[TV-Serie] Severance

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Detlef P.
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[TV-Serie] Severance

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 2022-???
Idee: Dan Erickson
Darsteller: Adam Scott, Britt Lower, Zach Cherry, John Turturro, Patricia Arquette, Christopher Walken, Tramell Tillman, Jen Tullock, Michael Chernus, Dichen Lachman

"Mark Scout (Adam Scott) ist ein Angestellter der Firma Lumon Industries. Hier nimmt er an dem neuartigen Severance Programm teil. Dieses sorgt mit einem chirurgischen Eingriff für eine strikte Trennung vom Privat- und Berufsleben. Auf der Arbeit können sich Mark sowie seine Kollegen Dylan (Zach Cherry) und Irving (John Turturro) nicht an ihr Leben außerhalb der Firma erinnern.

Sobald sie ihre Arbeitsstelle allerdings verlassen, verlieren sie alle Erinnerungen an ihren Arbeitstag und kehren ohne Ballast des Tages zurück nach Hause. Nachdem Marks Kollege Petey (Yul Vazquez) unter mysteriösen Umständen entlassen wurde, verstärkt eine neue Kollegin das Team der Macrodata Refinement-Abteilung.

An ihren ersten Tag mit getrennten Erinnerungen ist Helly (Britt Lower) verwirrt und verängstigt, da sie sie an nichts aus ihrem Privatleben erinnert und auch ihre Arbeits-Persona noch ohne Erinnerungen ist. Und so muss sie sich erstmal an ihre neue Arbeitswelt und ihre Kollegen gewöhnen.

In seiner neuen Funktion als Abteilungsleiter soll Mark seiner neuen Kollegin helfen. Bald schon beginnt Mark allerdings das gewagte Work-Life-Balance-Experiment zu hinterfragen, als er in seinem Lebens außerhalb der Arbeit auf seinen gefeuerten Ex-Kollegen Petey trifft." (www.moviepilot.de)

Es ist jetzt einige Wochen her, dass ich die erste Staffel dieser Serie beendet habe.
Und die ist tatsächlich so ein richtiger Slowburner - und zwar sogar in zweierlei Hinsicht.

Zum einen braucht die Geschichte zu Beginn etwas, um sich zu entwickeln und nicht jede Folge ist ein absoluter Überhammer.
Allerdings ist es immer so interessant, dass man doch am Ball bleibt und man wird in den letzten drei Episoden dann auch wirklich dafür belohnt.
Besonders das Staffelfinale ist richtig gut und endet auf einem unheimlich geilen Cliffhanger, nach welchem man der zweiten Staffel definitiv entgegenfiebert.

Zum anderen ist die Serie - zumindest bei mir - so angekommen, dass ich sie während des Ansehens gut, aber nicht sooo überragend fand, ich aber, seitdem sie zu Ende ist, immer wieder über sie nachdenke und ich sie nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
Das ist echt irre!
Vor allem, weil sowas sonst eigentlich nur wirklich herausragende Filme schaffen, sich im Unterbewusstsein bei mir festzuklammern.
Aber hier ist es ebenfalls so.
Vielleicht brauchte es auch einfach diesen etwas langsamen Aufbau in den ersten Folgen. Sonst wäre die Erfahrung nicht so intensiv gewesen.

Es gibt auf jeden Fall verschiedene Aspekte, die ich an der Serie sehr mag.
Angefangen damit, dass sie relativ ernsthaft erzählt wird und nicht - wie es vermutlich bei Netflix der Fall gewesen wäre - durch albernen, unpassenden und unnötigen Humor aus der Bahn geworfen wurde, sodass die Dramatik durch den Versuch, alles etwas lockerer zu erzählen, um mehrere Publikumsschichten ansprechen zu können, verwässert worden wäre.
Dann finde ich die Umsetzung wirklich gelungen.
Die minimalistische Einrichtung der Büroräume im Quasi-Retrodesign gepaart mit der unheilvollen Atmosphäre die dort vorherrscht, ist absolut auf den Punkt.
Und zu guter letzt finde ich die Erzählung der Geschichte insgesamt wirklich gut.
Wie gesagt, es braucht etwas, um in Fahrt zu kommen, aber dann wird am Ende genau die richtige Menge an Fragen beantwortet, sodass der Zuschauer zufriedengestellt ist und andererseits die passende Menge an Mysterien unbeantwortet gelassen, sodass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

