Klaus Kinski

Hier findet man Biografien, Filmografien zu einigen Schauspielern und kann über diese diskutieren.

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Murillo
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Klaus Kinski

Beitrag von Murillo »

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1926 im ostpreußischen Zoppot geboren, begann Klaus Kinskis Karriere 1953 in Berlin, wohin ihn Borislaw Barlog nach ersten Rollen am Theater in Tübingen und Baden-Baden holte. Doch schon bald brach Kinski mit seinem Förderer, warf ihm die Fensterscheiben der Wohnung ein und begann seine Laufbahn "als Exzentriker der Bühne und des Lebens" (FAZ). Seinen ersten triumphalen Erfolg feierte Kinski mit Jean Cocteaus Einakter "La voix humaine" - verkleidet als Frau. Für das prüde Berlin der 50er Jahre ein Skandal. Neben seiner Theaterarbeit machte er sich in dieser Zeit mit seiner "Ein-Mann-Wanderbühne" einen Namen. Mit seinen leidenschaftlichen Rezitationen der Werke Baudelaires und Nietzsches, Villons und Dostojewskis füllte er Säle.LINK ZUM FILMARCHIV AUSTRIA - Werner Herzog und Kinski im Clinch - während der Dreharbeiten zu "Cobra Verde" - ist doch wohl nicht ganz ernst gemeint oder...?

International bekannt wurde Klaus Kinskis mit seiner Arbeit beim Film. Schon seit der zweiten Hälfte der 40er Jahre immer wieder auf der Leinwand zu sehen, erlangte er vor allem durch seine Auftritte in unzähligen Edgar-Wallace-Filmen Popularität, in denen er auf die Rolle des dem Wahnsinn nahen Bösewichts abonniert war. Diese wie auch die meisten anderen seiner über 160 Filme fand Kinski selbst "zum Kotzen". Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Werner Herzog in den 70er und 80er Jahren erfüllte sich Klaus Kinski 1987 mit dem Film Kinski Paganini einen langgehegten Traum: Er schrieb das Drehbuch, spielte die Hauptrolle und führte auch Regie. Am 23. November 1991 starb Klaus Kinski in Hollywood, wohin er 1980 übersiedelt war.

Kinski als Faust, Tournee 1962Oft spürt er die Reinkarnation. Kinski hat einen sicheren Instinkt, der ihm die Kraft gibt, das zu sein, was er will. Er spielt seine Rollen aus dem Stehgreif. Drehbüchern oder Anweisungen von Regisseuren schenkt er keine Beachtung. Auf Proben pfeift er. "Hin- und Herlatschen, damit die Regisseure auch mal sehen, warum sie keine Fantasie haben, das mache ich nicht." Publizität erhält seine Arbeitsweise besonders im Zusammenhang mit Werner Herzog, mit dem er Aguirre, Nosferatu, Woyzeck, Fitzcarraldo und Cobra Verde (und weitere Bilder) machte. Obgleich Kinski einmal öffentlich zugibt, gut damit beraten zu sein, nur noch mit Herzog zu drehen, empfindet er nichts weiter als Spott und Verachtung für den selbsterklärten Autodidakten. "Herzog ist ein miserabler, gehässiger, missgünstiger, vor Geiz und Geldgier stinkender, bösartiger, sadistischer, verräterischer, erpresserischer, feiger und durch und durch verlogener Mensch." Das Drehbuch zu Aguirre tut er als 'analphabetisch primitiv' ab. Darin sieht er allerdings seine Chance; so ist es nicht weiter verwunderlich, dass er sich von mehr oder weniger talentierten...eindeutlige Ähnlichkeit mit Tochter Pola Schundregisseuren engagieren lässt, die nie ganz klar wissen, was sie eigentlich wollen, aber einen großen Namen zur Präsentation benötigen. Ihm geht es nicht um irgendeinen künstlerischen Anspruch, was immer der auch bedeuten mag. Wichtig ist, wieviel gezahlt und wo gedreht wird. Ein Angebot von Fellini, das mit einer Gage aufwartet, die eine 'Unverfrorenheit' ist, schmettert er mit den Worten "Laß Dich in den Arsch ficken" ab.

