USA, 2021
Regie: Potsy Ponciroli
Darsteller: Tim Blake Nelson, Scott Haze, Stephen Dorff, Gavin Lewis, Trace Adkins, Richard Speight Jr., Max Arciniega, Brad Carter
"Der amerikanische Westen um 1900. Henry McCarty hat seine Frau bereits vor zehn Jahren zu Grabe getragen und lebt mit seinem 15-jährigen Sohn Wyatt auf einer einsamen Farm in Oklahoma. Der Alltag ist anstrengend, doch in der abgelegenen Gegend haben sie ihre Ruhe.
Eines Tages taucht ein Pferd mit blutverschmiertem Sattel, aber ohne Reiter bei ihnen auf. Henry macht sich auf den Weg, um den Besitzer ausfindig zu machen und entdeckt einen schwer verletzten Mann, der eine große Menge Geld in einer Ledertasche bei sich hat. Erst will er wieder wegreiten, dann aber packt er den Bewusstlosen auf sein Pferd und bringt ihn zu seinem Gehöft. Das Geld und die Pistole des Verwundeten versteckt er in seinem Schrank.
Curry, so der Name des Mannes, behauptet, er sei ein Sheriff, der von Banditen überfallen wurde. Als drei Männer mit Sheriffstern bei ihm auftauchen und sich nach einem verletzten Mann erkundigen, leugnet Henry, diesen gesehen zu haben. Es kommt zu wachsenden Spannungen, und schließlich kann Henry dem Konflikt nicht mehr aus dem Weg gehen." (www.wikipedia.de)
Dieser Film ist etwas besonderes - und das in mehrerer Hinsicht.
Erstens ist es ein Western aus der heutigen Zeit. Und das Genre ist ja eigentlich mehr oder weniger tot.
Gut, so tot nun auch wieder nicht. Aber wir wissen alle dass das, was der Western in den 50ern und 60ern war, heute entweder Superheldenfilme oder Biopics sind - je nachdem ob gerade Sommer/Blockbustersaison oder Winter/Oscarsaison ist.
Zweitens gibt es hier mal nicht eine Laufzeit von mindestens zwei bis zweieinhalb oder gar drei Stunden, sondern die Geschichte wird knackig in unter 100 Minuten erzählt.
In der heutigen Zeit definitiv etwas besonderes, wobei man sich fast in die späten 80er oder frühen 90er versetzt fühlt.
Drittens ist der Film ein echter Slowburner. Und das sogar in doppelter Hinsicht.
Denn obwohl er zwar auf den Filmfestspielen in Venedig lief, hatte er danach keinen allzu großen Kinoerfolg und erschien in vielen Ländern auch nur auf DVD oder im Stream.
Die Runde macht er erst jetzt so langsam nach und nach.
Außerdem ist er auch von der Handlung her ein Slowburner, denn die erste halbe Stunde passiert fast gar nichts, sodass ich schon dachte, dass man das Ding vergessen könnte.
Aber wie sich dann ganz langsam aber sicher die Situation immer mehr und mehr zuspitzt, bis sie sich am Ende in einem eruptiven Showdown entlädt, ist wirklich Spannungsaufbau aus dem Lehrbuch.
Und zusätzlich gibt es am Ende auch noch eine ziemlich geile, überraschende Wendung mit der man so gar nicht unbedingt rechnet und die ich hier auch keinesfalls spoilern will.
Es ist fast schon zuviel gesagt, dass es überhaupt eine Überraschung ist, weswegen ich jetzt auch nichts weiter dazu verlauten lasse.
Viertens ist es auch einfach immer wieder erstaunlich, wie absolut gut ein Stephen Dorff sein kann, wenn man ihm nur mal die passende Rolle gibt.
Hier läuft er zu absoluter Hochform auf und besteht neben einem ebenfalls wunderbaren Tim Blake Nelson in der Titelrolle.
Überhaupt ist der ganze Film klasse besetzt und, besonders in den Shootouts, grandios inszeniert.
Die Handlung selbst ist eigentlich sehr klein gehalten und eher kammerspielartig. Es sind diese vielen kleinen Zwischenmomente, die den Reiz letztendlich ausmachen.
Hierbei handelt es sich um einen dieser Filme, die von Minute zu Minute besser werden und während man am Anfang noch mit einem "Naja, ob das jetzt wirklich sooooo doll wird" startet, sitzt man am Ende gebannt bis zur letzten Sekunde vor dem Bildschirm und kann sich gar nicht mehr vorstellen auch nur ansatzsweise gedacht zu haben, der Film würde es nicht bringen.
Tja, selten so falsch gelegen wie in diesem Fall.
Wenn Ihr also Bock auf einen kurzen und eigentlich einfach gestrickten Neo-Western habt, der einen aber mit seinen Facetten von Minute zu Minute mehr und mehr überrascht... dann ab mit Euch
(Insider)