Detlef wünscht "Fröhliche Weihnachten"

oder: der Film, den ich am häufigsten in meinem Leben gesehen habe

Hier kann man eigene Filmkritiken vorstellen, bzw. die Kritiken anderer User kritisieren.

Moderator: Damien3

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Detlef wünscht "Fröhliche Weihnachten"

Beitrag von Detlef P. »

Es ist jetzt genau 40 Jahre her, dass der Film, den ich in meinem Leben wohl am häufigsten gesehen habe, die große Kinoleinwand erblickte.
Und es ist genau 30 Jahre her, dass ich ihn das allererste Mal sah.
Weder hätte ich damals geahnt, dass dies einer meiner Lieblingsfilme werden, noch dass er zu einer jährlichen Tradition werden, noch dass er sich in den USA zu einem unfassbaren Kultphänomen entwickeln, hier jedoch quasi ein unbekanntes Dasein im Schatten all der anderen Weihnachtsklassiker fristen würde.
Diese Geschichte möchte ich heute zu den genannten Jubiläen endlich einmal ausführlich erzählen.

Es ist Dezember 1993 und ich bin acht Jahre alt.
Vielleicht erinnert Ihr Euch noch, dass ich mir erst Anfang des Jahres zusammen mit meinem Bruder einen Videorekorder gekauft hatte.
Das war also das Weihnachten, an dem dieser das erste Mal zur Verfügung stand. Das wird aber erst später noch wichtig werden.

Am 2. oder 3. Advent, da bin ich leider nicht mehr ganz sicher, läuft am Nachmittag auf dem ebenfalls erst zu Beginn des Jahres neu gegründeten Sender Vox ein Film, der in der TV Spielfilm als sehr lustiger Weihnachtsfilm angekündigt wird.
Der Titel lautet ganz einfach "Fröhliche Weihnachten" und laut Beschreibung geht es um einen Jungen, der etwa in meinem Alter ist und sich zu Weihnachten ein Luftgewehr wünscht.
Das klingt so, als könnte der Film ganz witzig sein, weswegen ich beschließe, mir den Film anzusehen, wenn er dann läuft.

Ich weiß auch noch genau, dass ich mir im Vorfeld bestimmte Vorstellungen machte, wie der Film denn sein könnte.
Und eigentlich rechne ich gar nicht wirklich mit so einem Komödienkracher wie angekündigt, sondern mit einer eher etwas rührseligen Weihnachtsgeschichte über einen Jungen, der eine alleinerziehende Mutter hat und sich mit einem alten Mann anfreundet, der ihn die wahre Bedeutung von Weihnachten erkennen lässt, oder so ähnlich.
Das mag merkwürdig detailliert klingen, was aber daran lag, dass damals noch in den Fernsehzeitschriften unter der jeweiligen Filmankündigung "Die Rollen und ihre Darsteller" (so war der genaue Wortlaut) angekündigt wurden.
Und da stand neben dem Hauptcharakter Ralphie und Ralphies Mutter auch eine Figur, die einfach als "Der alte Mann" benannt war.
Da Ralphies Vater nicht dabei stand, ging ich davon aus, dass er keinen mehr hatte oder er keine Rolle spielte. Und ein alter Mann ohne konkreten Namen klingt ja auch eher danach, als wäre der Charakter namentlich nicht bekannt, was den Grund haben könnte, dass Ralphie ihn im Film erst sehr spät in der Geschichte kennenlernt und der alte Mann ihm seinen Namen nicht verrät.
Und das alles lässt mich assoziieren, dass die Geschichte wohl eher rührselig, jedoch mit etwas Humor beigemischt, werden wird.
Sehen will ich ihn dennoch, da er ja als lustig angekündigt ist und auch das einzige Foto des Films in der Zeitschrift, auf dem Ralphie mit seinem Freunden abgebildet ist, tatsächlich doch gar nicht so rührselig oder kitschig aussieht.

