So, hier ist nun auch meine Top 10 der Kino- und Streaming-Filme des vergangenen Jahres:
1. Everything Everywhere All At Once
Es war eigentlich schon direkt nach dem Anschauen für mich klar, dass der Film meine Jahresliste anführen würde.
Einen besseren Film konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Und ich sollte recht behalten
Es gibt sie eben doch noch, die Meisterwerke, die einem einen völlig neuen Blick gewähren, obwohl man nach 127 Jahren Kino eigentlich glauben würde, schon alles gesehen zu haben.
Aber hier wird eine so unfassbar geile Geschichte mit nahezu grenzenloser Kreativität erzählt, dass man fast ausflippen möchte.
Und wie ich damals schon sagte: Im Kino (zumindest in Deutschland) wird den kaum einer sehen. Aber ich denke, dass der spätestens dann von mehr Menschen entdeckt wird, wenn er demnächst sogar mehrere Oscarnominierungen einheimsen und den einen oder anderen Goldjungen mit nach Hause nehmen wird.
2. Licorice Pizza
Eine sehr deutliche Nummer 2 für mich.
So ein absolut wundervoller Film, der im Grunde aus gar nichts als Anekdoten und Zeitkolorit der 70er Jahre besteht.
Aber es wird das absolute Maximum herausgeholt.
Perfekt besetzte Darsteller und tolle Ideen lassen nicht eine Sekunde Langeweile aufkommen. Und Bradley Coopers Auftritt als (real existierender) Filmproduzent Jon Peters setzt dem Ganzen die Krone auf.
Für mich ganz klar einer der besten Filme, die Paul Thomas Anderson jemals gedreht hat.
Und ohne Frage mit Abstand sein schönster.
3. Scream
Was für eine Rückkehr nach so langer Zeit.
Nachdem Cravens Versuch einer neuen Trilogie vor zehn Jahren leider nach einem Film stoppte, wird hier die Geschichte nun weitergesponnen.
Und das so gelungen, wie ich es seit Teil 1 nicht mehr erlebt habe.
Der alte Cast übergibt die Fackel an großartige neue Gesichter, die man sofort lieb gewinnt.
Dazu gibt es auch noch eine grandiose Abrechnung mit dem sogenannten Toxic Fandom.
Das Sahnehäubchen sind dann die vielen Anspielungen auf Teil 1, die jedem Fan der ersten Stunde ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
In zwei Monaten geht es schon mit dem sechsten Teil weiter. Und ich kann es kaum erwarten.
4. Rifkin's Festival
Nach wie vor habe ich keine Ahnung, warum dieser Film so von den Kritikern runtergeputzt wurde.
Es ist vielleicht kein Meisterwerk, aber für mich sehr deutlich der beste Film von Woody Allen seit Jahren.
Zudem ziemlich bescheuert, wenn der Hauptvorwurf lautet, dass er nicht neues bringen würde und im selben Jahr alle möglichen Revivals wie blöde gefeiert werden
Ich jedenfalls mochte die Leichtigkeit und Lockerheit dieses Werkes und die wirklich schöne Liebeserklärung an das Kino.
Zudem waren die Traumsequenzen, die sich vor alten Filmklassikern verbeugen und sie zugleich liebevoll parodieren, einfach großartig.
Falls Allens kommender und voraussichtlich letzter Film so gut sein sollte, wie dieser, wäre ich überglücklich über so ein Vermächtnis seines Schaffens.
5. The Fallout
Den Film werden viele wohl gar nicht auf dem Schirm haben.
Ist eine Eigenproduktion von HBOmax, die Anfang des Jahres erschienen ist. Anscheinend wurde der Titel dann bei uns im Laufe des Jahres (warum auch immer

) in "The Life After" geändert, wie ich gerade feststellen musste.
Es geht um eine Schülerin, die einen Amoklauf an ihrer Schule überlebt und mit den Folgen dessen zu kämpfen hat.
Ein unglaublich intensiver Film, der neben all den wirklich guten Darstellern ganz besonders von Jenna Ortega getragen wird, die mich bereits in "Scream" beeindruckt hat und hier in der Hauptrolle zeigen kann, was wirklich in ihr steckt.
Teilweise schnürt sich einem beim Anschauen regelrecht die Kehle zu und das bitterböse Ende schließt den perfiden Teufelskreis, aus dem die amerikanische Gesellschaft nicht auszubrechen vermag.
Der wohl größte Geheimtipp des ganzen Jahres!
6. Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten
Eine weitere Streaming-Eigenproduktion, dieses Mal von Netflix.
Zu Beginn konnte ich das neue Werk von Iñárritu irgendwie nicht einordnen und richtete mich darauf ein, die kommenden 160 Minuten einen ganz okayen Film zu sehen, der aber in keiner Weise an alte Werke heranreichen würde.
