ich sofort wieder dabei.
6. Spider-Man: Far From Home
Nachdem ich den ersten Teil der neuen Reihe innerhalb des MCU (endlich!) schon gelungen fand, wird dies im zweiten Teil nochmal übertroffen.
Tom Holland spielt einen wirklich tollen Peter Parker und wird hervorragend von seinen Spielpartnern Jacob Balaton und Zendaya unterstützt, mit denen eine wirklich tolle Chemie besteht.
Zudem tauchen genug Charaktere aus vergangenen Filmen auf, an denen man ebenfalls wirklich Spaß haben kann.
Klasse fand ich, dass man hier fast noch mehr das Gefühl hat, eine Coming-of-Age-Highschool-Komödie zu sehen, als beim ersten Mal.
Dadurch, dass Peters Jahrgang einen Trip durch Europa macht, sind selbstverständlich viele, schräge Vorkommnisse vorprogrammiert, die aber nie albern oder daneben wirken.
Der absolute Knüller ist dann aber natürlich der Twist im Finale, der sooo dermaßen reinhaut, dass der zweite Twist, der direkt danach folgt, schon fast überhaupt gar nicht mehr ins Gewicht fällt, obwohl er in einem anderen Film des Franchise ein absolutes Erdbeben ausgelöst hätte.
7. Der Leuchtturm
Eine absolut geniale Two-Men-Show von Willem Dafoe und tatsächlich einem quasi ebenbürtig agierenden Robert Pattinson. Wer hätte das vor ein paar Jahren noch gedacht, hmmm?
Der Film selbst ist so faszinierend wie schwer greifbar. Zwei Männer sind, Ende des 19. Jahrhunderts, auf einem Leuchtturm isoliert. Die versprochene Ablösung kommt nicht.
Driften sie in der Einsamkeit in den Wahnsinn ab oder gehen tatsächlich übernatürliche Dinge vor sich?
Die Isolation wird in dieser sehr eigenen aber gelungenen Mischung aus Drama, Mystery und Horror gekonnt durch die kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bilder untermalt.
Manche Szenen und Dialoge sind so irre, dass sie sich sofort ins Gedächtnis einbrennen.
Und das Kino verließ ich tatsächlich nach der Schlussszene, die genauso im Gegensatz zur Abspannmusik steht, wie es einst bei "Tanz der Teufel" der Fall war, mit einem minutenlangen Lachen

8. A Rainy Day in New York
Der, meiner Ansicht nach, witzigste Woody-Allen-Film der letzten Jahre.
Wenn er sich noch ein kleines bisschen mehr ins Zeug gelegt hätte, hätte das - für mich - sogar eine Art modernes Meisterwerk des Altmeisters werden können, wie er es seit "Midnight in Paris" nicht mehr geschafft hatte.
Wunderbare Darsteller, allen voran Timothée Chalamet, den ich anfangs nicht recht mögen wollte, aber mittlerweile mit jedem Film mehr zu schätzen lerne, und Elle Fanning sind wirklich hervorragend in ihren Rollen. Aber auch der restliche Cast ergänzt sich gut.
Über die Handlung braucht man nicht viel zu erzählen, denn eigentlich ist mit dem Titel bereits alles gesagt