Dann ist es so weit und ich sehe den Film das allererste Mal.
Und ich kann nur sagen, dass er überhaupt nicht so ist, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.
Von Rührseligkeit keine Spur!
Ralphie wohnt mit seiner abgedrehten und schrägen Familie - also Mutter, Vater und kleiner Bruder - in den 40er Jahren in einer Kleinstadt und erlebt die wildesten Geschichten, hat verrückte Tagträume und den einen Wunsch: Ein "Red Ryder Modell-Luftgewehr mit einem Kompass im Schaft und diesem Ding, was die Zeit anzeigt" :lach:
Ich erinnere mich noch ganz genau welcher Satz im Film mich das erste Mal zum lachen brachte. Der Erzähler - ein erwachsener Ralphie - stellt dem Publikum sein jüngeres Ich mit den Worten: "Und der da bin ich. Der mit dem Pfannkuchengesicht und dieser blöden Pudelmütze" vor.
In diesem Moment ist mir schon klar, dass ich mit meiner Prognose wohl ziemlich daneben gelegen habe.
Der ganze Film ist wirklich witzig und ich finde ihn richtig klasse. Es taucht kein alter Mann auf und es gibt absolut keine rührselige oder gar moralisierende Geschichte über die wahre Bedeutung von Weihnachten oder was weiß ich.
Tatsächlich habe ich mich jahrelang gefragt, warum da ein alter Mann angekündigt war, der dann aber gar nicht aufgetaucht ist.
Als ich es erfuhr, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ralphie bezeichnet seinen Vater oft als "Mein alter Herr" (im Original "The Old Man", was sogar so im Abspann steht) und dieser war damit gemeint. Und in der TV-Zeitschrift wurde es wortwörtlich aus dem englischen mit "Der alte Mann" übersetzt :mrgreen:

So, zu diesem Zeitpunkt habe ich den Film das erste Mal gesehen, habe ihn aber gar nicht aufgezeichnet.
Wie freue ich mich da, als ich lese, dass er für den 24. Dezember ein weiteres Mal auf Vox angekündigt in der Zeitung steht.
Dazu muss man wissen, dass Vox damals noch nicht viele Filme im Repertoire hatte und deshalb manche Filme innerhalb von ein paar Wochen drei- oder viermal zeigte.
Bei "Fröhliche Weihnachten" war das etwas schwierig, da man den Film nicht wirklich außerhalb der Adventszeit zeigen kann. Aber auch hier war zumindest ein zweites Mal drin, was mich selbstverständlich freute.

Es ist der Nachmittag des 24. Dezember und endlich läuft er ein weiteres Mal, sodass ich ihn aufnehmen kann.
Mein Bruder und ich sind im Wohnzimmer und er hat im Videoplayer das Weihnachtskonzert der Toten Hosen, bzw. der Roten Rosen laufen, was er sich aufgezeichnet hatte.
Es ist nicht mehr lang, bis "Fröhliche Weihnachten" anfängt. Leider haben wir im Wohnzimmer nur die Uhr am Videoplayer, die aber gerade im Display nicht angezeigt wird, da ja ein Video läuft und somit die Laufzeit abgebildet ist.
Es gibt aber am Player selbst einen Knopf, mit dem man das Display umschalten kann. Ich tue es, um zu sehen, wie spät es ist, damit ich den Anfang nicht verpasse.
Bis heute bin ich mir nicht sicher, was genau passiert ist, aber ich muss den falschen Knopf gedrückt haben und der Videorekorder springt automatisch an und fängt an, irgendwas aus dem Fernsehen aufzuzeichnen und das Band meines Bruders zu überspielen. Und das ohne, dass ich auf Aufnahme gedrückt hätte, das weiß ich ganz genau und schwöre es jetzt hier hoch und heilig.
Als mein Bruder das mitbekommt, rastet er total aus und versucht, die Aufnahme abzustellen, aber es funktioniert nicht, wenn er auf "Stop" drückt.
Er zieht den Stecker raus und steckt ihn wieder rein. Und Ihr werdet es nicht glauben, aber die verdammte Kiste nimmt weiter auf. Wirklich wahr! Und das, obwohl er den verfluchten Stecker gezogen und im Grunde den Rekorder "rebootet" (so würde man es wohl heute nennen) hat.
Er rüttelt am Rekorder rum, guck mich an und schreit: "Boah, ich könnte kotzen! Weißt Du das?!".
Während er noch versucht, das Problem zu lösen, sagt er in einem leicht triumphierenden Ton: "Naja, die richtige Strafe ist jetzt natürlich die, dass Du nicht aufnehmen kannst", worüber ich selbstverständlich enttäuscht und traurig bin.
Zum Glück schafft er es, das Problem irgendwie zu lösen, aber als ich dann meine Kassette reinstecke und auf Aufnahme drücke, läuft der Film bereits seit fünf Minuten.
So ein Mist! Und das nur, weil ich auf den falschen Knopf gedrückt habe oder was auch immer da los war.
Aber mal ganz ehrlich, was ist denn das für eine verschissene Funktion und wieso wird so ein Mist in einem Videorekorder eingebaut? Eine Art Spontanaufnahme, die man nicht mehr abstellen kann. Wer denkt sich denn so einen Scheißdreck aus? :knifehead:

Ich habe den Film, aber leider nicht komplett.
Und bis er das nächste Mal im Fernsehen läuft, vergehen zwei oder drei Jahre.
Dann läuft er nämlich im MDR. Da wir aber leider in OWL wohnen und noch kein Kabelfernsehen haben, empfangen wir zwar den WDR, aber sonst keines der dritten Programme.
Mein Bruder ist mittlerweile ausgezogen und wohnt in einer Wohnung mit Kabelanschluss.
Daher bitte ich ihn, den Film für mich aufzuzeichnen.
Ihr wisst ja vielleicht noch, dass ich früher öfter verschiedenste Leute deswegen angehauen habe, bis wir dann auch endlich Kabel hatten.
Er zeichnet den Film für mich auf, aber entweder stellt er selbst den Rekorder zu spät an oder er programmiert ihn und der Film startet etwas früher als angekündigt, aber auch hier fehlt wieder ein Stück vom Anfang. Dieses Mal immerhin nur etwa drei Minuten.
Trotzdem ein Mist! Auch beim zweiten Mal hat es nicht funktioniert.

Im Jahr darauf kommt er dann nochmal. Jetzt im WDR!
Super! Endlich kann ich selbst den Film aufnehmen und niemand wird mich davon abbringen.
Und es funktioniert auch und ich schaffe es, beim dritten Anlauf endlich "Fröhliche Weihnachten" auf eine VHS zu bannen und zwar von der ersten bis zur letzten Minute.
Ich habe es geschafft! :bang:

In den kommenden Jahren passiert dann etwas ganz irres.
Während ich mir den Film häufiger ansehe (schrägerweise zu allen möglichen Jahreszeiten und nicht unbedingt nur zu Weihnachten) läuft er für einige Jahre zu Weihnachten auf nahezu allen dritten Programmen einmal, was fast ein bisschen an "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" oder "Dinner for One" erinnert, bei denen das ja ebenfalls so ist.
Es freut mich, dass er auch diese Aufmerksamkeit bekommt, da er es, meiner Ansicht nach, auch wirklich verdient hat.
Dann läuft er aber auf immer weniger Sendern, bis er - zumindest nach meinem Kenntnisstand - im Jahr 2003 das allerletzte Mal im deutschen Free-TV zu sehen ist.
Und danach niemals wieder!
Warum das so war, kann ich leider nicht beantworten.
Vielleicht ist die Lizenz erloschen und wurde nicht verlängert, weil er keine zufriedenstellenden Quoten hatte. Ich habe keine Ahnung.
Es gibt ihn auch weder auf Video noch auf DVD zu kaufen, obwohl bereits 2003 in den USA zum 20. Jubiläum eine Special Edition mit zig Hintergrundinfos und Extras auf DVD erscheint.
Das bedeutet also, würde ich meine selbst aufgezeichnete VHS von dem Film verlieren, um die ich so gekämpft habe und die erst beim dritten Anlauf vollständig war, könnte ich den Film nie wieder sehen.
Zumindest nicht in der deutschen Sprachfassung, die mir so ans Herz gewachsen ist.
In den darauffolgenden Jahren hüte ich besonders diese Videokassette wie meinen Augapfel.
Trotzdem schaue ich den Film jedes Jahr zu Weihnachten und muss mich im Nachhinein sowohl wundern, als auch freuen, dass die VHS nie kaputtgegangen ist. In der Tat habe ich sie sogar heute noch und vermutlich wird sie auch niemals wegkommen, weil einfach zu viele Erinnerungen daran hängen.

