Daher ist es jetzt wohl die beste Zeit, einen Rückblick auf die besten Kino- und auch Streaming-Filme des letzten Jahres zu nehmen.
Hier folgt, wie jedes Jahr, meine Top 10:
1. Promising Young Woman
Es gibt wohl keinen klareren Platz 1 in diesem Jahr.
Dies war nicht nur der beste Kinofilm dieses Jahres, sondern der beste Kinofilm der letzten fünf Jahre für mich.
Ein perfektes Zusammenspiel von absolut allem.
Eines hervorragenden Drehbuchs, einer brillanten Regie, erstklassigen Dialogen und einer Carey Mulligan, der eigentlich der Oscar für die beste Hauptdarstellerin gehört hätte.
Dazu greift der Film auch noch ein so zeitaktuelles Thema auf und seziert dies auf eine bitterböse Art und Weise, dass einem der Atem stockt.
Ich bin nach wie vor einfach nur unendlich dankbar für dieses Kinoerlebnis und verneige mich ehrfürchtig vor dem absoluten verdienten Gewinner dieses Jahres.
2. Drive My Car
Dieser Film ist, ersten Gerüchten zufolge, ein heißer Anwärter auf den Auslands-Oscar 2022 - und ich könnte mir kaum einen besseren Film vorstellen.
Ist auch nicht schwer vorzustellen, nachdem der Film bereits drei Preise in Cannes (unter anderem für das beste Drehbuch) verbuchen konnte.
Ein, trotz seiner dreistündigen Laufzeit, zu keiner Zeit langweiliger Film, der langsam, aber sehr präzise das Innenleben seiner Protagonisten beleuchtet.
Herausragende Darsteller bringen die tiefliegenden Gefühle wunderbar zur Geltung, sodass manche Szenen sich regelrecht in die Netzhaut brennen.
Eine Geschichte über Verlust, Trauer und unausgesprochene Worte, die mich so tief berührt hat, wie kaum ein anderer Film in diesem Jahr.
Für solche Filme wurde das Kino erfunden!
3. Der Rausch
Man sollte einen Film von Thomas Vinterberg zu Beginn niemals unterschätzten.
Irgendwie bekommt er es jedes Mal wieder hin, dass seine Filme nach einem recht unspektakulären Auftakt auf einmal richtig abgehen und einen völlig unvermittelt packen und nicht mehr loslassen.
Das scheint einfach sein Stil zu sein.
So auch in diesem überraschenden, sehr menschlichen Drama, welches beinahe schon als Tragikomödie durchgeht, wenn man an einige Stellen zurückdenkt.
Ein großartiger Cast, angeführt von einem wie immer wunderbaren Mads Mikkelsen, spielt einmal alle Facetten auf der Klaviatur der Emotionen von oben bis unten durch.
Einfach wunderbar!
4. Keine Zeit zu sterben
Zuerst einmal, war das wohl ein mehr als würdiger Abschluss für einen überragenden Bond-Darsteller.
Zugleich handelt es sich hierbei wohl um den deutlich emotionalsten Bond-Film, den es je gegeben hat.
Unglaublich, was hier geschafft wurde. Neben dem Charakter Bond werden auch noch alle losen Handlungsstränge aus den Vorgängerfilmen gekonnt zu Ende geführt.
Und, ganz wichtig, es wird ein großartiger Unterhaltungsfilm präsentiert, der kaum Wünsche offen lässt und einen in einigen Momenten einfach nur wortlos zurücklässt.
Nach diesem Film wird es wohl so schwierig wie noch nie zuvor werden, mit der langlebigen Reihe weiterzumachen.
Aber, was auch immer jetzt passieren wird, Craig durfte genauso gehen, wie er 15 Jahre zuvor gekommen war - mit einem Knalleffekt!
5. Nomadland
Ein so wunderschöner, ruhiger und tatsächlich meditativer Film, der zugleich an den alten, italienischen Neorealismus erinnert.
Angeführt von einer glänzenden Frances McDormand, die es schafft, die komplette Prämisse um Nomaden, die oft nicht wissen, wo sie als nächstes essen, schlafen oder leben werden, nicht zu einer völlig deprimierenden Geschichte verkommen zu lassen, sondern die uns die Lebenslust dieser Menschen spüren lässt.
Eine große Aufgabe, die sie hier vollbringt!
Zugleich schwelgt die Kamera oft in atemberaubenden Landschaften und erzeugt - in Kombination mit McDormands Performance - einen faszinierenden Sog, der einen bis zum Ende nicht mehr loslässt, sondern eine Sehnsucht nach Ferne, Ungebundenheit und Ruhe erzeugt.
6. Don't Look Up
Ich weiß wirklich nicht, warum einige Kritiker den Film als so katastrophal eingestuft haben.
Eine wahrlich illustre Darsteller-Riege, allen voran ein überragender DiCaprio, zeigt hier eine so unfassbar überzeichnete und zugleich pointierte Gesellschaftssatire, wie sie gerade bitter nötig ist.
Vielleicht war gerade dieses überhöhte Element der Grund dafür, dass der Film bei den Kritikern auf Ablehnung stieß.
Aber in der heutigen Zeit muss man ja schon fast mit dem Holzhammer kommen, da die echte Weltlage schon längst die Satiren früherer Zeiten überholt hat.
Für mich sehr gut getroffen und absolut auf den Punkt.
7. Raya und der letzte Drache
Mit so einem tollen, packenden, rasanten und witzigen Film hatte ich hier überhaupt nicht gerechnet.
Ich dachte, das wäre halt mal wieder so ein typischer Disney-Film, der uns hier vorgesetzt wird. Tja, ist er auch - und dann wieder nicht.