Was den Film wieder mal ausmacht, sind die spritzigen Dialoge und witzigen Erlebnisse der Charaktere, gepaart mit Allens unnachahmlicher, authentischer Regie.
Wer Woody mag, sollte den Film unbedingt probieren. Alle anderen sollten einen großen Bogen herummachen.
9. Systemsprenger
Tja, es werden doch immer noch Filme in Deutschland gemacht, die zu Recht die Aufmerksamkeit sogar im Ausland auf sich ziehen.
Viel gibt es eigentlich nicht mehr zu sagen, was nicht schon gesagt wurde.
Eine durch und durch überragende(!) Helena Zengel in einem Film, der zudem auch noch so wunderbar gekonnt endlich, endlich mal auch als deutscher Film erkennt, dass man ganz viel mit Schnitt, Überblendungen und Tonabmischung erreichen und Stimmungen auf den Zuschauer übertragen kann, was in Deutschland in der Vergangenheit einfach viel zu sehr vernachlässigt wurde.
Absolut verdient wurde der Film auch in beiden Kategorien - neben Darsteller, Drehbuch, Regie und Film - bei den Lolas bedacht.
Dabei wird die packende Geschichte so konsequent wie realistisch inszeniert.
Bravo!
10. Border
Eine echte, kleine Überraschung aus Schweden als Abschluss meiner diesjährigen Top 10.
Hier wird eine einmalige Mischung aus Fantasy, Thriller, Liebesgeschichte und existenzialistischem Selbstfindungsdrama erzählt, die einfach so ungewöhnlich ist, dass ich behaupten kann, noch nie so etwas in der Art gesehen zu haben.
Stimmungsvoll gemacht, nicht zuletzt durch die tollen Bilder und den wirklich eindringlichen Soundtrack.
Ein richtiger Trip für Kinogänger, die mal wieder etwas ganz anderes und ungewöhnliches sehen wollen.
Einfach irre!
Ebenfalls gut waren:
Green Book
Burning
Parasite
Es: Kapitel 2
Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks
Größte Überraschung des Jahres:
Auch wenn es eigentlich vorhersehbar war, bzw. ich zumindest damit gerechnet hatte, aber das Ende von "Once Upon a Time in Hollywood", wo Tarantino mal wieder die Geschichte auf den Kopf stellt, hat für einiges entschädigt, was einem in den zweieinhalb Stunden davor teilweise ganz schön langatmig vorkam.
Und spätestens bei DiCaprios großen Auftritt am Pool mit seinem "Haushaltsutensil" konnte auch ich mich nicht mehr halten

Größte Enttäuschung des Jahres
Diese "Auszeichnung" schmerzt dieses Jahr irgendwie mehr als sonst, denn ich hatte wirklich große Hoffnung, dass Shyamalan seine ungewöhnliche wie überraschende Trilogie mit "Glass" zu einem guten Abschluss bringen würde.
Und auch, wenn der Film nicht komplett misslungen ist und ich ihn, im Prinzip, gar nicht sooo übel finde, war es einfach, ganz besonders im dritten Akt, eine wirklich große Enttäuschung, als einem klar wurde, wie viel Potential hier gefühlt durch den Reißwolf gejagt und lachend aus dem Fenster in die Tonne gekippt wurde.
Nachdem "Unbreakable" gekonnt die Superhelden-Thematik in der Realität verankerte und auch "Split" eine wirklich unterhaltsame Origin-Story des Bösewichts war, für den man trotzdem irgendwie Mitleid empfand, tut es tatsächlich fast schon weh zu sehen, wie "Glass" eigentlich gut anfängt, dann aber wirklich von Minute zu Minute schwächer wird, bis das Finale einen beinahe schon fallen lässt.
Da hätte sich M. Night Schamalamadingdong wohl doch lieber etwas mehr Zeit lassen sollen, um ein besseres Drehbuch zu entwickeln.
Die paar Jahre hätte ICH jedenfalls gerne noch gewartet.
Tja, leider war auch dieses Jahr, genauso wie das letzte, nicht der Überhit.
Mit 25 Filmen habe ich zwei mehr gesehen, als in Jahr zuvor.
Gut, hinzurechnen kann man ab spätestens diesem Jahr eigentlich noch einige Filme, die als Streaming Originals bei Netflix liefen, die ja ab 2019 deutlich stärker durchstarteten mit eigenproduzierten Prestige-Filmen, von denen aber leider keiner in meiner Liste auftaucht, weil auch die mich nicht gerissen haben.
Wird 2020 vielleicht endlich ein Jahr sein, in dem so ein Streaming Original in meiner Jahres Top 10 auftaucht?
Die Zukunft wird es zeigen.
Daher schalten Sie auch nächstes Mal wieder ein, wenn es wieder heißt: "Die besten Kinofilme" mit Ihrem Gastgeber Detlef P.
(Abspannmusik und Applaus)
Detlef P. wurde ausgestattet mit winzigen Genitalien von Emporio Armani

Fortsetzung folgt mit dem nächsten Kinojahr...