Von Cowboys und Kopfjägern

Nackte Gewalt

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Moderator: Damien3

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Voland
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Von Cowboys und Kopfjägern

Beitrag von Voland »

Gut, ich gebe es gleich am Anfang meines Aufsatzes zu - ich mag James Stewart sehr sehr gerne. Hier war ich aber erstmal erstaunt, ihn so zu sehen. Kenne ihn ja eigentlich nur in seinen Rollen als Schwarm aller Schwiegermütter.

Zu diesem "Debut" kam noch dazu, dass ich zum ersten Mal einen Film von Anthony Mann sah. Seltsam, dass ich nie zuvor von dem Regisseur gehört habe. Interessant aber, seine Art zu filmen.

Der Film war in Farbe, was mich schon mal überrascht hat. Ich hatte angenommen, dass der Film in s/w ist. Wenn ich mich nicht irre, war auch das kleine Bildchen in der TV Spielfilm in Graustufen gehalten. Nun mag das klingen, als ob das dem Film schaden könnte. Keineswegs!
Farbe in Western ist zwar ein wenig ungewöhnlich - vor allem diese penetranten Farbtöne der damaligen Zeit - aber das macht die Sache irgendwie passender.

An sich würde ich behaupten, der Film ist ein offenes Buch, er ist leicht kitschig, aber es macht ebenso Spaß wie die Filme des David Lean zu gucken. Herrliche Landschaften, wie aus Postkarten. Natürlich waren es "Postkarten". Das bestätigte auch die Anmerkung unter "The End" am Schluss des Films - denn da stand der Aufnahmeort des Films.

Nun stammt der Film also aus jener Zeit, in der man stolz herzeigt, wie toll man schon die Sache mit dem Farbfilm beherrscht. Und um den Nationalstolz dagegen nicht zu vernachlässigen wurde dann ein Gebiet Amerikas noch vorgestellt. Immerhin gab es damals weder Internet noch sonst so große Reisen - das Kino war Dokumentation und Unterhaltung in einem.

Als James Stewart so als Cowboy ins Bild schreitet und beginnt zu schreiben fragte ich mich, was das nun soll. Klar, das war nicht sein einziger Western - aber die Coolness, mit der er auftrat, war ihm nicht gerecht. Vielleicht hätte ein Gary Cooper so gehandelt, aber doch nicht James Stewart!
Was man erst später erkennt ist, dass dies bloß Fassade ist. James Stewart wird immer James Stewart bleiben. Er spielt hervorragend, seine Wandlung in dem Film ist wunderbar. Langsam wird er zu dem, was er eigentlich darstellt. Die Fassade bröckelt ab, je mehr Anstrengungen er ausgesetzt ist.

Die Liebe darf in so einem Film ja nicht fehlen - sonst wäre es doch kein Hollywoodfilm. Liebe als wichtiger Bestandteil des Menschseins - ein wichtiges Kriterium, das uns vom Tier unterscheidet - ist eigentlich in jedem Film allgegenwärtig.
Doch wie manche Regisseure oder Autoren dieses Thema auslutschen ist meist nicht mehr mitanzusehen. Seltsamerweise mag ich es, wenn Filme aus den 30ern, 40ern und 50ern kitschig sind. Es gehört dazu, es war wohl die damalige Mentalität.

Ein Resümee für diesen Film würde wohl lauten: Action, Liebe, Landschaft, Freundschaft, Cowboys und Indianer.
Klingt nach einem Standard-Film vom Fließband. Vielleicht ist er es auch, aber dennoch gefiel er mir besser als andere Filme seiner Gattung. Es ist nicht wegen James Stewart. Vielleicht ist es, weil es ein Augenschmaus ist, weil er doch mehr Tiefgang hat als er vortäuscht. Der Film befasst sich ein wenig mit Verrat und Heuchelei. Hetze spielt auch eine große Rolle. Da steckt mehr Potential drin, als man vermutet.


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