Aber je länger der Film andauerte, desto mehr verlor ich mich in diesem und begann zugleich ihn besser zu verstehen.
Visuell und inszenatorisch sowieso über jeden Zweifel erhaben, präsentiert uns Iñárritu eine Fülle von überbordernden Szenen in denen oft so viel Wahrheit steckt, obwohl im Titel lediglich "eine Handvoll Wahrheiten" angekündigt wurden.
Der Film folgt ganz klar der Traumlogik und hat mich teilweise an Tarkowskis "Der Spiegel" erinnert.
Manchmal möchte ich Netflix schon komplett abschreiben und dann hauen sie am Jahresende auf einmal doch noch so ein Kaliber raus.
Großartig!
7. Glass Onion: A Knives Out Mystery
So und hier ist der dritte Streaming-Film in Folge. Ist aber auch der letzte in der Top 10, versprochen
Direkt nach dem ersten Teil wurde ja bereits angekündigt, dass es mit Privatdetektiv Benoit Blanc weitergehen wird. Und nun war es soweit.
Auch hier wurde wieder ein klassischer Who-Dunnit mit einer großen Hollywoodriege erzählt, der einfach Spaß macht.
Daniel Craig geht in der Hauptrolle fast noch mehr auf, als im ersten Teil und die Geschichte ist ebenso mit Witz und Hintersinn inszeniert, wie im Vorgänger, auch wenn der insgesamt noch etwas stärker war.
Ende 2024 soll dann auch Teil 3 kommen. Wenn die Filme weiterhin so gut unterhalten, können die auch gerne noch die Teile 4 und 5 direkt hinterher schieben
8. The Batman
Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.
Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass der neue "Batman"-Film in meiner Jahres Top 10 auftauchen würde, hätte ich ihm so lange einen Vogel gezeigt, bis ich ein Loch im Kopf gehabt hätte.
Auch wenn es Elemente gibt, die ich merkwürdig fand oder irgendwie nicht richtig gepasst haben, fand ich den Film insgesamt wirklich gut.
Gerade auch deshalb, weil es mal eine Rückbesinnung war auf die Zeit vor dem MCU und dem DCEU, wo es noch nicht in jedem Film um die Rettung der Welt oder des Universums gehen musste.
Das war auf angenehme Art sehr altmodisch und zugleich eine Erneuerung, weil wir Batman noch nie in einer so "ruhigen" Geschichte gesehen haben, wo er tatsächlich mal hauptsächlich Detektiv spielt.
Es ist ganz klar nicht der beste "Batman"-Film. Aber wenn ich eine Rangliste machen würde, käme dieser vermutlich gleich nach der "Dark Knight"-Trilogie von Nolan.
Verblüffend!
9. The Menu
Dieses Jahr gab es ja einige Filme, die die gehobene Gesellschaft demontiert haben.
Und dies war deutlich einer der unterhaltsamsten.
Ein wirklich gutes Ensemble, angeführt von den immer großartigen Ralph Fiennes und Anya Taylor-Joy, führt uns in dieser Mischung aus Thriller und Satire die Oberflächlichkeit und Dekadenz der Oberschicht vor Augen und zeigt zugleich auf unnachahmliche Weise, dass die einfachsten Dinge im Leben oft die schönsten sind.
Eine interessante und originelle Grundidee, die wirklich gut umgesetzt wurde und bei der man bis zum Ende mitfiebert, wie es denn nun ausgehen mag.
Klasse!
10. Das Leben ein Tanz
Der Abschluss meiner Jahres Top 10 ist ein sehr schöner, eigentlich kleiner Film von Cédric Klapisch, der vor 20 Jahren mit "L'auberge espagnole" seinen vermutlich bekanntesten Film ablieferte.
Es geht um eine Balletttänzerin, die nach einem Sturz mit dem Ballett aufhören muss und trotzdem einen Weg findet, weitertanzen zu können.
Ein wundervoller, lebensbejahender Film, der auf originelle und auch humorvolle Weise zeigt, dass durch bestimmte Schicksalsschläge andere Lebenswege eingeschlagen werden müssen, durch die man am Ende aber unter Umständen glücklicher werden kann, als man gedacht hätte und man es mit dem vorgeplanten Weg gewesen wäre.
Der Film lebt vor allem von den vielen, kleinen Momenten und den tollen Charakteren, die von den Darstellern wunderbar verkörpert werden.
Und auch, wenn ich den Begriff eigentlich nicht leiden kann, ist die Bezeichnung "Feel-Good-Movie" hier mal wirklich angebracht.
Ebenfalls gut waren:
Parallele Mütter
Triangle of Sadness
Petite Maman
Die Gangster Gang
Nightmare Alley
Größte Überraschung des Jahres:
Eigentlich ist das ja schon "The Batman", aber außerhalb meiner Top 10 möchte ich unbedingt noch "Chip und Chap: Die Ritter des Rechts" nennen.
Da ich als Kind großer Fan der Serie war, wenn sie Samstag Nachmittag im "Disney Club" lief, wollte ich mir mal ansehen, was die jetzt auf einmal für einen Film daraus gemacht haben.
Und wow, mit so einer tollen und originellen Meta-Geschichte hätte ich niemals gerechnet. Es gibt genügend Referenzen an die alte Serie, aber auch genug Insider-Witze über das Showbusiness und zig "Gastauftritte" anderer, berühmter Zeichentrickfiguren - alles eingebettet in eine Kriminalgeschichte in einer Mischwelt aus Realität und Animation - dass man die ganze Zeit über gespannt am Ball bleibt.
Ein tolles Ding, dass nur ganz knapp meine Top 10-Liste verpasst hat.
Größte Enttäuschung des Jahres:
In der Tat hätte ich wohl "Nope" genannt, da ich nach Peeles ersten zwei Werken "Get Out" und "Wir" bei diesem doch sehr ernüchtert war, aber insgesamt hat mich dann doch Pixar(!) dieses Jahr am meisten enttäuscht.
Deren zwei Filme "Rot" und "Lightyear" sind nicht per se schlecht, gehören aber ganz klar zu den deutlich schwächsten Werken, die diese geniale Schmiede je hervorgebracht hat.
Da kommen schon mal zwei Filme von denen in einem Jahr und dann sind beide(!) für deren Verhältnisse deutlich bescheiden? Was war denn da los???
Zum Glück sieht deren nächster Film wieder richtig großartig aus. Also, dieses Jahr ganz schnell vergessen und auf zu neuen, besseren Filmen
Größter Schrott des Jahres:
Diese Auszeichnung gehört dieses Jahr ganz klar "Lamb".
Was zur Hölle war denn das?
Der "Versuch" eines Horrorfilms, der so dämlich wie bedeutungsschwanger wie langweilig daherkommt und wo das logische Verhalten der Charaktere (das in Horrorfilmen ja sowieso oft kritisch ist) gegen Null tendiert.
Zu Beginn hatten meine beste Freundin und ich gar überlegt, den im Kino zu schauen. Haben wir dann aber zum Glück nicht gemacht und ihn dann beide unabhängig voneinander einige Monate später im Stream gesehen.
Und wir waren beide gleichermaßen "begeistert".
Was für ein beschissenes Ärgernis und komplett verschenkte Lebenszeit.
Größtes "Guilty Pleasure" des Jahres:
Tja, und auch das muss ich in diesem Jahr ganz außerplanmäßig noch erwähnen.
Denn "Moonfall" war zwar ein völlig behämmerter Quatsch, aber so kreuzunterhaltsam, dass die etwas über zwei Stunden wie im Flug vergangen sind.
Dafür mag ich Emmerich bis heute irgendwie. Er erzählt immer so einen herrlich haarsträubenden Unsinn in seinen Filmen, die auch fast immer nach einem ähnlichen Schema ablaufen, in denen die Hauptfiguren aber irgendwie auf angenehme Weise "normal" rüberkommen und nicht wie diese testosterongeschwängerten Flachwichser in den meisten Michael-Bay-Filmen, wodurch ich Emmerichs Quatschfilme auf jeden Fall deutlich lieber gucke.
Und hier hat er ein wahres"Trash in der A-Klasse"-Meisterstück abgeliefert.
Hirn ausschalten und Spaß haben!
So, das war's dann wohl mit 2022.
Auch hier habe ich wieder erstaunlich wenige Filme im Kino gesehen. Insgesamt waren es nur 14 Stück.
Allerdings habe ich einige auch im Streaming geschaut, da ja viele Kinofilme heutzutage bereits nach zwei Monaten oder so verfügbar sind und einige Streifen natürlich auch Streaming Originals waren.
Mit denen dazugerechnet waren es dann doch insgesamt 31 Neuerscheinungen für mich in diesem Jahr.
Und ich habe bei weitem nicht alles gesehen, was ich sehen wollte.
Von Damiens Liste habe ich zum Beispiel "Barbarian" und "Im Westen nichts neues" noch nicht gesehen.
Auch "Smile" und "The Northman" wollte ich irgendwann noch sehen, auch wenn da die Begeisterung wohl nicht so groß war.
Selbst "Elvis" und sogar "Top Gun: Maverick" werde ich mir wahrscheinlich irgendwann mal ansehen (wobei ich da auch erstmal den ersten "Top Gun" gucken müsste, wie Ihr wisst

).
Naja, mal sehen... .
Aber vor allem dürfen wir wohl gespannt sein, was uns das Jahr 2023 so bringen wird.
Ich jedenfalls bin es ganz deutlich
