Caligula
Verfasst: Fr 4. Feb 2011, 16:15
Story:
Rom im Jahre 37 n. Chr.: Gaius Julius Germanicus (Malcom McDowell), genannt Caligula ("Stiefelchen"), ist der letzte Thronfolger des grausamen, perversen Kaisers Tiberius (Peter O'Toole). Nach dessen Tod wird Caligula der neue Caesar und macht sich schnell im Volk beliebt, doch schon bald steigt ihm seine grenzenlose Macht zu Kopf und er entwickelt sich zu einem kindischen, maßlosen Tyrannen: Er unterhält eine inzestuöse Liebesbeziehung zu seiner Schwester Drusilla (Teresa Ann Savoy), lässt seine politischen Feinde brutal ermorden, heiratet die Tempelhure Caesonia (Helen Mirren), lässt seine Armeen aus Spaß an der Freude Schilfrohr und das Meer angreifen, enteignet und tötet Senatoren und zwingt deren Frauen, sich in einem Staatsbordell zu prostituieren. Logisch, dass er sich damit nicht viele Freunde macht und so kommt es zu einer verschwörung gegen den Kaiser...
Meine Meinung:
Caligula ist eindeutig ein Film der Gattung "Muss man gesehen haben, um es zu glauben" und seine Produktionsgeschichte ist mindestens so abenteuerlich wie der Film selbst: Da Bob Guccione, der Besitzer des Penthouse-Verlags, den Film nämlich mitproduzierte und meinte, er würde zu wenig Sex beinhalten, drehte er kurzerhand in Eigenregie mehrere Minuten Hardcore-Pornoszenen nach und schnitt sie ohne das Wissen des Regisseurs Tinto Brass in den Film ein. Was dabei heraus kam, kann man schnitttechnisch nur als Katastrophe bezeichnen: Szenen enden aprupt im nichts oder finden sich an der völlig falschen Stelle wieder, viele Szenen wurden ganz herausgeschnitten, es gibt überall Kontinuitätsfehler, manche Szenen wurden gleich ganz im Schnittraum erst kreiert und die Pornoeinstellungen sind dilletantisch in die Film eingewebt.
Nichtsdestotrotz ist Caligula trotzdem ein wahrhaft unglaublicher Film: Aufwendige Sets und Kostüme, epische Musik sowie etliche deftige Sex- und Gewaltszenen erwarten den Zuschauer, wobei letztere beim Erscheinen des Films für einige nennenswerte Skandale und harrsche Kritik gesorgt haben. Auch die Hauptdarsteller, größtenteils britische Mimen von Weltrang, machen ihre Sache gut, allen voran Malcom McDowell, der seinen Caligula als wahrhaft tragische Figur rüberbringt und eine exzellente Leistung abliefert.
Egal, ob man Caligula nun als Kunstwerk, Edeltrash oder hoffnungslosen Schund bezeichnet, der "Skandalfilm des 20. Jahrhunderts" ist es allemal Wert, angesehen zu werden. Man sollte sich nur auf einiges gefasst machen!