Oft schaue ich den Film mit meiner Mutter zu Weihnachten und ein paar Mal auch mit Freunden.
Aber er ist jedes Jahr Pflichtprogramm.
Als ich 2015 beginne, als Klassenerzieher an einer Grundschule zu arbeiten, zeige ich meiner Klasse den Film und erkläre ihr auch, was für einen Stellenwert der Film in den USA hat und dass er hierzulande nahezu unbekannt ist.

Und es ist wirklich wahr, was ich jetzt erzähle.
Ich wusste lange Zeit überhaupt nicht, was für ein unfassbares Kultphänomen "Fröhliche Weihnachten" in Amerika ist.
Heute kenne ich natürlich sämtliche Background-Infos, wie dass kein anderer als Jack Nicholson beinahe die Rolle von Ralphies Vater ergattert hätte oder dass Regisseur Bob Clark die Geschichten des Buchautors Jean Shepherd das erste Mal mit einem Date im Autoradio hörte und er nach der Ankunft faszinierend sitzen blieb, um den Geschichten weiter zuzuhören, während sein Date von seinem Verhalten langsam genervt war :lol:
Genau wie ich weiß, an welchen Stellen im Film Bob Clark und Jean Shepherd ihre Cameos absolvieren und auch, dass Shepherd im Original den Erzähler gibt (während diesen Part in der deutschen Fassung der grandiose Harald Juhnke übernommen hat).
Und ich weiß auch schon lange, dass es seit 1997 den sogenannten 24-Stunden Marathon gibt, wo genau das drin ist, was die Verpackung verspricht.
Es wird wirklich 24 Stunden am Stück immer wieder "Fröhliche Weihnachten" gezeigt, damit jeder die Möglichkeit hat, sich diesen übergroßen Klassiker und absoluten Kulthit ansehen zu können.
Und selbst heute im digitalen Zeitalter, wo DVDs schon lange out sind und jeder Film irgendwo gestreamt werden kann, bleibt diese Tradition erhalten, was ich einfach großartig finde.
Das alles hat mein damals achtjähriges Ich natürlich nicht mal ahnen können, als es diesen Film das erste Mal sah und quasi schockverliebt war.
Ich fand es lange Zeit immer sehr schade, dass ich einer der wenigen war, die diesen Film kannten und er ihnen so wichtig war und so viel bedeutete.
Bis ich erfuhr, dass es jenseits des atlantischen Ozeans ganz anders aussieht und er ohne Ende zelebriert wird.
Und ich finde es sehr schön, dass ich im Grunde die Erfahrung eines amerikanischen Kindes gemacht habe, denn auch ich habe ja diesen Film das erste Mal mit acht Jahren gesehen und habe so viele intensive Kindheitserinnerungen daran, wie ihr hier lesen konntet.
Es wäre einfach was völlig anderes gewesen, wenn ich ihn erst jetzt entdeckt hätte, da der Effekt auf mich keinesfalls hätte derselbe sein können.
Und ich kann Euch gar nicht in Worten beschreiben, wie froh ich bin, dass dieser Film Teil meiner Kindheit war.

Als ich ihn meiner ersten Klasse gezeigt habe, habe ich ihnen dann erklärt, dass den hier eigentlich niemand kennt, man aber, wenn man mal in den USA ist und die Menschen dort auf "A Christmas Story" anspricht, beinahe jeder sofort weiß, von welchem Film man spricht.
Es hat mich dann noch besonders gefreut, dass die Kinder ihn auch sehr mochten und sich hinterher sogar bei mir dafür bedankt haben.
Bevor ich ihnen den Film zeigte, erzählte ich einer Kollegin, was ich meiner Klasse zeigen wollte und auch wie alt er schon war.
Sie meinte dann, dass die Kinder sich bei so einem alten Film bestimmt langweilen würden. Tja, falsch gedacht! Das habe ich ihr dann später auch unter die Nase gerieben.
Auch meiner zweiten Klasse zeigte ich ihn später. Und auch sie mochten ihn.
Daran erkennt man halt die Qualität eines echten Kultklassikers :cool:

Das einzige, was mir all die Jahre immer gefehlt hat, ist eine DVD-Veröffentlichung wie in den USA.
Jahrelang habe ich immer wieder nachgeschaut, ob nicht endlich mal eine Special Edition veröffentlicht wurde. Aber Pustekuchen!
Immerhin konnte ich mir vor einigen Jahren schon eine digitale Kopie besorgen, sodass ich nicht immer befürchten musste, die VHS könnte kaputt gehen und ich würde den Film dadurch verlieren.
Irgendwann kamen dann auch recht lieblos gestaltete DVDs, wo aber wohl nur der Film in mittelmäßiger Qualität drauf war.
Da aber in diesem Jahr bereits das 40. Jubiläum ist, habe ich vor ein paar Tagen nochmal nachgesehen, ob sich irgendein deutsches Label endlich erbarmt hat und eine würdige Veröffentlichung auf den Markt gebracht hat.
Und was soll ich sagen... endlich!!! :huld: :huld: :huld:
Ende November wurde eine Special Edition mit allen möglichen Extras als BluRay- und DVD-Kombination in einem rausgebracht.
Ich habe schon, trotz des horrenden Preises, mit dem Gedanken gespielt, sie mir sofort zuzulegen.
Immerhin habe ich Jahrzehnte darauf gewartet.
Momentan ist sie mir aber noch etwas zu teuer und da ich den Film ja bereits in digitaler Version besitze und die ganzen Infos aus den Specials und "Hinter den Kulissen"-Berichten sowieso kennen dürfte, kann ich auch noch etwas länger warten, bis sie ein wenig günstiger zu erwerben ist.

Gefreut habe ich mich aber trotzdem sehr, dass er endlich, endlich, endlich den Release bekommt, den er schon lange verdient.
Denn der Film ist wirklich eine wahre Wundertüte.
Die Charaktere sind derart perfekt besetzt, noch perfekter geht es eigentlich nicht.
Darren McGavin, der Ralphies Vater spielt, hat mal gesagt er sei "geboren worden, um diese Rolle zu spielen".
Und da kann ich nur zustimmen. Und auch, wenn Nicholson einer der weltweit besten noch lebenden Schauspieler ist und er diesem Film nochmal extra Starpower gegeben hätte, so denke ich, dass McGavin einfach die bessere Wahl gewesen ist.
Und es kommt bestimmt nicht oft vor, dass so ein Satz im Zusammenhang mit Nicholson fällt, aber es ist einfach so.
Auch Melinda Dillon als Ralphies Mutter ist wunderbar. Diese "phlegmatische Sprunghaftigkeit" (eigentlich ein Widerspruch in sich), die sie der Rolle verleiht, ist einfach unnachahmlich.
Neben Ralphies Freunden, Bruder, Lehrerin und Schulschlägergegnern, die ebenfalls so unfassbar klasse sind, darf natürlich einer nicht fehlen: Ralphie selbst!
Der junge Peter Billingsley spielt ihn mit einer Mischung aus Naivität, Hinterlistigkeit, Neugierde, Kühnheit, Wagemut und Verträumtheit. Oder kurz gesagt, als ECHTES Kind aus Fleisch und Blut. Es ist grandios und es ist wirklich kaum zu glauben, das aus dem linkisch wirkenden, aber völlig uneitlen "Pfannkuchengesicht" tatsächlich ein ziemlich attraktiver Mann wurde, der als Produzent, Regisseur und Nebendarsteller in Hollywood recht erfolgreich ist und unter anderem sogar im MCU eine kleine Nebenrolle gespielt hat.
Die gezeigten Geschehnisse sind unglaublich rasant, dabei aber kreativ und humorvoll erzählt und ich schmeiße mich bei bestimmten Dialogen oder Sätzen wie "Die guckten mich an, als würden mir gerade ein paar Hummer aus den Ohren kriechen" ungelogen jedes einzelne Jahr immer wieder aufs neue komplett weg und fiebere diesen Momenten immer schon regelrecht entgegen.
Die Handlung selbst ist eigentlich nur der Aufhänger für ein Panoptikum an total schrägen Ideen und Vorkommnissen einerseits, aber andererseits schwingt hier auch jedes Mal deutlich mehr mit. Denn es sind die Charaktere selbst, aus denen heraus diese Geschichten entstehen. Mit ihnen mitzufühlen, sie zu verstehen und ihre dreidimensionale Gestaltung auf ihrer Reise durch diesen Film zu sehen, ist jedes Mal etwas besonders.
Und ganz intensiv fällt mir das jedes Mal wieder bei Ralphies Eltern auf, die beide durchaus unangenehme Seiten haben, zugleich aber so liebevoll, mitfühlend, verständnisvoll und herzlich sind und einfach wirken wie ganz normale Eltern, bei denen es einem als Kind vermutlich auch immer so gegangen ist.
Denn irgendwo gingen sie einem ständig auf die Nerven und waren manchmal vielleicht sogar peinlich, aber trotzdem waren sie die besten Eltern, die man sich vorstellen konnte und man hätte im Leben mit niemandem tauschen wollen.
Genau so geht es mir jedes Jahr mit Mr. und Mrs. Parker.
Und ich glaube auch, dass es daher rührt, dass sich "Fröhliche Weihnachten", trotz der Tatsache, dass er im Kino kein großer Erfolg war, mit der Zeit als so ein gigantischer Kultfilm etablieren konnte.
Weil die Charaktere und die Geschehnisse, trotz der teilweise extremen Überzeichnung, einfach absolut nachvollziehbar sind und sich jeder in irgendeiner Weise damit identifizieren kann.