Nein, Kinski braucht keinen großen Regisseur; er inszeniert sich selbst, ist primär daran interessiert, den jeweiligen Film so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Wenn er akzeptiert wird, ist er am Set zumeist diszipliniert und sorgt für einen reibungslosen und schnellen Arbeitsgang. So auch bei Jess Francos Jack the Ripper, den er in acht Tagen 'runterkurbelt. Auch mit d'Amato, für den er u.a. La Morte Ha Sorriso All'Assassino (Die Mörderbestien) dreht, kommt es zu keinen Komplikationen. Nur bei Herzog knallt es immer wieder. Kinski in den 70ernDas mag zum Teil an den Rollen gelegen haben: Woyzeck lässt ihn erschaudern, wie bei Villon, Rimbaud, Van Gogh wird er von der frappierenden charakterlichen Ähnlichkeit zu dieser Person erschüttert. Es ist so, als würde Kinski das alles schon einmal erlebt haben. "Das Schlimmste, das ich je beim Film durchmachen musste. Ich habe bereits gesagt, dass die Geschichte von Woyzeck Selbstmord ist. Selbstzerfleischung. Jeder Drehtag, jede Szene, jede Einstellung, jedes Photogramm ist Selbstmord." Nach nur 16 Drehtagen ist der Film komplett abgedreht. Es ist der mit Abstand beeindruckendste Kinski-Film, dessen Intensität nie mehr erreicht wurde. (Anmerkung: Obwohl ich längst nicht alle Filme mit Kinski gesehen habe und auch nicht unbedingt DER Fan bin, kann ich das durchaus bestätigen. Allein die Anfangsszene, in der er sich immer wieder niedertreten lassen muss und immer wieder aufsteht, jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken, R.K.). Die Metamorphose ist hier vollkommen. Kinski ist Woyzeck. "Den Höhepunkt der Schauspielkunst sehen viele darin, in die Haut eines anderen zu schlüpfen, um sich der darzustellenden PersonKlaus Kinski anzupassen ... Natürlich ist das Äußere ein Detail zur Vervollkommnung der Inkarnation, aber es ist nicht gesagt welches Äußere, und ist eben nur ein Detail, untergeordnet und von unterschiedlicher Bedeutung..." Er gibt immer 'alles', lässt sich von gerissenen Produzenten 'benutzen', wobei er diesem Begriff die richtige Bedeutung zugesteht, denn er selbst sieht sich als teure Dirne und findet den Großteil seiner Filme 'zum Kotzen'. Trotzdem zählt für ihn immer noch die Prämisse, 'Qualität zu liefern, wenn man dafür bezahlt wird'.

Obwohl für Herzog bei Cobra Verde das 'Fass voll' ist, er in Kinskis Auftrag seinen Stammkameramann Thomas Mauch ("Dieser Mauch hatte nicht eine einzige Aufnahme im Kasten, die nicht auf den Misthaufen gehörte.") feuern muss, die Dreharbeiten immer wieder unterbrochen werden, weil Herzog zum Beispiel eine Szene in Kinskis Abwesenheit drehen ließ, ist das ganze nur vom Drang gesteuert, den Film vor der Unfähigkeit seines Regisseurs zu retten: In die Endszene, die zeigt, wie er zum Scheitern verurteilt ein riesiges Boot ins Meer zieht, steigert sich Kinski dermaßen rein, dass er beinahe ertrunken wäre.

Der Climax seines Schaffens folgt 1987, als er endlich die Möglichkeit hat, seinen eigenen Film zu machen. Das Projekt, einen Film um den berühmten Teufelsgeiger Paganini, geisterte schon lange in seinem Kopf herum. Bereits Ende der 60er Jahre hatte er fast die Finanzierung zusammen; damals wäre Horst Wendlandt mit einem Drittel beteiligt gewesen. Jetzt ist das Werk vollends in italienischer Hand. Die Mikro-Mafiosi Augusto Caminito und Alberto Alfieri produzieren Paganini. Mit den beiden macht Kinski nicht gerade seinen besten Fang: "Caminito küsste mich von jetzt ab immer auf den Mund. Es war ein Nutten- und Zuhälterkuss in einem. Alfieri tätschelte meinen Popo. Er ist nicht etwa schwul. Er denkt nur, er sei der Weihnachtsmann, der etwas beschert hat." Vorerst muss Kinski allerdings für die beiden 'anschaffen' gehen. Nosferatu in Venedig heißt die filmische Ausgeburt, die dabei entsteht. Schon hier machen sich erste Anzeichen der etwas schlampigen Arbeitsmethodik des Produzentengespanns bemerkbar. Aber Kinski ist von Paganini-besessen und nimmt alles in Kauf. Die Dreharbeiten von Nosferatu... haben ein Positives: den künftigen Paganini-KameramFoto aus: Für ein paar Dollar mehr, 1965, Regie: Sergio Leoneann Pier-Luigi Santi. Schon im Vorfeld scheidet Nastassja aus vertraglichen Gründen für die weibliche Hauptrolle aus. Nanhoi (im Titel als Niccolai) spielt Paganinis Sohn. Kinski selbst hat das Drehbuch geschrieben, führt Regie und spielt die Hauptrolle, für die er sich sogar alle Zähne ziehen lassen möchte (sein Zahnarzt rät ihm aber doch noch davon ab). Als der Film nach nur 46 Tagen abgedreht ist, steht Kinski mit dem Gauner-Duo Caminito und Alfieri, die sich selbst gegenseitig bescheißen, auf Kriegsfuß. Den vereinbarten Film nach Paganini, der in Afrika und Alaska spielen sollte, bricht er ab. Die Streitereien gehen soweit, dass man Paganini, nachdem er geschnitten und vertont ist, die Verbreitung in Form eines Verleihs verbaut und Kinski um eine Kopie seines Films regelrecht kämpfen muss. Der Film wird als 'unspielbar' deklariert und verschwindet in der Versenkung.