So "ernsthaft" und erwachsen wie schon lange nicht mehr präsentiert sich der Animations-Riese hier mit einer absoluten Standard-Geschichte, aus der aber das Maximum rausgeholt wird.
Super liebenswerte Charaktere, eine schöne, aber nicht zu aufdringliche Botschaft und eine atemberaubende Animation ergeben für mich den besten Disney-Film seit Jahren.
Sehr gut, weitermachen!

8. The Painted Bird
Ein fast dreistündiger Schwarzweiß-Film, in dem kaum gesprochen wird - und wenn doch, müssen wir die Untertitel zu der slawischen Sprache lesen.
Na, wenn das mal nicht nach Underground klingt

Trotz der sperrig wirkenden Umsetzung ist der Film so unfassbar gut gemacht, dass die komplette Laufzeit über nicht einmal Langeweile aufkommt.
Das kommt durch die grandiose und aufwändige Umsetzung, die spitzenmäßigen Schauspieler (unter denen sich auch einige echte Stars tummeln) und die unglaubliche Odyssee, die hier gezeigt wird.
Gekonntes Arthaus-Kino aus Europa!
9. Malcolm & Marie
Ein Kammerspiel, welches zu Beginn noch sehr gehyped, dann jedoch eher fallen gelassen wurde.
Und ich kann immer noch nicht nachvollziehen warum.
Absolut intensive Darstellungen von John David Washington und ganz besonders von Zendaya, schöne Schwarzweiß-Bilder und vor allem die Vielseitigkeit der hier angesprochenen Themen, lassen diesen Film definitiv aus dem ganzen Streaming-Einerlei bei Netflix herausragen.
Schade, dass das nicht alle so sehen. Ich tue es auf jeden Fall.
10. Luca
Zum Abschluss der eigentlich an dieser Stelle schon lange obligatorisch gewordene Pixar-Film.
Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass der am Ende des Jahres doch so weit unten in meiner Liste landen würde.
Denn die Geschichte ist zwar nicht neu, aber so schön und liebevoll erzählt, wie es nur diese modernen Animationsgötter hinbekommen könnten.
Dabei wird auf so wundervolle Weise die Atmosphäre des Italiens der 50er Jahre, in denen der Film spielt, eingefangen - naja, zumindest soweit man das durch Filme aus dieser Zeit beurteilen kann.
Witzig, rasant und berührend mit liebenswerten Charakteren und humanistischer Botschaft. Ein echter Pixar eben!
Ebenfalls gut waren:
In the Heights
The Father
Last Night in Soho
The Wolf of Snow Hollow
tick, tick... BOOM!
The Power of the Dog
Größte Überraschung des Jahres:
So wie ich im Jahresrückblick 2018 das Kinojahr als größte Enttäuschung des Jahres angegeben hatte, muss ich es dieses Mal einfach als größte Überraschung angeben.
Mit so einem tollen Jahr hätte ich wirklich nicht gerechnet. Wahnsinn!
Bereits das letzte Jahr hatte ja schon den Eindruck gemacht, besser zu werden, als die Jahre davor, konnte sich dann aber aus bekannten Gründen nicht zu voller Blüte entfalten.
Dafür ist dieses Jahr im Vergleich wirklich durchgestartet und ist zwar nicht auf dem Niveau wie zum Beispiel 2014, aber zumindest in den Sphären von 2016, bevor die Qualität dann immer stärker abnahm und 2018 und 2019 für mich die enttäuschendsten Kinojahre seit Ewigkeiten wurden.
Aber jetzt wurde endlich mal wieder richtig gerockt.
Hoffentlich geht es im nächsten Jahr genau so weiter.
Größte Enttäuschung des Jahres:
Bei dem tollen Jahr will ich mich nicht lange mit Rumgepöbel aufhalten, daher mache ich es kurz.
Auch wenn mich "The French Dispatch" von Wes Anderson (trotz der absolut großartigen, animierten Autoverfolgungsjagd) und auch Rebecca Halls Regiedebüt "Seitenwechsel" deutlich nicht so gerissen haben, wie ich es erwartet hätte, geht diese "Auszeichnung" in diesem Jahr ganz klar an "Judas and the Black Messiah".
Einfach, weil ich sowieso keine hohen Erwartungen hatte und die nochmal unterboten wurden. Was für verschenkte, langweilige zwei Stunden!
So, wie Ihr sehen könnt, sieht meine Liste endlich wieder so aus, wie es sich für einen Kunstfuzzi gehört. Und das hat zwei Gründe.
Erstens haben die Kunstfuzzi-Filmer endlich wieder abgeliefert und zweitens, habe ich mir sämtliche Comic-Verfilmungen gespart, die in diesem Jahr im Kino liefen.
Die Übersättigung hat bei mir Einzug erhalten und da ich die momentanen DC-Filme im Großen und Ganzen leider eh etwas hinter den Erwartungen sehe und Marvel mit "Endgame" einen wirklich guten Abschluss einer Saga hingelegt hat, bin ich diesbezüglich gerade etwas müde mir diese Filme weiterhin im Kino anzusehen (obwohl ich bei "Spider-Man: No Way Home" kurz überlegt hatte, aber da bin ich konsequent).
Ich werde sie mir weiterhin im Streaming ansehen, aber das war es auch.
Im Kino habe ich übrigens dieses Jahr auch nur insgesamt 12 Filme gesehen.
Aber viele Filme mussten ja auch wieder auf Streamern ihr Debüt feiern und wenn ich da die Neuerscheinungen dazu rechne, waren es insgesamt 28 Filme.
Das klingt doch insgesamt ganz ordentlich und lässt mich auf das nun kommende Kinojahr hoffen.
Wie das geworden ist, wissen wir in spätestens einem Jahr.
Also, Fortsetzung folgt... .