
Frankreich/Tschechoslowakei 1973
Regie: René Laloux
Darsteller: Barry Bostwick, Jennifer Drake, Eric Baugin
Handlung: Der Planet Ygam in einer unbekannten Zeit: Die blauen Draag Riesen gestalten ihren Alltag durch intellektuelle Fortbildung und Mediation. Die menschen (Om) leben in dieser Welt als winzige Kreaturen auf ständiger Flucht vor den Draag, welche die Om als Ungeziefer betrachten und regelmäßige De-Omisierungsaktionen durchführen, um deren Bestand gering zu halten. Als das Draag-Mädchen Tiwa beim Spielen mit ihren Freunden aus Versehen die Mutter eines Om-Babys tötet, nimmt sie dieses als Haustier bei sich auf und tauft es auf den Namen Ter. Ter erfährt auf diesem Weg ganz nebenbei die Bildung der Draags, sehr zum Missfallen der Eltern von Tiwa. Nachdem Ter eines Tages die Flucht in die freie Natur gelingt und dabei eines der Halsbänder entwendet, welche die Draag zum Wissens-Transfer verwenden, schließt er sich einer Gruppe von wilden Om an. Mit dem neugewonnenen Draag-Wissen bereiten sie sich zum militärischen Gegenschlag gegen die übermächtigen Herrscher vor. Doch die Zeit ist knapp. Schon bald ist die nächste De-Omisierung geplant...
Murillos dytopische Filmparade geht weiter. Und damit sind wir jetzt bei dieser lustigen avantgardistischen Version von "Yellow Submarine" für Erwachsene angelangt. Kleiner Scherz, denn abgesehen davon, dass in beiden Filmen ein komischer fremder Planet von bösen blauen Kreaturen terrorisiert wird, haben die beiden Filme nicht wirklich viel gemeinsam.
"La planète sauvage" ist auf verschiedenen Ebenen bemerkenswert.
Die Handlung basiert auf einem Roman von Pierre Pairault, in welchem Menschen plötzlich nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette stehen und von der herrschenden Lebensform entweder als Ungeziefer, oder als Haustiere betrachtet werden. Das alleine ist schon mal eine absolut geniale Idee, die hier auch ziemlich fesselnd im Film umgesetzt wurde.
Visuell wurde dieser Film oft mit den Animationen von Terry Gilliam in "Monty Python's Flying Circus" verglichen. Und das ist nachvollziehbar. Allerdings, und auch das hat mich sehr beeindruckt, wechselt der Film zwischen diesem und ganz verschiedenen Zeichenstilen. Manche Szenen sind mit Wasser-oder Aquarellfarben gezeichnet worden, andere offenbar mit Buntstiften. Und dann gibt es zwischendurch immer mal wieder komplett abgespacedte psychedelische Lightshows.
Das ganze wird unterlegt von einem ziemlich stimmigen Soundtrack, der ein bisschen klingt, wie Pink Floyd featuring Vangelis oder so. Das alles zusammen erzeugt im Gesamtpaket eine ziemlich atemberaubende Atmosphäre, welche diesen Film so besonders macht.
Fazit: ein sehr beeindruckener Zeichentrickkunstfilm, welcher den Umgang der Menschheit mit anderen Lebewesen auf sehr kreative Weise in Frage stellt.