Am 23. November 1991 wird Klaus Kinski tot in seinem Haus in Kalifornien aufgefunden. Die Todesursache Herzversagen ist selbst für die Boulevard-Presse zu unspektakulär, um daraus einen großen Aufreißer zu machen. Sein Tod ist schnell abgetan, die üblichen Nachrufe sind schon nach wenigen Tagen durchgestanden. Er muss eben schnell aus den Köpfen der Leute verschwinden, bloß keinen Stolz auf den 'rüpelhaften' Deutschen (was mir aber in gewisser Form tausendmal lieber ist, als die herausgequälten Tränen um die 'große' Marlene D.).

Kinski hatte bei der Mehrheit schon zu Lebzeiten verspielt, da hilft auch keine große Trauer mehr. Er hat sie auch nicht nötig; etwas mehr Akzeptanz wäre ihm gerecht gewesen. Leider ist er an der Dummheit der Menschen gescheitert, die sich halbtot lachten, wenn er wie besessen seine Ideale von Ehrlichkeit und Freiheit lehrte oder notfalls auch einprügelte. Auch wenn ihm das Leben nur erschwert wurde, widersetze er sich bei jeder Gelegenheit den Mechanismen der 'korrupten' Gesellschaft. Seine Verhaltensweisen, insbesondere den Gebrauch der Sprache, stellte er absolut überzeugend dar: "Es kommt gar nicht darauf an, was jemand über Dich sagt. Das ist doch völlig unwichtig ... Sagen bedeutet doch nichts. Wenn ein Mensch, der Dir alles bedeutet, etwas über Dich sagt, was Dich verletzt, dann ist es 'was anderes. Dann ist es aber auch das Wort nicht so sehr, sondern das Missverständnis."Schlagzeilen

Seine Philosophie (nicht zuletzt durch die vielen 'Inkarnationen' geprägt) ist in ihrem Ziel erstrebenswert: "... Die Leute würden sich vielleicht nicht andauernd totschlagen auf der Welt, würden sich vielleicht ein bisschen mehr respektieren und mehr Achtung voreinander haben. Ich gehe ja niemandem auf die Nerven. Ich laufe den Leuten nicht hinterher, ich stelle ihnen keinen Fuß. Ich sag' nicht: Warum wollen Sie nicht mit mir zusammensein? Warum wollen Sie meine Gesellschaft nicht? Warum wollen Sie nicht alles mit mir teilen ... Was ist denn das für ein Unsinn? ..."

Sein Wesen ist unsterblich... Irgendwann kommt Kinski wieder...



Thomas Schweer

(mit freundlicher Genehmigung von "Splatting Image - Das Magazin für den unterschlagenen Film - bitte Button anklicken) (www.deutsches-filmhaus.de)

Filmographie (Auswahl)