Daher kann ich auch jetzt schon kaum erwarten, dieses Meisterwerk heute Abend ein weiteres Mal zu bestaunen und die ganze Zeit über entweder zu lachen, zu staunen oder zu schwelgen.
Und ich bin einfach froh, dass mich dieser Film schon beinahe mein ganzes Leben lang begleitet und so ein wichtiger Teil meiner Weihnachtstradition wurde.

Nun bleibt mir nur noch eines zu tun: Ich wünsche Euch allen "Fröhliche Weihnachten". Und ja, das ist durchaus zweideutig gemeint :xmas:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Benutzeravatar
Damien3
Administrator
Administrator
Beiträge: 3636
Registriert: Do 11. Nov 2004, 16:27
Wohnort: Schüttorf

Re: Detlef wünscht "Fröhliche Weihnachten"

Beitrag von Damien3 »

Mann…jetzt schenkst du uns die perfekte Review an Weihnachten ….
Und ich habe nie von ihm gehört oder gesehen.
Musste mal googlen was das genau ist.
Ich kann Lieder nichts dazu sagen🙈


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Re: Detlef wünscht "Fröhliche Weihnachten"

Beitrag von Detlef P. »

ich danke Dir, mein Lieber :beer:
Tatsächlich habe ich den Film vor Urzeiten schon mal vorgestellt, aber wirklich nur ganz kurz und fast schon lieblos mit zwei Sätzen.
Von daher ist es absolut nicht schlimm, wenn Du Dich daran nicht erinnerst.
Damals habe ich auch schon darauf hingewiesen, dass der leider nicht mehr im Fernsehen läuft.
Hier der Link: viewtopic.php?t=103

Es ist, meiner Meinung nach, wirklich ein Meisterwerk und zu Recht ein Klassiker in den Staaten.
Leider nur konnte er sich bei uns nie durchsetzen.

Vor ein paar Tagen lief er noch auf Sky und man kann ihn bei Prime anschauen.
Nur leider nicht in der Flatrate, sondern gegen eine Leihgebühr.
Ich kann Dir nur dringend empfehlen, diese Wissenslücke mal zu schließen :klugscheiss:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Re: Detlef wünscht "Fröhliche Weihnachten"

Beitrag von Detlef P. »

Und um nochmal zu beweisen, dass das wirklich ein ganz großes Ding in den USA ist, habe ich hier mal den "Honest Trailer" zu Film rausgesucht.
Und die behandeln ja nun bei weitem nicht jeden x-beliebigen Film, sondern nur erfolgreiche Blockbuster oder echte Klassiker.

Aber Vorsicht, leichte Spoiler:



"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Re: Detlef wünscht "Fröhliche Weihnachten"

Beitrag von Detlef P. »

Und hier noch die wunderbare popkulturelle Anspielung von Tony Stark aus "Iron Man 3" :mrgreen:



So, das sollte wohl reichen :cool:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten