FilmografieKim Ki-duk (koreanisch 김기덕; * 20. Dezember 1960 in Bonghwa, Südkorea; † 11. Dezember 2020 in Riga, Lettland) war ein südkoreanischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. Von Mitte der 1990er-Jahre bis 2020 hat er mehr als ein Dutzend Spielfilme inszeniert, überwiegend Dramen, für die ihm auch international Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteilwurden. Für seinen Spielfilm Pieta (2012) erhielt er als erster koreanischer Filmemacher den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig.
1996: Crocodile (Ageo)
1996: Wild Animals (Yasaeng dongmul bohoguyeog)
1998: The Birdcage Inn (Paran daemun)
2000: Real Fiction (Shilje sanghwang)
2000: Seom – Die Insel (Seom)
2001: Address Unknown (Suchwiin bulmyeong)
2001: Bad Guy (Nappeun namja)
2002: The Coast Guard (Hae anseon)
2003: Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling (Bom, Yeorum, Gaeul, Gyeowool… Geurigo Bom)
2004: Samaria
2004: Bin-Jip – Leere Häuser (Bin-jip)
2005: Hwal – Der Bogen (Hwal)
2006: Time (Sigan)
2007: Breath (Sum)
2008: Dream (Bi-mong)
2011: Arirang – Bekenntnisse eines Filmemachers (Arirang)
2011: Amen
2012: Pieta
2013: Moebius
2014: One on One (일대일 Il dae il)
2016: Netz (그물 Geumul)
2018: Human, Space, Time and Human (인간, 공간, 시간 그리고 인간)
2019: Dissolve
Meine Meinung
Zunächst sei gesagt, dass Kim Ki-Duk mindestens in der Top 3 meiner Lieblingsregisseure auftaucht. Je nach Stimmung steht er sogar an der Spitze.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals so gut wie jede Filmempfehlung, die im Arte Magazin gemacht wurde, wahrnahm und deshalb auf Kim Ki-Duk aufmerksam wurde. Unmittelbar vorher lief auch Weekend von Godard und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dabei immer wieder weggedöst bin. Dementsprechend fertig war ich, als ich im Anschluss zumindest versuchen wollte, auch noch "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling" anzuschauen.
Schon nach wenigen Minuten war ich wieder hellwach. Nicht etwa, weil der Film so actiongeladen oder spannend war. Ganz im Gegenteil! Diesen Film als buddhistisch zu bezeichnen, scheint mir nicht abwegig und ich glaube auch, dass ich da nicht der Einzige bin, der dies tut.
Es wird so gut wie gar nicht geredet und der Film überzeugt hauptsächlich durch die wunderschöne Atmosphäre, die Geschichte an sich und auch die Leistung der Darsteller. Ich möchte zur Handlung allerdings nicht viel mehr schreiben, da er genug für einen eigenen Thread hergibt.
Auf jeden Fall war ich extrem begeistert und habe mir seitdem auch fast jeden Kim Ki-Duk Film angesehen, den ich in die Finger bekommen konnte, und habe es noch bei keinem bereut.
Seine Filme sind fast ausschließlich Low Budget und gesprochen wird in ihnen kaum. Dies basiert wohl auf der Philosophie, dass Worte, gerade heutzutage, kaum noch Bedeutung haben. Sein letztes Projekt "Who is God?" sollte wohl ein deutlich größeres Budget erhalten, allerdings ist er leider gestorben, bevor irgendetwas davon umgesetzt werden konnte.
Es gab wohl auch kurz vor seinem Tod noch einen Skandal bzgl. Missbrauch an Schauspielerinnen durch ihn, aber wenn ich richtig informiert bin, stand auch dort sein Ableben im Wege einer endgültigen Klärung.
Ein anderer Skandal war, dass eine Darstellerin bei den Dreharbeiten zu "Dream" bei einem Unfall am Set fast umgekommen wäre. Diese Geschichte sorgte dafür, dass Kim Ki-Duk in eine Depression verfiel, die er in "Arirang" verarbeitete.
Man merkt seinen Filmen deutlich an, dass ein sensibler Künstler (er studierte Kunst in Paris) für Buch und Regie verantwortlich war, und er schrieb auch Drehbücher, die von anderen Regisseuren umgesetzt wurden.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass nicht jeder mit seinen Filmen warm wird, aber für mich war bisher noch jeder, den ich gesehen habe, etwas wirklich Besonderes. Teils abgefahren, teils romantisch, teils brutal, immer sehr menschlich.
Wenn man ihn mit jemandem vergleichen wollte, dann wohl am Ehesten mit Wong Kar-Wai, wobei auch dieser Vergleich an vielen Stellen hinkt. Der Punkt, den beide, zumindest für mich, gemeinsam haben, sind die vermittelten Gefühle. Liebe ist nur in Hollywoodromanzen einfach, im richtigen Leben ist sie idR viel komplexer und beide Regisseure erfassen dies auf ihre Weise ausnehmend gut und sind deshalb bestens dafür geeignet, wenn man eigene, traurig-romantische Gefühle verarbeiten möchte.
Meine persönlichen Empfehlungen sind auf jeden Fall der von mir genannte "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling" und "Bin-Jip". Zwar finde ich jeden seiner Filme empfehlenswert, aber diese beiden haben auch diverse Preise abgeräumt und sind für Einsteiger noch am Ehesten zugänglich.
Als Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass in Deutschland viele seiner Filme noch gar nicht erschienen sind, und nachdem ich bei diversen Filmverlagen angefragt habe, kann ich auch sagen, dass sich daran wohl auch nichts in nächster Zeit ändern wird. Ein paar bekommt man auch noch aus England von Tartan und beim Rest ist man wohl auf Hong Kong Importe oder Bootlegs angewiesen. Sollte jemand hier mehr dazu wissen, darf er/sie sich gern bei mir melden, denn ich bin immer auf der Suche. Zwei der scheinbar nirgendwo erhältlichen Filme habe ich zufällig auf Youtube gefunden.
Fazit
Kim Ki-Duk war ein Ausnahmetalent und sein Tod war bisher mein größter Verlust, der durch Corona zustande kam. Seine Filme konnte nur er so machen und wer auf anspruchsvolles Kino oder koreanische Filme allgemein steht, sollte ihm auf jeden Fall eine Chance geben.