Denn dies ist in der Tat der erste Teil der "Scream"-Reihe, bei dem es eine Post-Credit-Scene gibt.
Das einfach nur schon mal als Info vorneweg.
Allerdings ist dies nicht die einzige Neuheit, die hier in das Franchise Einzug erhält.
Alleine die Anfangsszene hält so dermaßen geile Überraschungen (Mehrzahl!) bereit, dass man regelrecht verdutzt ist und erstmal kurz innehalten muss, bei dem was da gerade passiert ist.
Echt irre!
Und zugleich gibt die Szene auch den Ton für den restlichen Film vor.
Erstens, es kann alles passieren und niemand ist wirklich sicher!
Zweitens, es geht härter, blutiger und brutaler als jemals zuvor zur Sache.
Zwar waren die "Scream"-Filme nie wirklich zimperlich, wenn es um das kreative Töten ging, aber hier geht es wirklich rund und es werden keine Gefangenen gemacht.
Der Film hat auch den höchsten Body Count von allen Teilen bisher.
Aber das ist nicht der Grund, zumindest nicht der Hauptgrund, warum der Film - wieder mal - so gut ist.
Der Hauptgrund liegt für mich hier wirklich in den Charakteren.
Diese sind einem bereits jetzt so sehr ans Herz gewachsen, dass man einfach jedes Mal so sehr mitgeht.
Und das nicht nur wenn sie gejagt werden, sondern auch wenn sie auf andere Art leiden müssen.
Und genau an dieser Stelle leite ich zu dem Punkt über, an dem ich erneut betone, wie sehr ich die komplette Reihe für ihre zeitaktuellen Bezüge liebe.
Bisher wurde ja immer ein spezielles Thema sehr elegant, dabei oft sogar prophetisch einige Jahre bevor dies erst richtig populär wurde, in jeden einzelnen Film eingearbeitet.
Nachdem im letzten Teil ja das Toxic Fandom an der Reihe war, war ich gespannt, was es dieses Mal werden würde oder ob nun das erste Mal so ein Thema fehlen würde.
Aber ich konnte mich zum Glück auf mein Lieblings-Horrorfranchise verlassen.
Dieses Mal war es das Victim Shaming, welches im Film deutlich präsent war.
Damit verbunden sogar auch ein Bezug auf die derzeit kursierenden Verschwörungstheorien, aber ich möchte nicht zuviel verraten.
Nochmal zurück zu den Charakteren.
Es ist so großartig zu sehen, wie sie tatsächlich den kompletten Film alleine tragen können.
Im Vorfeld wurde ja bereits verkündet, dass Neve Campbell, zumindest für den derzeitigen Teil, nicht zurückkommen und es daher leider kein erneutes Wiedersehen mit Sidney geben würde.
Aber, ganz ehrlich, ich finde das hat dem Film und vor allem den ganzen neuen Legacy-Charakteren verdammt gut getan und man vermisst Sidney eigentlich so gut wie gar nicht.
Vor allem hätte ja auch ein sinnvoller Grund gefunden werden müssen, dass sie nach New York kommt. So war das gar nicht nötig.
Aber gerade Sam als neue Hauptfigur glänzt hier regelrecht und gibt eine zu 100% würdige Nachfolgerin.
Besonders schön finde ich, dass sich das alles unglaublich organisch angefühlt hat und überhaupt kein bisschen erzwungen nach dem Motto: "Wir brauchen jetzt unbedingt ein neues Gesicht für das Franchise, hier habt ihr jemanden.", sondern es fühlt sich wie eine natürliche Entwicklung an und Sam ist eine perfekte Mischung aus knallharter Kämpfernatur, bei der man genau weiß, dass der Killer sich mit der Falschen angelegt hat und zerbrechlicher, von ihren Dämonen geplagter Seele, die man zwischendrin einfach nur in den Arm nehmen möchte, um ihr Trotz zu spenden und zu sagen, dass alles gut wird.