* 1948: Morituri
* 1959: Das Kalte Herz
* 1951: Entscheidung im Morgengrauen
* 1954: Angst
* 1955: Kinder, Mütter und ein General
* 1955: Ludwig II - Glanz und Elend eines Königs
* 1958: Zeit zu leben und Zeit zu sterben
* 1960: Der Rächer
* 1961: Die toten Augen von London
* 1961: Das Geheimnis der gelben Narzissen
* 1962: Der rote Rausch
* 1962: Das Rätsel der roten Orchidee
* 1962: Die Tür mit den sieben Schlössern
* 1962: Verrat auf Befehl
* 1963: Die schwarze Kobra
* 1963: Piccadilly null Uhr zwölf
* 1963: Der letzte Ritt nach Santa Cruz
* 1963: Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
* 1964: Winnetou 2
* 1964: Wartezimmer zum Jenseits
* 1964: Das Geheimnis der chinesischen Nelke
* 1965: Doktor Schiwago
* 1965: Neues vom Hexer
* 1965: Spione unter sich
* 1965: Unser Mann aus Istanbul
* 1965: Für ein paar Dollar mehr
* 1966: Das Gold von Sam Cooper
* 1966: Das Geheimnis der gelben Mönche
* 1966: Gern hab ich die Frauen gekillt
* 1966: Marrakesch
* 1967: Mit Django kam der Tod
* 1967: Mister Zehn Prozent - Miezen und Moneten
* 1967: Die Pagode zum fünften Schrecken
* 1967: Der Teufelsgarten
* 1967: Töte Amigo
* 1967: Die blaue Hand
* 1968: Sartana - Bete um deinen Tod
* 1968: Leichen pflastern seine Weg
* 1968: Todeskommando Panthersprung
* 1968: Der Bastard
* 1969: Sartana - Töten war sein täglich Brot
* 1969: Der Mann mit der Torpedohaut
* 1969: Quintero - Das As der Unterwelt
* 1969: Satan der Rache
* 1969: Das Gesicht im Dunkeln
* 1970: Adios Companeros
* 1970: Dracula im Schloß des Schreckens
* 1970: Mir hat es Spaß gemacht
* 1970: Churchills Leoparden
* 1970: Nachts, wenn Dracula erwacht
* 1970: Spezialkommando Wildgänse
* 1971: Sarg der blutigen Stiefel
* 1971: Drei Amen für den Satan
* 1972: Ein Einsamer kehrt zurück
* 1972: Die Mörderbestien
* 1972: Der Mann mit der Kugelpeitsche
* 1972-12-29: Aguirre, der Zorn Gottes
* 1973: Die gnadenlose Hand des Gesetzes
* 1974: Zwei durch dick und dünn
* 1975: Nobody ist der Größte
* 1975: Das Netz
* 1976: Der Dirnenmörder von London / Jack The Ripper
* 1977: Der Fall Serrano
* 1977: Operation Thunderbolt
* 1977: Madame Claude und ihre Gazellen - Regie: Just Jaeckin
* 1978: Roland - Die Horden des eisernen Ritters
* 1979: Killer-Truck
* 1979-04-12: Nosferatu - Phantom der Nacht
* 1979: Woyzeck
* 1980: Schizoid
* 1982: Die Last der Träume
* 1982: Die schwarze Mamba
* 1982: Fitzcarraldo
* 1982: Der Söldner
* 1985: Star Knight - Herr der Sterne
* 1986: Nosferatu in Venedig (Regie) (ungenannt)
* 1986: Killerhaus - Horror der grausamsten Art
* 1988: Cobra Verde
* 1989: Kinski Paganini
* 1999-10-07: Mein geliebter Feind
----------------------------------

Ein sehr guter deutscher, leider bereits verstorbener Kultschauspieler, den ich eigentlich nur aus mehreren Italowestern, wie z.B. "Für eine Handvoll Dollar", "Leichen pflastern seinen Weg", "Adios Companeros", "Ein Einsamer kehrt zurück" und "Sartana - Töten war sein täglich Brot" kenne.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

IIIIIIhhhhhhhh
Also ich habe schlimme Kindheitserinnerungen an diesen Mann, der hat mir schlaflose Nächte bereitet!!!
Aber ich habe ihn später ehren gelernt!
Vor allem bei Fitzcarraldo!!!!!!!!
Ein Wahnsinnsfilm!!!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Der Typ ist einerseits ein totaler Spinner (was dieses legendäre Interview beweist, in dem er seine Interviewpartnerin zur sau macht), andererseits war er ein sehr guter Schauspieler, der immer die Bösewichte spielen durfte (warum wohl??? :mrgreen: ).


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Hier noch einmal dieses geniale Interview von 1971, das übrigens auf der DVD zu "Leichen pflastern seinen Weg" zu finden ist. Alleine dieses Interview ist den Preis der DVD wert.

