Die große Kinokrise

Hier könnt ihr diskutieren, was das Zeug hält, jedoch nur über alles, was das Thema Film betrifft.

Moderator: Detlef P.

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Damien3
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Die große Kinokrise

Beitrag von Damien3 »

Zum Teufel nochmal, ich habe das erste mal in meinem Leben die Erfahrung machen müssen nicht ins Kino gehen zu WOLLEN.
Wir haben im ersten halbjahr 05 einen Rückgang von 28 % im Kinobesucherbereich.
Die Amis fallen mit 25 % der Einnahmen hinterm Vorjahr zurück.
Fast ausschließlich alle Blockbuster entäuschen an der Kasse und die Besucher!
Die Insel, Troja, Star Wars, und hunderte weitere hochgezüchtete Blockbuster die alles von ihren Versprechen verfehlen.
WAs ist bloß los ? wer soll uns retten?
Glaubt ihr nicht auch das das mit ein Grund ist das wir Hardcore Filmfans kaum noch etwas zu schreiben haben auf unserer eigenen Seite?
In den 50ern hatten findige Produzenten C-Filme ins Autokino gebracht um die jugendlichen dort hinzulocken damit sie mal ungestört fummeln konnten.
Viele dieser Trash Filme bezeichnet man heute sogar als Klassiker. Weil sie den Leuten nichts vorgekaukelt haben. Sie wurden nicht als etwas größeres dargestellt als sie waren und sind handwerklich auszustehen.
Das Fernsehen hatte Einzug in die Wohnzimmer erhalten und mußte nun fortan mit dem Kino "kämpfen".
Was passierte? Man brachte mit "Smell-o-rama" Geruchskino und mit "Cinemascope" nie gekannte Größe ins Kino. Viele große Epen dieser Zeit brachten dann wieder Massen in die Kinos wie "Ben Hur" oder "Zehn Gebote"
In den siebzigern erwachte Amerika aus dem Vietnam Trauma, die Wirtschaft war weltweit am Boden, es gab sogar Sonntagsverbote für Autos in Deutschland wegen Ölknappheit.
Doch eine Garde von jungen wilden Regisseuren wie Coppola, Spielberg oder auch Lucas und de Palma kreierten die ersten "Blockbuster" tolle Unterhaltungsfilme die wiedermal die Massen lockte.
DOCH WAS SOLL IN DER HEUTIGEN ZEIT PASSIEREN DAMIT WIR GERETTET WERDEN?
Das will ich von euch wissen...


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"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

....Hollywood mit Waffengewalt seiner Monopolstellung berauben. :mrgreen:
nene, da sehe ich selber schwarz.

Dass weniger Leute ins Kino gehen, liegt zumindest teilweise daran, dass man die Filme ebensogut im Internet bekommen kann. Es ist nicht so, dass die Kinogänger plötzlich erkennen, was ihnen da für ein Schund vorgesetzt wird (kann ich mir zumindest nicht vorstellen. Schließlich ist der TV-Konsum trotz abnehmender Qualität der Programme gestiegen. Abnehmende Qualität lockt eher neues Publikum an).
Allerdings fragt man sich dann doch, wie man einen dermaßen radikalen Rückgang erklären kann.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
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Dandelion
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Beitrag von Dandelion »

Allerdings fragt man sich dann doch, wie man einen dermaßen radikalen Rückgang erklären kann.
Weil mittlerweile vielleicht auch die große Masse der Kinogänger merkt, dass
diese superteuren und hochgezüchteten Blockbuster nichts neues mehr bringen,
dass dahinter keine Substanz mehr steckt.
Welche Beziehungsschnulze, welches ach so großes Klischeegefühl ist denn
in den letzten Jahren nicht zigfach über die Leinwand geflimmert? Welcher Witz,
welche Posse wurde nicht unzählige Male in kleineren Variationen gerissen
und damit verbraucht und abgenudelt? Wie viele Superhelden im Kugelhagel,
wie viele Riesenexplosionen haben wir alle schon gesehen?
Ein aktuelles Beispiel ist da Krieg der Welten. Alieninvasion? Spezialeffekte?
Da war doch was? Das kommt mir so bekannt vor...
ach ja! Independence Day! Das habe ich doch alles schon mal gesehen.
Mir kommen diese Hollywood-Budgedtgiganten mittlerweile nicht mehr nur
vor wie Fast-Food-Kino, sondern wie Fast-Food-Kino für Wiederkäuer.
Eine einzige, riese Packung Knetmasse, die im Kindergarten für Filmschaffende
schon vor fünfzehn Jahren nicht mehr neu war und die mittlerweile durch
die Hände so vieler Produzenten- und Drehbuchautorblagen gegangen ist,
dass die unförmigen Klumpen, die jedes von ihnen für sein persönliches,
einzigartiges Werk hält und die doch irgendwie alle gleich aussehen
(nämlich wie Knete, die in Kleinkinderhänden war), schmutzig und
gebraucht aussehen.
So gebraucht, dass das Zeug schon in den Fingern bröckelt. Und trotzdem
wollen die niedlichen Kleinen immer mehr Knetmasse für sich und immer
höhere Türmchen bauen.
Das geht dann hoffentlich nur so lange gut bis Mama Kinobesucher, die
schon seit längerem an der Tür steht und endlich nach Hause will, ein
Machtwort spricht.


Du kannst mit Träumen nicht diskutieren,
du kannst sie träumen oder verlieren.
Und dann tu' einfach so als ob,
und denk' zum Schluß sogar an Gott.
...But Alive
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Was für ein herrlicher Vergleich! Bei "Fastfood-Kino für Wiederkäuer" habe ich vor Lachen am Boden gelegen.
Allerdings würde ich nicht alles auf die Erkenntnis schieben, dass die Knetmasse brüchig geworden ist. Das mag einer der Gründe sein, und ich bin davon überzeugt, dass viele Kinogänger, wenn auch die deutliche Minderheit, diese Erkenntnis auch erlangt haben.

Allerdings gibt es diese Entwicklung mit der ständigen Reproduktion von Trash schon seit Jahren. Und lange Zeit hat sich dies nicht in den Einspielergebnissen wiedergespiegelt.

Man schaue sich nur mal "Armageddon" an (nicht den Film selber, also bitte nicht missverstehen). Ein Film, auf den die Bezeichnung "Fastfood-Kino für Wiederkäuer" wohl haargenau zutreffen würde.Der Film ist wirklich schlecht und trotzdem erzählte man sich damals, wie toll der Film sei und wie schön die Lovestory etc....Der Film war, meine ich, auch dementsprechend erfolgreich.
Warum ist das heute nicht mehr so? Warum werden Filme nicht mehr so blind hochgejubelt? Jahrelang hat es die Leute nicht interessiert, dass sie im Kino abgezockt werden. Ist das Kinopublikum von heute etwa reifer und weniger leicht zu beeinflussen?


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Dandelion, du sprichst mir aus der Seele!

Das Kino hat sich im neuen Jahrtausend etwas entwickelt.
Einerseits gibt es viel mehr gute und sinnvolle Independent-Produktionen (z.B. "Vergiss mein nicht!", "Memento", "Garden State"...).
Andererseits sind die Hollywood-Kinofilme (so scheint es mir) noch schlechter geworden als sie vorher schon waren.
So gesehen könnte ich mir gut vorstellen, dass das Kinopublikum es satt hat immer den gleichen Mist zu sehen und deshalb zum sich entwickelnden Independent-Film wechselt.


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Aber keiner hat mir bisher gesagt was man tun kann damit es besser wird.Oder wer kann das Ruder rumreißen?
Haben wir die Möglichkeit, wie damals mit ein paar jungen wilden Regisseuren eine Renaissance einzuleiten, wenn ja mit wem????
Meine Leutre dafür wären Christopher Nolan, Kurt Wimmer oder auch Peter Jackson der es meisterhaft geschafft hat Leute jeden Alters drei Jahre lang zu Weihnachten in die Kinos zu locken...


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Womit hat Kurt Wimmer denn bitte Leute ins Kino gelockt?
"Equilibrium" ist doch total gefloppt.
Wir haben viele junge Talente, z.B. Christopher Nolan, Charlie Kaufman, Richard Kelly und sogar Zach Braff würde ich dazu zählen.
Es sollte vielleicht mehr auf solche Leute gesetzt werden und etwas mehr auf Risiko gegangen werden, wie zum Beispiel die Geschichten etwas anders zu erzählen und vor allem nicht immer die gleichen Geschihten zu erzählen.
Eine originelle Idee wie die Franzosen damals bei "Pakt der Wölfe", die bräuchten die Amis.
Das Budget sprengte damals die Vorgaben und der Dreh dauerte länger als erwartet.
Die Amis hätten in diesem Fall sofort drastisvhe Einschnitte vorgenommen, die Franzosen durften den Film so fertigstellen, wie er werden sollte.
Das Resultat kennen wir, die meisten zumindest.
Die Amis gehen auf Nummer sicher indem sie ihre Storys so belassen wie sie immer waren.
Und dass die selbe Story über Jahrzehnte hinweg Erfolg hat, ist sogut wie unmöglich.


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