Die 120 Tage von Sodom
Verfasst: Di 18. Sep 2012, 10:15
Die 120 Tage von Sodom (Salò o le 120 giornate di Sodoma)
IT 1975
R: Pier Paolo Pasolini
D: Paolo Bonacelli, Giorgio Cataldi, Umberto Paolo Quintavalle, Aldo Valletti
"Der Film spielt in der „Italienischen Sozialrepublik“, der sogenannten Republik von Salò, einem faschistischen Marionettenstaat im vom Deutschen Reich besetzten Norditalien. Vertreter des untergehenden Regimes, die als moralisch und sexuell verkommen beschrieben werden, halten adoleszente Männer und Frauen, die teilweise gewaltsam entführt wurden, mit Waffengewalt in einem Anwesen gefangen, um an ihnen hemmungslos ihre Triebe und Macht auszuleben. Die Behandlung der Gefangenen nimmt im Laufe der Zeit immer extremere Formen an, so bekommen sie Kot zu essen und werden wie Tiere an der Leine geführt..."
(http://www.wikipedia.de)
Eigentlich wollte ich mir ja "500 Days of Summer" ansehen, den ich schon seit Jahren bei mir rumliegen aber noch immer nicht gesehen habe. Da habe ich mich dann aber irgendwie vertan und bin dann hier gelandet.
Aber mal im Ernst, welche Motivation könnte jemand haben, sich diesen Film anzusehen?
Ich fand es immer interessant, mit welcher Vehemenz diejenigen, die den Film gesehen haben, ihn entweder total verissen oder auf Grund seiner mutigen Deutlichkeit und pädagogischer Bedeutung oder was auch immer bejubelt haben. Irgendwie so ähnlich wie bei "Uhrwerk Orange" oder "Kids", aber doch in einer ganz anderen Qualität.
Daher wäre es einem seriösen Filmforum wie dem unseren angemessen, wenn sich mal jemand bereit erklären würde, sich diesem Film auf objektive Weise anzunähern. ich habe mich hiermit geopfert, gut gefrühstückt und den Film im zweiten Anlauf komplett auf italienisch mit englischen Untertieln angesehen.
Stilistisch gesehen hat der Film durchaus einiges zu bieten. Die Kameraarbeit ist allererste Sahne und man weiß hier ganz genau, wie man mit Farben und Kontrasten so umgeht, dass sie den Inhalten des Filmes mal zuwiederlaufen, oder sie auch mal entsprechend unterstützen. Der Soundtrack (Ennio Morricone) passt sich dem auf gelungene Weise an und auch die Schauspielarbeit ist an einigen Stellen wirklich sehenswert. An der Aufmachung wurde hier also keineswegs gespart und alleine auf Grund dessen wäre es vermessen, diesen Film als billigen Trash-Film darzustellen, wie es viele gerne sehen würden.
Die Handlung ist im Ansatz durchaus interessant und hätte sogar viel mehr Potential gehabt, wenn Pasolini hier etwas weiter ausgeholt hätte und sich nicht so einseitig auf die Täter-Opfer-Phantasien beschränkt hatte. Darüber kann man aber natürlich streiten. Auf diese Weise kann man Pasolini natürlich, meiner Meinung nach auch zu Recht, vorwerfen, dass er die Handlung lediglich als Hintergrundkulisse für diese Phantasien missbraucht hat.
Was hier allerdings wirklich mehr als grenzwertig ist, ist die - freundlich formuliert - konsequente und - weniger freundlich formuliert - übertrieben voyeureuse Darstellung der Phantasieauslebung. Diese findet sowohl auf der visuellen, als auch auf der psychischen Ebene statt, was einem den Film ganz besonders schwer ertragen lässt.
Im Großen und Ganzen wundert es mich irgendwie nicht, dass es Gerüchte gibt nach denen Pasolini auf Grund dieses Filmes ermordet worden sei. Er wurde angeblich von irgendwelchen Faschisten erpresst, nachdem man Bänder dieses Filmes entwedet hatte und später mehrmals überfahren am Hafen von Rom aufgefunden. Die Umstände konnte aber nie geklärt werden. Und das noch vor der Uraufführung.
Es fällt mir schwer, ein abschließendes Urteil zu diesem Film zu bilden und ich kann hier sowohl die Kritiker, als auch teilweise die Befürworter verstehen, möchte mich aber auf keine Seite festlegen. Wer kein Problem damit hat, tagelang Albträume zu haben, kann sich diesen Film gerne mal ansehen, denn er hat seine Bedeutung in der Filmgeschichte durchaus verdient, sollte sich aber vorher darüber im Klaren sein, womit er es hier zu tun hat.