Frau: Herr Kinski, sie gehen auf Tournee mit einem etwas ausgefallenen Titel.Wäre es möglich, wenn sie erst so etwas wie eine Kostprobe geben von ihrem Programm.
Kinski: Nee, das kann ich nicht. Aber ich weiß nich, was sie mit ausgefallenem Titel meinen.Wieso ist das ausgefallen?
Frau: Ja, erzählen sie selbst drüber..
Kinski: Was soll ich da erzählen. Wieso ist der Titel ausgefallen? Weil ihm keiner, weil der Titel keinem eingefallen..äh warum.. der Tiel heißt "Jesus Christus". Warum ist das ausgefallen?
Frau: Ja, Klaus Kinski in der Verbindung würde ich schon als ausgefallen bezeichnen.
Kinski: Wieso?
Frau: Haben sie so etwas ähnliches noch nie gehört?
Kinski: Ne. Ja, gehört. Aber es interessiert mich nicht. Wieso meinen sie, es ist ausgefallen?
Frau: Na, klammern wir uns nicht an das Wort "ausgefallen". Sie sind immer der negative Held gewesen. Jesus Christus war...
Kinski: Ich war nie ein Held und ich war auch nie negativ. Hab Scheißfilme gedreht und das ist alles. Bessere, schlechtere. Also, ich kann mit den ganzen Worten nichts anfangen. Ich weiß auch gar nicht, was ich darauf antworten soll. Weil, wenn man mich zum Beispiel fragen würde, warum ich, oder wie sie sagen, "gerade Ich" oder "ausgerechnet Ich" das Neue Testament mache, das heißt in der Form, wie ich es sehe, was auch mit dem Neuen Testament wahrscheinlich nicht sehr viel zu tun hat, jedenfalls mit der Auslegung davon, nicht, dann kann ich ihnen nur antworten mit einem Satz aus dem Neuen Testament, wenn Jesus sagt: Selbst Prostituierte und Zuchthäusler werden... sind besser als irgendein gerechter Frommer, der nicht verzeihen kann, zum Beispiel. Also ich hab noch keinen Menschen umgebracht zum Beispiel, sondern nur, wie sie selber eben gesagt haben, also "negative Filme gedreht" oder wie sie sich ausgedrückt haben. Das heißt also, ich habe Filme gedreht. Also, wer...was soll das für eine Konsequenz ergeben, also was, was. Ich verstehe nicht weswegen man mich deswegen..
Frau: Sie haben....
Kinski: ...gefragt weswegen...ich habe etwas anderes gemacht vorher, na und. Und wer sagt ihnen nicht, dass ich vorher, dass ich das ganze Leben was anderes gemacht haben sollte, als was ich jetzt mache....
Frau: Ich habe persönlich nichts dagegen...
Kinski: Nein, Nein. Mir geht es ja auch nicht gegen sie...
Frau: Ja, aber...eine Frage des Themas ist...
Kinski: ...Hauptsache, dass ichs mache, nicht. Egal, wer es macht. Hauptsache, es macht einer, nicht. Sonst machen es ja heute, Gott sei Dank, hoffentlich immer mehr, nicht...
Frau: Ja, die Jesus-Bewegung....
Kinski: ...Und ich hab wahrscheinlich erkannt, dass meine Kraft, die ich habe, die einfach nur bis jetzt verplempert worden ist, nicht. Durch irgendwelche stumpfsinnigen Produzenten für die ich schwachsinnige Filme gedreht habe, das ist alles, nicht. Also, was will man von mir? Ich hab nur endlich Gott sei Dank, man kann sagen, es ist Zeit geworden, endlich kapiert, dass ich, also, das machen muss und nicht was anderes. Das heißt die Idee ist gar nicht so neu, sondern...
Frau: Was wollen sie damit erreichen, tun sie das für sich?
Kinski: Was heißt für mich? Ich tu es für mich, für sie, für alle...
Frau: Was glauben sie, habe ich persönlich...
Kinski: ...Was machen Leute, die von zu Hause weglaufen und in Parks leben und Hippies sind, wie man sagt, die wirklichen? Was machen die, für wen tun die das? Für sich, nicht. Für sich, für die anderen mit denen sie zusammen sind. Für das, was sie erkannt haben, tun sie es, nicht.
Frau: Was haben sie konkret erkannt?
Kinski: Dass man so nicht weiterleben kann. Was andere auch erkannt haben, schon seit langer Zeit, seit Jahrhunderten.
Frau: Ist das nicht ein bisschen das Reiten auf der zur Zeit populären Jesus-...
Kinski: Das ist volkommen schwachsinnig, diese Formulierung. Weil, erstens habe ich die Idee vor 20 Jahren gehabt das Neue Testament zu machen, also das ist keine Idee, die ich geboren habe, oder ich kann ihnen sogar als Kuriosität erzählen: Als ich 6 Jahre alt war, habe ich zum einzigen mal in meinem Leben, ..als ich 6 Jahre alt war, habe ich in der Schule ein Lob bekommen, sonst bin ich nur rausgeflogen oder hab Ohrfeigen bekommen, weil ich mit 6 Jahren das Neue Testament auswendig konnte. Aber ich habe es wahrscheinlich nicht gelernt, weil es mich interessiert hatte, weil ichs noch gar nicht verstanden hatte, sondern weil ich so wahnsinnig schnell auswendig lernen konnte. Aber, wenn sie sagen "Rumreiten" ist das das bödeste, was überhaupt jemand fragen kann in meinem Fall, weil es stand ja bereits in Zeitungen vor 12 Jahren, dass ich das Neue Testament bereits mit Schallplattenfirmen abgeschlossen hatte, aufzeichen zu lassen und damit Tourneen zu machen, nicht. Und vor 12 Jahren haben die Leute schon angefangen mich anzupöbeln deswegen, es hat mich aber nicht interessiert. Ich weiß also nicht, was sie mit "Wellereiten" meinen.
Frau: Ja die populäre Jesus-...
Kinski:...Ich reite..auf Pferden...Na und, das ist doch prima, dass die entstanden ist. Nicht durch mich entstanden, sondern wahrscheinlich durch, ...wahrscheinlich gehöre ich auch zu denen, doch ich bin einer durch die sie entstanden ist. Einer von den Millionen seit Jahrhunderten, durch die sie entstanden ist, nicht. Und für meine Begriffe, ist das die einzige wirkliche Revolution, die jetzt stattfindet, die kein Mensch mehr aufhalten kann.
Frau: Sie haben vorher gesagt, dass ihr Vortragsabend nicht zu tun hat mit dem Neuen Testament....
Kinski: Das habe ich nicht gesagt, ich hab gesagt, das Neue Testament, wie ich es,...äh...wie soll ich mich präzise ausdrücken, damit es keine Irrtümer ergibt, wie ich es definiere, dass heißt, wie ich es sehe und wie ich es, wie ich das, was Jesus gesagt haben, nur gesagt haben kann, wenn es jemals Jesus gegeben hat, das heißt, es hat ihn gegeben, Tausend, Millionen mal hat es ihn gegeben, ob es nun der Jesus ist, von dem man in der Bibel erzählt oder nicht, jedenfalls hat es diesen Menschen gegeben. Und das so auszudrücken, unmittelbar, untrennbar von der heutigen Situation, dass es dann nicht mehr mit der kirchlichen Deutung des Neuen Testament zu tun hat, denn die Kirche das Neue Testament verzerrt, bis zum Massenmord verzerrt. Weil die Kirche und das wissen ja alle, keine Neuigkeit die ich hier verbreite, hat das neue Testament so ausgelegt, dass es immer gerade, dass es immer dann....äh...funktioniert hat, wie es gerade nötig war, verstehen sie? In den konsequenten Fällen jedenfalls, nicht. Sonst hätte man ja zumindest, also wenn sie von, wenn sie nur ein einzigen Beispiel von mir wollen, was ja eigentlich ziemlich stupide ist, mich danch fragen zu wollen, eigentlich, denn man könnte die ganzen Menschen, alle Menschen auf der Welt fragen, die davon eine Ahnung haben. Nehmen sie nur einen einzigen Fall, einen einzigen Fall unter millionen Fällen. Also nehmen sie, wie......ähm.......wie heißt der...den man in Spanien....Krieg...
Frau: Überlegen Sie...Darf ich ihre Frau in der Zwischenzeit etwas fragen....
Kinski:....Sie müssen nicht dauernd unterbrechen, wenn sie mich fragen...äh...dann...wollen sie, dass ich ihnen antworte, oder nicht? Das heißt überlegen, bin ich blöd? Ich will ihnen antworten auf ihre Fragen. Ich finde, dass ihre Fragen ziemlich sinnlos sind, nicht meine Antworten. Verstehen sie? Sie können das auch genauso senden, wie ich es jetzt im Augenblick sage.
Frau: Damit bin ich einverstanden. Ich meine...
Kinski: Also dann lassen sie mich ausreden. Sonst fragen sie mich gar nicht, sonst gehe ich nach Hause, nicht.
Frau: Ja bitte, das Wort gehört ihnen.
Kinski: (tiefer Lungenzug) Man kann nicht ununterbrochen, sehen sie, sie fragen mich zum Beispiel volkommen stumpfsinnige Sachen und wissen nicht, dass ihr ganze Fragerei, dass es da schon, dass sie die Antworten, die sie von mir wollen sich selber geben müssten. Sie fragen mich zum Beispiel, warum ich das Neue Testament mache. Das kann doch nur jemand fragen, der entweder vollkommen ahnungslos ist oder jemand, der etwa bösartig ist.
Frau: Sie halten mich für bösartig?
Kinski: Nein, ich sage, dass kann nur jemand...wie kann man mich fragen, warum ich das Neue Testament mache? Das können doch nur Idioten fragen für meine Begriffe. Warum? Haben sie nicht den Beweis dafür, dass in Amerika oder Gott sei Dank schon auf der ganzen Welt heute Millionen und Abermillionen Menschen DAS wollen. Wie können sie mich das fragen? Nur, um wieder mich dazu zu benutzen, um zu fragen: also warum ausgerechnet ER, oder weswegen haben sie den Auftrag ein Interview mit mir zu machen, zum Beispiel, weswegen? Weil sie das interessiert, dass ich das Programm mache, oder weil sie irgendwelche Kuriositäten herausfinden wollen?
Frau: Gehört das jetzt zu den berühmten....
Kinski: DAS GEHÖRT ZU ALLEM, DAS GEHÖRT ZU ALLEM. ODER... HAUEN SIE MIT IHREN KAMERAS HIER AB; INTERESSIERT MICH EINEN DRECK.
Wenn sie nicht fähig sind, die richtigen fragen zu stellen und mir nicht zuhören können, was ich sage, denn ich weiß genau wovon ich rede, dann lassen sie das ganze Interview sein. Und da sie an sich doch auch nur Angestellte sind von ihrer Firma da, haben sie überhaupt kein Recht, mir in den Mund zu fallen. Haben sie das verstanden oder nicht? Ich spreche in einem Interview für Millionen von Menschen und nicht für sie, oder aber wenn sie zuhören, und hören sie mir zu und unterbrechen sie mich ein einziges mal, dann gehe ich sofort nach Hause.
Frau: Ich glaube, das ist am besten.
Kinski: Das ist EINE BANDE VON IDIOTEN. DA KOMMT JEMAND ANGESCHISSEN UND PROVOZIERT MICH EINFACH, WEIL ER VON IRGENDEINEM LADEN DAZU ENGAGIERT IST, MIT MIR EIN INTERVIEW ZU MACHEN. GEHEN SIE HIN IN DIE DEUTSCHLANDHALLE UND HÖREN SIE SICH AN, WAS ICH SAGE, DANN BRAUCHEN SIE KEINE BLÖDEN FRAGEN MEHR ZU STELLEN....(geht weg, dreht sich nochmal um)... ICH BIN 45 JAHRE ALT UND VON EINER ANALPHABETIN MUSS ICH MIR SO EINEN QUATSCH ERZÄHLEN LASSEN.
Zuletzt geändert von Murillo am Do 31. Mär 2005, 11:47, insgesamt 2-mal geändert.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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Beitrag von Damien3 »

das ist doch einfach nur traurig oder?
Andere kommen in die Klapse...


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
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Beitrag von Detlef P. »

Als ich das Interview das erste Mal gesehen habe, habe ich wirklich geheult vor Lachen und habe dadurch auch nur die Hälfte mitbekommen.
Das vermutlich geilste Interview aller Zeiten!


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Beitrag von Voland »

Über Kinski gibt es ja tausende Geschichten. Ein wahnsinniger Exzentriker, aber als Schauspieler ist er grandios - sofern er die richtigen Rollen hat.

Wer von Euch kennt "Mein liebster Feind" von Werner Herzog? Wäre in dem Zusammenhang mal zu empfehlen. ;-)


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Beitrag von Detlef P. »

Ich habe schon soviel von diesen Film gehört.
Der war sogar mal in der Top 50 der Dokus bei imdb.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Beitrag von Voland »

Es ist zwar eine absolute Selbstbeweihräucherung von Herzog, aber dennoch ein klasse Filmdokument über die Beziehung der beiden. Sehr empfehlenswert.


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dr. gnir sinep
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Beitrag von dr. gnir sinep »

ich liebe seinen auftritt als doc in "nobody ist der grösste"...
diese nasale und leicht apartische art zu sprechen ist wirklich bombig...
und in den edgar wallace streifen (die überigens momentn wieder ausgetrahlt werden) ist er einfach grandios...
als mensch is er höchstwahrscheinlich der widerlichste mnsch der deutschen filmgeschichte gewesen, als schauspieler war er aber echt ne wucht...


der fernseher ist mein fenster zur welt. ;)
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Voland
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Beitrag von Voland »

Habe mir gerade "Das Schloß der blauen Vögel" bestellt - mit ihm in der Hauptrolle. Ein heftiges Buch, wurde heute wieder daran erinnert, dass er in der Verfilmung mitspielt. Und da habe ich gleich den uncut bestellt. Bin schon gespannt, hoffe der kommt bald.

Kennt den jemand hier?


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Voland hat geschrieben:Wer von Euch kennt "Mein liebster Feind" von Werner Herzog? Wäre in dem Zusammenhang mal zu empfehlen. ;-)
Jetzt kenne ich diese Dokumentation endlich und kann sie mit Freuden weiterempfehlen. Wenn das alles so zutrifft, was Herzog und Kinskis Schauspielerkollegen berichten ist es fast ein Wunder, dass er nicht im Knast oder in der Psychatrie gelandet ist.
Besonders heftig fand ich, dass Kinski bei den Dreharbeiten zu "Aguirre - Der Zorn Gottes" einem Kollegen im Wahn ein Schwert in den Kopf geschlagen (er hats überlebt :mrgreen: ) und einem anderen mit einem Gewehr den Finger abgeschossen haben soll. Herzog selber hielt Kinski mit Waffengewalt davon ab, den Drehort zu verlassen.
Auch die nicht gerade seltenen spektakulären Ausraster von Kinski sind mehr als sehenswert.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Ich habe die Doku nun auch endlich gesehen.
Ist schon ziemlich krass was Kinski da während seiner Jesus-Tour auf der Bühne abzieht.
Hier ein kleiner Auszug aus dem Film:

Das Publikum ist mit Kinskis Vorstellung nicht zufrieden und buht ihn aus.

Kinski (zu einem Mann im Publikum): Halt deine Schnauze, damit du hörst was ich jetzt sage. Und vor allem komm du jetzt hier her der so ein großes Maul hat.

Der Typ geht auf die Bühne

Typ: Leute ich bin kein großer Redner. Und es ist vielleicht möglich, dass von euch welche Christus suchen, aber ich glaube er ist es nicht. Denn Christus war, soviel ich weiß, duldsam. Und wenn ihm einer widersprochen hat dann hat er versucht ihn zu überzeugen und er hat nicht gesagt "Halt deine Schnauze".

