Damiens "A History of Violence"

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damiens "A History of Violence"

Beitrag von Damien3 »

Ein Mann sieht rot? LACHAHFT
Rambo ? Kinderkacke!

Selbstjustiz ist ein beliebtes Thema in Hollywoodfilmen.
Wie viele unzählige Männer und Frauen sind schon losgegangen um ihren gepeinigte Seelen Ruhe zu verschaffen indem Sie Auge um Auge Zahn um Zahn Rache übten an deren Peinigern?
Ich muss j azugeben das ich ein Fan dieses Genres bin.
Es ist ein Thema das sich durch alle Qualitätsstufen des Filmes zieht.
Von absoluten Trashfilmen wie " Die Kla..e v.n 1984" indem ein Lehrer seine Schüler einfach wegsägt oder ein großer Actionfilm wie Rambo indem halt eine ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt wird.
Nun hat der Selbstjustizfilm eine neue Stufe erklommen: den Kunstfilmer.
Cronenberg ist ja nun der Übervater der anspruchsvollen Horror ( Die Fliege) oder menschlicher Abgründe-Filme ( existenz,Die Unzertrennlichen)
Wie sollte sich also ein Gigant der Hollywooduntypische Filme und Liebling von Cannes damit schlagen? Wie sollte er sich dem Thema widmen?
Es ist komisch das gerade er die meiner Meinung nach besten Mittel gefunden hat es umzusetzen.
Er lässt nämlich alle Verschachtelungen die seine Filme sonst auszeichneten fallen. Keine Rückblenden, Zwischeneinstellungen oder Kunstgriffe.
Nein
Er erzählt die Geschichte von Tom Stall der einen kleinen Diner in einer Kleinstadt hat und zum Held mutiert, weil er in brutalster Weise einen Überfall auf seinen Laden verhindert.
Die Verbrecher wollten eine seiner Kundinnen umbringen und das Geld haben. Doch in einem ungeahnt harten Gewaltausbruch wendet sich das Blatt und die beiden Angreifer liegen mit zerfetzen, zerschossenen Gesichtern auf dem Boden....
Es ist wirklich außerordentlich wie einfach man den Zugang zu diesem Werk findet. Viele werden von der Einfachheit des Umganges bestimmt enttäuscht sein, doch ich fand das genau richtig.
Das Paradoxon ist, das man diesen Film schaut und tatsächlich soetwas wie Spaß daran findet wenn die bösen bösen Leute umgebracht werden und der Held gewinnt....
DAS ist das gefährliche an Selbstjustiz und es gibt keinen besseren Zugang zu diese Faszination und zugleich Abschreckung der Gewalt.
Erst wenn man sich ertappt fühlt und denkt...hey hier werden gerade MENSCHEN abgeschlachtet und ich feuere den Mann auch noch an, wird einem bewußt wie gefährlich das ist!
Hut ab, ein absolut überzeugender und starker Film!!!!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Naota
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Beitrag von Naota »

Ich bekenne mich als Fan des Cronenberg'schen Films. "V*deodr*m*" würde ich beispielsweise zu meinen absoluten Favoriten hinzuzählen.
Mit "A History of Violence" drehte einen für ihn unglaublich "ungewöhnlichen" Film, einen zu "gewöhnlichen. "A History of Violence" ist typisches Hollywood-Erzählkino. Statt wie in seinen früheren Filmen tief in die Abgründe einzutauchen, beobachtet er hier eher nur. Das mag zunächst nicht schlecht sein, doch irgendwie wirkt das ganze auf mich zu platt und plakativ.
Wer hier wirklich "eine Geschichte der Gewalt" erwartet ist fehl am Platze, eher wird nur die einzelne Situation eines Mannes geschildert, doch zur einer richtigen Auseinandersetzung mit der "Gewalt", dem Akt der Rache kommt der Zuschauer nie. Da ist beispielsweise Lars von Triers "Dogville" aufgrund seiner beklemmend moralischen Thematik ein wesentlich interessanterer Film.
Zum Ende hin driftet der Film dann auch noch in einen typischen, klischeehaften Gangster-Action-Showdown ab, was den Film noch mal ein Stückchen runterzieht.
Mit ein paar Skandalszenen (der berüchtigte "Treppenfick", der blutige Showdown, der Auslöser am Anfang) versucht Cronenberg auch noch sein altes Zielpublikum zu erreichen, doch gelingen tut ihm dies hier keinesfalls, zumindest bei mir nicht.
Insgesamt finde ich ist "A History of Violence" kein schlechter Film, als Gangster-Rache-Actioner unterhaltsam, aber als das was er vorgibt zu sein versagt der Film wirklich. Schade! Herr Cronenberg sollte sich lieber wieder seinem ursprünglichen, abgründigen, metaphorikreichen Erzählstil widmen!


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

vielen Dank meine Review nocheinmal verständlich für alle Intellektuellen dieser Welt in deine Sprache zu verwandeln....
Ich denke wir fühlen ziemlich gleich über den Film.
Nur bin ich "befriedigter" mit dem Endprodukt...


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Nachdem ich den Film gestern auch endlich gesehen habe, finde ich eigentlich überhaupt nicht, dass der Film so extrem untypisch für Cronenberg ist.
Klar, er lässt die sonst so bekannten und berühmten surrealistischen und fantastischen Elemente aus. Aber ist es wirklich DAS worum es bei seinen Filmen immer geht? Für mich jedenfalls nicht.
Und im Grunde genommen ist es immer noch ein Cronenberg - und das sehr deutlich - nur ohne die bereits genannten Stilmittel.
Für mich ist das, was sich sonst in seinen Filmen nur angedeutet hat hier mehr als deutlich dargestellt. Gewalt, die polarisiert, aber nicht glorifiziert sondern im Grunde genommen verurteilt wird.
Ich finde, dass dieser Film durchaus als Statement gegen Gewalt verstanden werden kann.
Bei mir war es weder so, dass ich den Film als Hollywood-Actioner (das auf gar keinen Fall) sehe, noch ich "Spaß" dabei hatte die zerfetzten Gesichter zu sehen.
Ich habe eigentlich zwei Dinge bei den Gewaltszenen empfunden. Zum einen eine Art "Naja, das ham´se auch irgendwie verdient"-Gefühl und gleichzeitig hatte ich unheimliches Mitgefühl mit den Tätern(!!!), da ich es schade finde in einer Welt zu leben, bzw. eine Welt sehen zu müssen in der so etwas anscheinend zur Notwendigkeit werden kann. Töte, oder Du stirbst! Fressen oder gefressen werden.
Den ganzen Film über schaffen es die Protagonisten nicht aus der Spirale der Gewalt auszubrechen, ja werden sogar immer tiefer hineingezogen, egal was sie tun.
Und DAS verstehe ich für mich als Statement gegen Gewalt. Wenn wir in einer Welt ohne Gewalt leben würden, dann bräuchte es auch die Gegengewalt der Opfer nicht, die sich dadurch selbst zu Tätern machen müssen um zu überleben.

Und das ist für mich Cronenberg in Reinkultur.
Ein fantastischer Film!


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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