Neben den ganzen schrägen Sachen, die dort passieren und einen in Atem halten, gibt die Serie aber auch einen gesellschaftskritischen Kommentar zur sogenannten Work-Life-Balance ab, die in den letzten Jahren immer häufiger in den Fokus gerückt ist.
Man fragt sich, ab wann man mit dieser nicht vielleicht über das Ziel hinausschießt. Zum Beispiel, wenn man Erinnerungen von seinem Bewusstsein separiert.
Und bin ich in sepatierter Form dann überhaupt noch ich oder ist das eine ganz andere Person? Denn ich habe ja völlig andere Erfahrungswerte, als "die andere Person" und wurde dadurch auch zu einer ganz anderen Persönlichkeit geformt.
All das sind Aspekte, über die ich schon die ganze Zeit nachgrüble, weil sie mir immer und immer wieder ins Bewusstsein kommen.

Mein einziger, etwas prägnanterer Kritikpunkt an der Serie ist, dass es relativ lange dauert, bis man mit den Charakteren warm wird.
Klar ist die ganze Serie ziemlich unterkühlt erzählt - was mir ja gut gefällt - aber über die Charaktere außerhalb des Büros, erfahren wir recht wenig.
Erst gegen Ende kommt da endlich mal etwas mehr.
Und das ist vermutlich auch der Grund, warum die Serie in den ersten Folgen etwas länger braucht, um richtig loszulegen.
Aber andererseits hätte man das Finale - was echt richtig geil ist - nicht so drehen können, wie es jetzt geworden ist, wenn man zu früh die Charaktere kennengelernt hätte.
Von daher kann man das fast schon gar nicht mehr kritisieren. Also kann man schon, aber... .

Naja, auf jeden Fall hat Apple+ hier endlich die erste, wirklich sehenswerte Serie aus dem Äther geschossen.
Und ich dachte schon, von denen kommt gar nichts brauchbares mehr und die sind in ein paar Monaten eventuell ganz weg.
Tja, das wird jetzt wohl doch noch etwas dauern. Hoffentlich mindestens so lange, bis diese Serie auserzählt ist.

Ach so, der Schöpfer Dan Erickson hat übrigens einerseits viel eigene Erfahrungen mit einfließen lassen, weil er auch oft solche beschissenen Bürojobs hatte und hat zum anderen bereits mehrfach beteuert, dass er eine Erklärung für alle mysteriösen Elemente in der Serie parat hat und er sich nicht irgendeinen Mist aus den Fingern saugen wird und sich das Ganze am Ende auch nicht als Traum oder Fegefeuer entlarven wird.
Hm, na dann sollte ja alles kliroklaro sein.
Staffel 2 kann dann gerne bald mal kommen... .


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Re: [TV-Serie] Severance

Beitrag von Damien3 »

Wow...tolle Review!
Und GENAU deine Kritikpunkte bzgl "warm werden" und "Länge" haben mich aufgeben lassen.
Ich konnte einfach nie durch den Vorhang blicken.
Da ist einfach etwas passiert ohne das etwas in MIR passierte.
Es gibt ja mehrere Beispiele von dieser Herangehensweise. Westworld zum Beispiel ist auch so ein "Wolf" im Schafspelz.
Hier habe ich mich aber komischerweise gern darauf eingelassen.
Aber die Knöpfe die Stiller hier gedrückt hatte...waren nicht mein Startknopf.


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Re: [TV-Serie] Severance

Beitrag von Detlef P. »

Das kann ich absolut nachvollziehen und auch ich habe mich am Anfang immer gefragt, ob es das Wert ist.
Und da war die erste Staffel schon komplett draußen und ich konnte anhand der IMDb-Bewertungen erkennen, dass die letzten Folgen deutlich an Qualität zunehmen werden.
Trotzdem habe ich mir immer mindestens eine Woche Zeit gelassen, um eine neue Folge zu gucken, weil ich es damit dann auch gar nicht so eilig hatte.
Die letzten Folgen gingen dann aber deutlich schneller... .

Darf ich noch fragen, bis wo Du geschaut hast?
Vermutlich bist Du bei der dritten oder vierten Episode ausgestiegen, oder?


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Re: [TV-Serie] Severance

Beitrag von Damien3 »

Nicht mal....mitte 3 war schluss


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Re: [TV-Serie] Severance

Beitrag von Detlef P. »

Passt!
Folge 1 und 2 waren nämlich ganz gut und bei der dritten Episode fingen die Hänger an.
Und das ging - mit leichen Unterbrechungen - bis zur sechsten so weiter.
Erst die letzten drei waren dann ein echter Aufwind, wobei die letzte sogar fast schon ein kleines Meisterwerk ist.


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