The Kid Detective

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Detlef P.
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The Kid Detective

Beitrag von Detlef P. »

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CA, 2020
Regie: Evan Morgan
Darsteller: Adam Brody, Sophie Nélisse, Sarah Sutherland, Jonathan Whittaker, Wendy Crewson, Peter MacNeill, Dallas Edwards, Tzi Ma, Sharon Crandall

"Einst war Abe Applebaum als Kinderdetektiv sehr gefragt. Als jedoch seine Freundin und Assistentin Grace verschwindet, endet seine Glückssträhne. Er konnte diesen Fall nie lösen und versinkt seitdem in Selbstmitleid. Inzwischen ist er über 30, löst noch immer Fälle wie in Kindertagen und kommt in seinem Leben nicht voran. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem eine junge Frau in sein Büro kommt und ihn bittet, den Mord an ihrem Freund aufzuklären." (www.kinofans.com)

Das hier ist der Film, den ich vor knapp einem Jahr eigentlich von "Under the Silver Lake" erwartet hatte.
Im Gegensatz zu dem war "The Kid Detective" nun in der Tat ein Neo-Noir-Thriller, indem ein Mord aufgeklärt werden muss.

Auf den Film war ich schon neugierig, als ich das erste Mal von ihm hörte.
Und ich wurde absolut nicht enttäuscht.
Der Film ist irgendwie absurd und schräg und erinnert auf seine Weise ganz leicht an andere Neo-Noir-Filme oder -Serien wie "Brick" oder gar "Veronica Mars".
Zudem zieht sich ein unglaublich toller, trockener Humor durch den Film, der in erster Linie von der lakonischen Art der Hauptfigur ausgeht.
Diese wird von Adam Brody wirklich hervorragend verkörpert und man kauft es ihm voll ab, dass er, bei dem was er erlebt hat, zu eine Art kleinem Bogart mutiert ist, der die ganze Welt leicht zynisch betrachtet und ihr mit resignativer Ironie begegnet.
Sein Gegenstück und die absolut perfekte Ergänzung ist seine Auftraggeberin, ebenfalls wunderbar gespielt von Sophie Nélisse.
Wie sie dieses unglaublich naive Highschool-Mädel spielt - und das neben Brodys von leichtem Zynismus und Lakonie geprägter Figur - ist einfach klasse und allein durch diese Charakterkonstellation findet der Film eine ganz eigene Dynamik.

Interessanterweise ist die Geschichte beinahe schon nebensächlich und eigentlich nur dazu da, das schräge Panoptikum dieser Kleinstadtgemeinde zu illustrieren und die vielen ungewöhnlichen, teils absurden Situationen heraufzubeschwören, in denen sich Abe und seine Auftraggeberin Caroline wiederfinden.
Aber dabei kommen die Charaktere nie zu kurz und man kann - vollkommen egal wie weit hergeholt die Prämisse eines Kinderdetektivs auch sein mag - zu 100% nachvollziehen, warum Abe als erwachsener Mann so geworden ist. Das wird tatsächlich auch immer mit dem nötigen, ernsthaften Hintergrund erzählt, ohne dabei jedoch zu sehr im Drama zu versinken.
Überhaupt ist der ganze Film ein einziger großer Balance-Akt, der aber von der ersten bis zur letzten Minute bravourös ausgeführt wird.
Er schafft es, sowohl humorvoll, als auch traurig, als auch spannend zu sein - und das immer im richtigen Maße.
Ganz besonders gegen Ende, wenn der Fall dann plötzlich doch noch an Bedeutung gewinnt und einen überraschend dramatischen Ausgang hat, der selbst bei unserem Helden seine Spuren hinterlässt.
Eine wirklich gelungene und ungewöhnliche Indie-Perle im oft immergleichen Einerlei von heute.


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