Atlas

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Detlef P.
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Atlas

Beitrag von Detlef P. »

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D, 2018
Regie: David Nawrath
Darsteller: Rainer Bock, Albrecht Schuch, Thorsten Merten, Uwe Preuss, Roman Kanonik, Nina Gummich

"Walter Scholl, 60 Jahre und ehemaliger Gewichtheber, hat einen Job als Möbelpacker für ein Unternehmen, das bei Zwangsräumungen anrückt. Seiner Firma gegenüber ist Walter der loyalste Mitarbeiter unter all seinen Kollegen, trotz der Schmerzen, die ihm dieser Knochenjob bereitet. Sein Chef Roland Grone hat sich unterdessen auf einen Deal mit einem dubiosen arabischen Clan eingelassen, der ganze Häuser entmieten lässt. Bei einem solchen Auftrag erkennt Walter in dem letzten Mieter, der sich weigert auszuziehen, seinen Sohn Jan Haller wieder, den er nicht mehr gesehen hat, seit der ein kleines Kind war und Walter das Umgangsrecht von der Mutter verweigert wurde.

Bei einem tätlichen Angriff des Clans wird Jan Haller von Walter, der ihn nur beobachten wollte, unvermutet beschützt, woraus sich eine Freundschaft zwischen Walter und der Familie entwickelt, ohne dass Walter sich als Jans Vater zu erkennen gibt... ." (www.wikipedia.de)

Ich hätte den Film beinahe gar nicht angeschaut, weil ich hier wieder so eine halbärschige Pseudo-Genregeschichte vermutete, wo auf der Verpackung zwar "Thrillerdrama" steht, es sich aber im Grunde genommen um einen komplett zerlaberten und langweiligen Milieufilm handelt.
Aber ich muss sagen, dass der Film dann insgesamt doch recht gelungen ist.

Leider ist er in diesem Sinne nicht ganz auf der Höhe mit Thrillern aus internationalen Gefilden und fährt an manchen Stellen mit (leicht angezogener) Handbremse.
Aber insgesamt fand ich es wirklich schön, mal einen ziemlich gelungenen Genreversuch aus Deutschland zu sehen, der kein Nazi/WWII/DDR-Film und auch keine 100 mal wiedergekäute Beziehungs- oder Kalauerkomödie ist.

Man hätte hier gerne noch etwas mutiger sein und das Ganze noch etwas spektakulärer gestalten können.
Aber auch so, hat der Film einen insgesamt guten Eindruck hinterlassen, welcher aus der passend abgestimmten Mischung aus Thrillerelementen und Charakterdrama entsteht.
Zudem sind die Schauspieler hier wirklich gut. Allen voran Rainer Bock, den man sogar vielleicht noch am ehesten aus der vierten Staffel "Better Call Saul" kennt, wo er auch schon eine tolle Leistung gezeigt hat.
Aber auch Albrecht Schuch als dessen Sohn zeigt, warum er mittlerweile drei Lolas (eine davon für "Systemsprenger") im Schrank hat.
Das Emsemble ist auch darüber hinaus wirklich gut besetzt.
Bock steht jedoch mit seinem nuanciertem Spiel über allem, hat dafür mehrere Darstellerpreise eingeheimst und war auch - genau wie das Drehbuch - für die Lola nominiert.

Hier trifft quasi triste Alltagsrealität auf Antihelden eines spannenden Thrillers.
Eine zunächst ungewöhnliche Mischung, die etwas braucht, um sich zu entfalten.
Aber mehr und mehr taucht man dann doch ein in diese Welt und bleibt dann bis zum Ende gespannt dabei.
Trotzdem kann und darf man das beim nächsten Mal gerne alles noch etwas spektakulärer und internationaler gestalten.
Denn auch das können wir, wenn wir wollen.


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