Und man spürt förmlich wie Melissa Barrera in diese Rolle reingewachsen ist und nun bereits vollkommen selbstsicher mit dieser umgeht.
Aber auch die anderen tragen ihre Figuren bereits jetzt wie eine zweite Haut und lassen einem die Charaktere dadurch so nah kommen, wie in kaum einem anderen Horrorfilm.
Auch der Film ist inszenatorisch wirklich gelungen und es gibt einige richtig gute Spannungsmomente und, wie bereits gesagt, blutige Tode.
Allerdings hoffe ich, dass sie da nicht noch mehr aufdrehen, wenn es mit dem Franchise noch weitergehen sollte (wovon ich aber mal stark ausgehe).
Denn noch mehr Blut muss für meine Begriffe jetzt nicht sein.
Hier war es jetzt ganz gut, weil es so ein rohes "Es-kann-alles-passieren"-Gefühl vermittelt hat, aber "Scream" war eigentlich nie für übermäßigen Splatter bekannt, sondern für kreative Kills, Spannungsmomente und Metaebenen.
Und das soll bitte auch so bleiben.
Ach ja, es gibt natürlich auch einige Referenzen an die vergangenen Teile. Sogar das Dewey/Gale-Theme wird an einer sehr gelungenen und passenden Stelle noch einmal gespielt.
Auch das Interagieren von einigen Charakteren, die sich hier das erste Mal treffen, ist super.
Das Gespräch zwischen Mindy und Kirby, das bereits im letzten Trailer angedeutet wurde, war total klasse und hätte sehr gerne noch länger sein dürfen.
Ihr merkt, dass ich immer wieder auf die Charaktere zurückkommen muss.
Diese sind aber auch einfach das Herzstück des Films und gerade "Die furchtlosen Vier" wirken wie eine Familie, was einem immer wieder ein Lächeln auf's Gesicht zaubert.
Es gibt auch einige richtig gute, falsche Fährten, denen man voll auf den Leim geht.
Allerdings muss ich sagen, dass
Spoiler
Gar nicht mal das Motiv der Rache, was ein recht logisches Motiv ist.
Sondern, dass es dieses Mal eigentlich gar nichts richtig zum Mitraten gibt, da eigentlich fast alle Verdächtigen relativ schnell das Zeitliche segnen und ich zwischenzeitlich sogar schon gedacht hatte, dass es einfach irgendein Vollidiot wäre, den man bisher noch gar nicht gesehen hat. Ich hatte sogar kurz über "Daterape" Frankie von der Party vom Anfang nachgedacht, weil einfach keine Verdächtigen mehr übrig waren und die übriggebliebenen es eigentlich nicht sein konnten (was dann ein Trugschluss war).
Aber so hat das Mitraten doch etwas gefehlt, was in den anderen Filmen eigentlich immer mit dazu gehörte.
Der zweite Punkt war, dass Dermot Mulroney, nachdem er als Kopf der Killerbande enttarnt wurde, dann ein recht überzeichnetes Schauspiel hinlegt, was ich zu übertrieben fand.
Ging mir bisher bei den anderen Killern nicht so.
Klar wirkten die immer irre, was sie ja auch sollten, aber bei ihm wirkte mir das zu sehr gespielt.
Aber der fünfte hatte, meiner Ansicht nach, ein stärkeres Finale, auch wenn der im Mittelteil etwas langatmig war, was hier nicht der Fall gewesen ist.
Tja, wirklich schwierig!
Was ich aber ganz klar sagen kann ist, dass dies definitiv nicht der schwächste Teil der Reihe geworden ist und man ihn sich bedenkenlos ansehen kann, wenn man die bisherigen Teile - und den letzten Teil im besonderen - gemocht hat und Bock auf einen richtig guten und gelungenen Slasher-Film hat, bei dem - ich muss es einfach noch ein letztes Mal sagen - die Charaktere wirklich hervorstechen und einfach großartig sind