IT 1975
R: Pier Paolo Pasolini
D: Paolo Bonacelli, Giorgio Cataldi, Umberto Paolo Quintavalle, Aldo Valletti
"Der Film spielt in der „Italienischen Sozialrepublik“, der sogenannten Republik von Salò, einem faschistischen Marionettenstaat im vom Deutschen Reich besetzten Norditalien. Vertreter des untergehenden Regimes, die als moralisch und sexuell verkommen beschrieben werden, halten adoleszente Männer und Frauen, die teilweise gewaltsam entführt wurden, mit Waffengewalt in einem Anwesen gefangen, um an ihnen hemmungslos ihre Triebe und Macht auszuleben. Die Behandlung der Gefangenen nimmt im Laufe der Zeit immer extremere Formen an, so bekommen sie Kot zu essen und werden wie Tiere an der Leine geführt..."
(http://www.wikipedia.de)
Eigentlich wollte ich mir ja "500 Days of Summer" ansehen, den ich schon seit Jahren bei mir rumliegen aber noch immer nicht gesehen habe. Da habe ich mich dann aber irgendwie vertan und bin dann hier gelandet.
Aber mal im Ernst, welche Motivation könnte jemand haben, sich diesen Film anzusehen?
Ich fand es immer interessant, mit welcher Vehemenz diejenigen, die den Film gesehen haben, ihn entweder total verissen oder auf Grund seiner mutigen Deutlichkeit und pädagogischer Bedeutung oder was auch immer bejubelt haben. Irgendwie so ähnlich wie bei "Uhrwerk Orange" oder "Kids", aber doch in einer ganz anderen Qualität.
Daher wäre es einem seriösen Filmforum wie dem unseren angemessen, wenn sich mal jemand bereit erklären würde, sich diesem Film auf objektive Weise anzunähern. ich habe mich hiermit geopfert, gut gefrühstückt und den Film im zweiten Anlauf komplett auf italienisch mit englischen Untertieln angesehen.
Stilistisch gesehen hat der Film durchaus einiges zu bieten. Die Kameraarbeit ist allererste Sahne und man weiß hier ganz genau, wie man mit Farben und Kontrasten so umgeht, dass sie den Inhalten des Filmes mal zuwiederlaufen, oder sie auch mal entsprechend unterstützen. Der Soundtrack (Ennio Morricone) passt sich dem auf gelungene Weise an und auch die Schauspielarbeit ist an einigen Stellen wirklich sehenswert. An der Aufmachung wurde hier also keineswegs gespart und alleine auf Grund dessen wäre es vermessen, diesen Film als billigen Trash-Film darzustellen, wie es viele gerne sehen würden.
Die Handlung ist im Ansatz durchaus interessant und hätte sogar viel mehr Potential gehabt, wenn Pasolini hier etwas weiter ausgeholt hätte und sich nicht so einseitig auf die Täter-Opfer-Phantasien beschränkt hatte. Darüber kann man aber natürlich streiten. Auf diese Weise kann man Pasolini natürlich, meiner Meinung nach auch zu Recht, vorwerfen, dass er die Handlung lediglich als Hintergrundkulisse für diese Phantasien missbraucht hat.
Was hier allerdings wirklich mehr als grenzwertig ist, ist die - freundlich formuliert - konsequente und - weniger freundlich formuliert - übertrieben voyeureuse Darstellung der Phantasieauslebung. Diese findet sowohl auf der visuellen, als auch auf der psychischen Ebene statt, was einem den Film ganz besonders schwer ertragen lässt.
Im Großen und Ganzen wundert es mich irgendwie nicht, dass es Gerüchte gibt nach denen Pasolini auf Grund dieses Filmes ermordet worden sei. Er wurde angeblich von irgendwelchen Faschisten erpresst, nachdem man Bänder dieses Filmes entwedet hatte und später mehrmals überfahren am Hafen von Rom aufgefunden. Die Umstände konnte aber nie geklärt werden. Und das noch vor der Uraufführung.
Es fällt mir schwer, ein abschließendes Urteil zu diesem Film zu bilden und ich kann hier sowohl die Kritiker, als auch teilweise die Befürworter verstehen, möchte mich aber auf keine Seite festlegen. Wer kein Problem damit hat, tagelang Albträume zu haben, kann sich diesen Film gerne mal ansehen, denn er hat seine Bedeutung in der Filmgeschichte durchaus verdient, sollte sich aber vorher darüber im Klaren sein, womit er es hier zu tun hat.