Wyatt Earp durch das Auge eines Kriegsberichterstatters

Faustrecht der Prärie

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Moderator: Damien3

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Voland
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Wyatt Earp durch das Auge eines Kriegsberichterstatters

Beitrag von Voland »

Dass mich schon der zweite Film, den ich von John Ford sehe, so überzeugt, hätte ich nicht erwartet. Von seinem schwarzen Falken war ich ja schon sehr angetan - auch wenn sich das manche leicht machen, indem sie den Film des Rassismus beschuldigen. Aber eine Diskussion darüber wäre wierum ein Kapitel für sich selbst.

"Faustrecht der Prärie" ist ein relativ nichtssagender Titel. Ich habe bloß immer Fassbinders "Faustrecht der Freiheit" dabei vor Augen. Der Originaltitel - My Darling Clementine - gibt hier schon mehr Auskunft über den Film. Denn ja, der Song mit dem gleichen Namen ist der Titelsong. Und diese Titelperson ist sozusagen der McGuffin dieses Films. Alles wird um Clementine arrangiert - nach einer Einleitung für den Helden. Aber letztendlich ist sie nur ein kleines Rädchen in einem sorgfältig konstruierten Getriebe.

Doch auch dem Originaltitel kann man immer noch nicht die eigentliche Thematik entnehmen. Denn diese betrifft eine (neben Billy the Kid) der bekanntesten Westernlegenden: Wyatt Earp!
Und es ist sogar die beste Verfilmung dieses Mythos, die mir bisher unterkam.

Was ich erst seltsam und ungewöhnlich empfand, war die Besetzung von Wyatt Earp mit Henry Fonda. Diese Skepsis wich aber schon in den ersten Minuten des Films in weite Ferne - Fonda spielt hervorragend. Ich weiß nicht wieso, aber man nimmt ihm den Wyatt Earp ab, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.

Victor Mature hingegen habe ich von Grund auf als passend empfunden. Ich habe ihn zwar erst vor kurzer Zeit liebgewonnen, wurde aber bisher noch nicht enttäuscht. Er ist einfach Doc Hollywood, egal welche Leute ich zuvor diese Rolle spielen sah.

"Faustrecht der Prärie" zieht keine klaren Linien zwischen Gut und Böse. Ganz im Gegenteil lauert das wahre Böse - wie im realen Leben - in den stillen Köpfen. Und nicht selten bilden sich Freundschaften zwischen den vermeintlich Bösen und den offensichtlich Guten. Ein wenig erinnert das an "M".

Ein herrlicher Western, in typischer John-Ford-Manier. Amerikas Regionen werden wieder gekonnt aufbereitet und als Postkarte im Hintergrund eingebaut.
Schön langsam hege ich Zweifel an meiner früher aufgestellten Theorie, dass die Amerikaner nicht fähig sind, Western zu drehen.


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