Das Publikum applaudiert.

Kinski: Nein, er hat nicht gesagt "Halt die Schnauze". Er hat eine PEITSCHE GENOMMEN, und hat ihm IN DIE FRESSE GEHAUEN. DAS HAT ER GEMACHT! DU DUMME SAU!!!

Buhrufe aus dem Publikum


Kinski (später): Und wenn auch nur ein Einziger übrig bleibt, der das hören will, dann muss er solange warten bis das andere Scheißgesindel weggegangen ist.

Kinski verlässt die Bühne. Pfiffe und Buhrufe aus dem Publikum.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Klaus Kinski hat heute Geburtstag :mrgreen:
Heute wäre er 80 Jahre alt geworden.
Ohne ihn wäre der deutsche Film nicht so geil wie er ist (und wir hätten nicht so viel zu lachen gehabt)
Ein Hoch :beer:


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Alles Gute zum Geburtstag, Klausi. :beer:
Leider bist du verstorben, bevor das Scheiss-Gesindel weggegangen ist.....


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Kinski
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Beitrag von Kinski »

Habe jetzt mal mit großem Interesse die vorigen Beiträge hier gelesen und gebe jetzt auch mal meinen Senf zum ollen Klaus ab.

Zu dem obigen Interview, welches er kurz vor seiner JCE Tour gegeben hat: Seine Reaktionen sind doch voll nachvollzihbar: Nicht nur, dass er früh Morgens auf ner kalten Wiese mal eben was zum Besten geben soll, nein es wird ihm gesagt, dass solche Titel doch ungewöhnlich für ihn sind, da er ja sowieso nur der Bösewicht ist... Andere Schauspieler hätten sich vielleicht in eine Schublade werfen lassen, doch er hat ihr ganz klar gemacht, was er von solchen Äußerungen hält. Und wenn die Reporterin ihn als "negativen Held" etc. darstellt, ja was erwartet man da? Ja gut ein Schauspieler regt sich auf, wird beleidigend, sagt zwar die Wahrheit, aber trotzdem stempeln wir ihn mal als "krank" ab?

Kann jedem nur mal empfehlen seine Autobiographie zu lesen, bin mir sicher, dass viele dann ein anderes Bild von ihm haben werden.

Könnte jetzt noch viel mehr dazu schreiben, über ihn, seine Beziehung zu Werner Herzog oder nanhoi oder zu seinen Filmen, aber vielleicht ergibt sich das ja noch bei Gelegenheit in diversen Diskussionen :D
Zuletzt geändert von Anonymous am Mo 3. Mär 2008, 17:48, insgesamt 2-mal geändert.


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Beitrag von scarlet diva »

Zum Thema "Kinski" könnte ich seitenlang was schreiben, mache es aber kurz. Ich bin seit nunmehr 24 Jahren Anhänger dieses genialen Verrückten und habe eine Sammlung die mittlerweile über 400 VHS und mehr als 140 DVD's mit ihm umfasst.Von daher kann man sich denken, was ich von Kinski halte.
Zum Eröffnungspost muss noch gesagt werden, dass Kinski kein deutscher Schauspieler war, sondern höchstens ein deutschsprachiger (er wurde in Zoppot / Polen geboren). Und in seiner Filmografie taucht fälschlicherweise mal wieder "Das kalte Herz" auf, in dem er nicht mitgespielt hat.


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

kleine Geschichtsexkursion von Professor Murillo:
Ich lasse hier ja nur ungern den Besserwisser raushängen, aber im Jahr 1926 lag Zoppot im Territorium des teilsouveränen Staates Freistadt Danzig, der in Folge des ersten Weltkrieges von der Weimarer Republik abgegeben werden musste. Die Stadt gehört seit 1945 zu Polen.


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moviestar
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Re:

Beitrag von moviestar »

Detlef P. hat geschrieben:Der Typ ist einerseits ein totaler Spinner (was dieses legendäre Interview beweist, in dem er seine Interviewpartnerin zur sau macht), andererseits war er ein sehr guter Schauspieler, der immer die Bösewichte spielen durfte (warum wohl??? :mrgreen: ).

War das die Story wo die Einheimischen einer Insel ihn beinahe getötet hätten?


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Detlef P.
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Re: Klaus Kinski

Beitrag von Detlef P. »

Nein, das war bei dem Dreh zu "Fitzcarraldo" im Jahr 1981.
Das Interview von dem hier die Rede ist, hat Murillo oben in mühsamer Kleinstarbeit abgeschrieben und ist von 1971.
Da wird Kinski von einer recht inkompetenten Frau an einem Waldstück zu seinem "Jesus Christus"-Stück interviewt.


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Luntaini
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Re: Klaus Kinski

Beitrag von Luntaini »

Ach ,mein lieblingser Schauspieler.


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