Black Swan
Verfasst: Di 1. Feb 2011, 15:57
USA, 2010
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller. Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, Barbara Hershey, Winona Ryder
"Gute Laune machen seine Filme nicht gerade: Melancholisch und beklemmend erzählt Regisseur Darren Aronofsky ("Pi", "Requiem for a Dream", "The Fountain") von Hörigkeit, Liebe, Einsamkeit, Wahn und Tod. Nichts für Hardcore-Romantiker, dafür für Zuschauer, die den Schattenseiten der menschlichen Existenz in verstörend-betörenden Bildkompositionen ins Auge blicken wollen. Und in dieser düsteren Tradition steht auch sein neues Drama über die entbehrungsreiche Welt der Primaballerinen.
Seit ihrer Kindheit träumt die introvertierte und manisch ehrgeizige Nina (Natalie Portman) davon, die Hauptrolle in Tschaikowskys "Schwanensee" an der New Yorker Ballet Company zu spielen. Als ihr Traum eines Tages tatsächlich in Erfüllung geht, währt ihre Freude nicht lang: Während sie die weiße, unschuldige Königin Odette perfekt beherrscht, stößt sie bei der Darstellung der schwarzen, verruchten Odile an ihre prüden Grenzen. Die Doppelrolle entwickelt sich für das Mädchen zu einem emotionalen Albtraum. Bis es mithilfe des künstlerischen Leiters Leroy (Vincent Cassel) und seiner leichtlebigen Konkurrentin Lily (Mila Kunis) nach und nach die dunkle Seite seiner Seele erkundet - und dabei den Bezug zu seiner von Drill und Verzicht geprägten Realität verliert.
"Der Körper des Tänzers ist die leuchtende Äußerung der Seele", sagte Tanzikone Isadora Duncan (1877-1927). Für diesen Ausdruck trainieren die Besten der Zunft bis zur Selbstaufgabe: Mit 40 leiden viele unter Arthrose oder Gelenkdeformierungen. Ein ganzes Jahr lang, zuletzt acht Stunden am Tag, setzte sich Natalie Portman ("Hautnah") genau dieser Tortur des Pas de deux aus, um das zu erreichen, wofür frau normalerweise 20 Jahre braucht: eine Ballerina zu werden. Und das Training hat sich gelohnt.
Allein mit ihrer physischen Präsenz dominiert die 29-Jährige den Film - getragen von dem wundervollen "Schwanensee"-Score, der den Übergang von der realen zur halluzinatorischen Welt Ninas unterstreicht. Wenn sich das abgemagerte Mädchen seine Schultern blutig kratzt, um seine eingebildeten Schwanenflügel freizulegen, kontrastiert dies gekonnt den auf bedingungslose Disziplin ausgerichteten Glitzerkosmos des Balletts. Durch die Vermischung von Musik, Tanz, Traum und Realität gelingt es Darren Aronofsky zudem, seine Figuren als personifizierte Metaphern des "Schwanensee"-Stücks zu porträtieren. Dramatischer, spannender und bedrohlicher hat man Ballett im Kino noch nie gesehen.
Mit seinen wunderschön gefilmten, aber dennoch unheilvollen Arrangements zieht der New Yorker den Zuschauer von der ersten Minute an in seinen Bann. Wie sich Nina vom behüteten Entlein in einen unberechenbaren Schwan verwandelt, hinterlässt auch lange nach dem Kinobesuch eine Gänsehaut. Das erinnert in der Darstellung der erwachenden Sexualität seiner Hauptfigur an die Stephen-King-Adaption "Carrie" - jener von ihrer Umwelt drangsalierten Teenagerin, die sich am Ende für das erlittene Unrecht rächt.
Demnächst wird Darren Aronofsky das Comicspektakel "The Wolverine" in Szene setzen, bei dem ihm erstmals richtig viel Geld zur Verfügung stehen wird. Bleibt nur zu hoffen, das sich der Regievisionär nicht vom Hollywood-Mainstream einlullen lässt und stattdessen mehr von seinen poetisch-beklemmenden Albträumen auf die Leinwände zaubert." (www.cinema.de)
Ich habe mir "Black Swan" gestern Abend im Kino angesehen.
Und obwohl ich den Film wirklich sehr geil fand, kann ich heute - nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe - immer noch nicht richtig sagen, was ich von dem Film halten soll.
Natalie Portman wird ohne Frage zurecht ihren ersten Oscar dafür bekommen und die Kameraarbeit ist einfach absolut atemberaubend genial, aber trotzdem war ich am Ende des Films ein wenig verwirrt.
Er endet zwar nicht ganz so abrupt wie Aronofskys letzter Film "The Wrestler", aber trotzdem ist er am Ende relativ zügig - obgleich er dieses Mal zum Glück die Handlungssträge richtig auflöst, was er bei "The Wrestler" meiner Ansicht nach nicht getan hat.
Was der Film jetzt genau ausdrücken wollte bin ich mir auch immer noch nicht ganz sicher. Es scheint mir am Ende doch einfach "nur" die Übertragung der Schwanensee-Geschichte in die Neuzeit zu sein, was jedoch hervorragend gelungen ist.
Und ich muss gestehen, dass ich normalerweise von spannenden oder gruseligen Szenen im Film keine Gänsehaut bekomme. Die Filme, die das bei mir geschafft haben kann ich an einer Hand abzählen.
Dieser Film hat es gestern geschafft wie kein zweiter und mir läuft ehrlich gesagt immer noch ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran zurück denke.
Insgesamt ist "Black Swan" ein, sowohl technisch als auch schauspielerisch wirklich erstklassiger Film, den sich jedoch nur Leute ansehen sollten, die sich auf kranke, verstörende und mainstream-ferne Geschichten einlassen können.
Darren Aronofsky ist zurück!
Userkritik (Damien3)